4. Ein neuer Idiot gesellt sich dazu und ich schreibe mit dem größten Idiot

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4. Ein neuer Idiot gesellt sich dazu und ich schreibe mit dem größten Idioten

»Wir konnten eines der Talente gefangen nehmen.«

Steves Stimme drang kaum zu mir durch, als hätte mir irgendein Idiot Watte in die Ohren gestopft, um mich zu ärgern. Mein Blick war auf den jungen Mann gerichtet, der seinerseits grinste, sodass ich glaubte, er hätte nicht mehr alle Socken in der Schublade.

Nein, dachte ich, kann ich überhaupt so ein Riesen-Pech haben?

»Und ich habe jemanden wiedergefunden«, grinste Tony. Jetzt richteten sich alle Blicke auf mich, nicht einmal dieser Talenten-Typie sah woanders hin. Weiterhin starrte er mich mit diesem bescheuerten Grinsen im Gesicht an. Überraschung und Erstaunen konnte ich in ihren Mienen lesen, so gut, als hätte ihnen jemand diese aufs Gesicht geschrieben.

Steve war es, der als erstes wieder herausfand, dass er sprechen konnte. »Jas, was machst du denn hier?« Nach der Schlacht gegen die Aliens hatte ich ihnen klar gemacht, dass es auf Dauer nervte, immer Jasmin genannt zu werden. Ich war es einfach nicht mehr gewöhnt, weder Luke noch seine Eltern nannten mich so. Seit Jahren war ich nur noch Jas (außer ich hatte was angestellt, dann konnte schnell noch mein Zweitname dazu kommen).

»Ähm... Ich statte euch einen Besuch ab?«, antwortete ich unsicher, wobei es eher nach einer Frage als einer Antwort klang. Notiz an mich selbst: Ich muss noch etwas an meine Lügen feilen.

»Warum ahntest du, dass wir hier sind?« Schon kam die nächste Frage von der Seite des Donnergottes. Er hatte sich wie alle anderen nicht großartig verändert (auch wenn ich Natascha und Clint nirgends sehen konnte, ging ich mal davon aus, dass sie nicht entschieden hatten, ihre Haare grün zu färben). Noch immer war er viel zu groß und viel zu muskulös, als dass ich Luke mit ihm vergleichen könnte. Einzig die blonden Haare hatten sie gemeinsam, und Thors waren um einiges länger.

Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. Zumindest hoffte ich, dass es gleichgültig wirkte, und nicht, als bekäme ich gleich ein Panikanfall und ein Loch im Bauch von den (noch nicht ganz so vielen, aber mehr als ausreichendenen) Fragen. »Luke.« Selbstverständlich wusste ich, dass ich meinen besten Freund nicht auch noch in die Sache rein ziehen sollte – am Ende bekam dann nur er Ärger –, aber eine bessere Ausrede wollte mir im Moment einfach nicht einfallen. Zumal es einfacher war, einen kurzen Namen zu sagen, anstatt in tausenden Sätzen zu erklären, warum es mich wirklich in diesen gottverlassenen Wald geführt hatte.

Der Helicarrier – ja, ich hatte endlich herausgefunden, wie diese Dinger hießen – wirkte etwas überfüllt. Dieses neue Talent, dessen braune Haare in alle Richtungen abstanden, als hätte ihm jemand einen Stromschlag verpasst (ein misstrauischer Blick in Thors Richtung); die Avengers mit Clint, der in der Mitte auf einer Trage lag und offensichtlich im Kampf verletzt worden war; und ich durfte natürlich auch nicht fehlen. Ich saß in einer Ecke und versuchte so wenig wie möglich aufzufallen, während mir Opernmusik um die Ohren geschmettert wurde. Okay, so laut war es auch nicht. Aber nervig. Und ich rede nicht von diesem "Das Baby des Nachbarn will einfach nicht aufhören zu schreien"-nervig. Viel mehr von dem "Die Drillinge, die nebenan wohnen, schreien den ganzen Tag durch die nicht schalldichten Wände"-nervig. Vielleicht lag das auch an meiner miesen Laune, mit der ich ganz bestimmt nicht irgendwo als Clown hätte auftreten können. Nicht, dass ich das gewollt hätte.

Meine Hände umklammerten mein Handy, während ich darauf wartete, dass Luke endlich antwortete. Den Blick hatte ich fest auf den viel zu grellen Bildschirm gerichtet, während ich mir überlegte, ob die Nachricht nicht doch zu anklagend war.

Jasmin Strange - Wir lassen Gras darüber wachsenWhere stories live. Discover now