15. Ein Flirt der etwas anderen Art und das Wutmonster Hank

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15. Ein Flirt der etwas anderen Art und das Wutmonster Hank

Die zweite Akte war unauffindbar. Ich wühlte mich gefühlt durch einen riesigen Berg aus Papier und doch blieb sie verschollen, offenbar ebenso gut versteckt wie die bekannte Nadel im Heuhaufen.

Einen Moment lang sah ich zu Luke, der, als spüre er meinen unsicheren Blick und die unausgesprochene Frage, den Kopf hob. Kaum sichtbar verneinte er sie mit einem Schulterzucken. Das sollte wohl "Tut mir leid" bedeuten.

Mir war, als hätte man mir die Last der Welt auf die Schultern geworfen. Nun würde ich niemals die vollständige Wahrheit in Erfahrung bringen. Schlimmer noch: Nun könnte jemand anderes die vollständige Wahrheit in Erfahrung bringen. Und dann war ich sowasvon unten durch. Bei einfach jedem.

»Bekannte Mitarbeiter. Strucker hatte ne Menge Freunde«, so hatte Steve die Akten vorgestellt. Und dummerweise waren nicht alle Namen eben dieser unbekannt. Dummerweise waren auch die Namen meiner Eltern unter ihnen zu finden.

Jasmin, werdet ihr nun sagen, warum verschweigst du das den Avengers denn nur? Warum machst du nicht einfach reinen Tisch?

Tja, wie würdet ihr reagieren, wenn ihr erfahrt, dass eure verstorbenen Eltern grässliche Experimente an Menschen durchführten, die sie... veränderten?

Kurz nach der Sache mit den Chitauri und Loki hatte Steve mich beiseite gezogen. Noch heute erinnere ich mich allzu deutlich an sein ernstes Gesicht, das mein Grinsen verblassen ließ, und an seine Worte, die mir den Boden unter den Füßen wegrissen: »Ich weiß nicht sonderlich viel darüber, nur eines ganz sicher: der Tod deiner Eltern war kein Unfall.«

Schon einige Tage darauf hatte ich mich auf die Suche nach Antworten gemacht. Nach der Wahrheit. Über Monate hinweg war ich fort gewesen, hatte in den dunkelsten Ecken herumgestochert, um Steves Worten auf dem Grund zu gehen.

Vor ein paar Wochen hatte ich dann mit einem Hydra-Agenten geplaudert – oder vielmehr gedroht, sein wunderschönes, nagelneues, unglaublich teures Auto in die Luft zu jagen; und als das nicht klappte, das Auto mit ihm darin. Er war mit einem Mal ganz gesprächig geworden und hatte mir von der Bekanntheit meiner Eltern berichtet und zugegeben, dass Hydra sie in einige Projekte involvierte.

Dank Lukes Hilfe war es nicht sonderlich schwer gewesen, Hydras Stützpunkte zu finden und so hatte er mir schließlich auch Baron von Struckers Labore offenbart.

Etwas, das die schlimmsten Ahnungen Wirklichkeit und Undenkbares Realität werden ließ.

»Das ist doch scheiße«, murmelte ich halbherzig und ließ mich in einen Haufen Akten fallen. Kurz war ich versucht, einen Aktenengel zu machen, war dann jedoch zu faul und zu deprimiert, mich je wieder zu bewegen.

»Das sind ja grauenhafte Typen«, murmelte Bruce und ich verkroch mich noch tiefer in meinem Aktenhaufen.

Jetzt wäre doch der perfekte Zeitpunkt. Einfach heraushauen: Ja, und meine Eltern gehören zu diesen grauenhaften Typen. Lasst uns ein Gebet für sie sprechen.

»Warte, den kenn ich«, meinte Tony plötzlich.

Augenblicklich schoss ich wieder in die Höhe. Hatte er nun die Akte meines Vaters, Mark Strange, entdeckt, oder einfach nur jemanden, der uns wirklich weiterhalf?

»Aus alten Zeiten«, fuhr Tony fort und ich hielt den Atem an – »Treibt vor der afrikanischen Küste illegalen Waffenhandel« – und stieß ihn erleichtert wieder aus. Unter Steves ungläubigen Blick, verteidigte Tony sich augenblicklich. »Das sind Tagungen, okay? Leute treffen Leute. Ich hab ihm nichts verkauft.«

Jasmin Strange - Wir lassen Gras darüber wachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt