R(evenge)/Epilog

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Ich hole tief Luft, als das Auto meiner Mutter vorfährt. Sie ist wohlauf. Mein Herz kann weiter schlagen.

Sofort laufe ich runter und empfange sie mit einer länger Umarmung an der Tür. Ihre Augen sind noch immer voller Angst. Sie ist alleine. Harry ist also noch dort.

Wir gehen sofort durch ins Wohnzimmer. "Ein Glas Wasser.", bittet meine Mutter mit gebrochenerer Stimme. Sofort springe ich auf und verschwinde in der Küche.

Als ich wieder komme, weint sie. Ich seufze und stelle das Glas auf den Tisch, dann nehme ich sie wieder in den Arm. "Haben sie dir was getan?", flüstere ich. "Nein, mir geht es prächtig. Aber ... Louis ... ich muss ... dir etwas sagen." Langsam schiebt sie mich von sich. Verwirrt von ihrer tiefen Trauer mustere ich aufmerksam ihr Gesicht. "Mum ... was ist passiert ..." Vor lauter Tränen bekommt sie kein Wort raus. Anstatt sie wieder an mich zu ziehen, mache ich ein paar Schritte zurück. "Mum ... wo ... ist ... Harry ..." Sie legt die Hände vor das gerötete Gesicht. In diesem Moment ist es, als bliebe die Zeit stehen. Als würde alles um mich herum gefrieren. "Mum, wo ist er!?", brülle ich aus vollen Lungen. "Es-es tut mit so leid, er-" Wieder muss sie abbrechen. "Haben sie ihn mitgenommen? Verletzt? Sag schon!" Meine Mutter lässt die Hände sinken und kommt auf mich zu. "Er liebt dich, Louis. Er liebt dich sehr. Er wollte, dass du das weißt. Aber er war der Meinung mich zu verlieren wäre für dich um einiges schlimmer, als ihn ... Er hat mir das Leben gerettet." Ihre Stimme versagt. "Aber was ist mit ihm-" Jetzt breche ich ab, als ich glaube es zu verstehen. "Ich kann keine Worte finden, die sagen könnten, wie leid es mir tut ..." Sie spricht, aber ich nehme sie nicht mehr wahr. Um mich herum beginnt sich alles zu drehen. Ich sinke auf die Knie und starre gerade aus. Starre ins Nichts, in die Leere, während sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammeln.

Und dann schreie ich. Meine Mutter stürzt sich auf mich und zieht mich an sich, aber ich kann nicht reagieren. Der Schmerz in meiner Brust strahlt in meinen gesamten Körper aus.

Während ich versuche zu realisieren, dass das hier kein Traum ist, wiederholen sich die Worte meiner Mutter in meinem Kopf.

Er hat dich geliebt.

"Louis, sag mir bitte, was ich machen kann ... Bitte, ich will für dich da sein, dir helfen ..." Ich hebe den Kopf und schüttle ihn langsam. Es gibt nichts, was mir helfen könnte.

Ich habe Harry genau eine Woche gekannt. Eine Woche, in der ich mehr erlebt habe, als mit sonst jemanden. Ich wusste kaum etwas über ihn. Das meiste eher negativ, traurig. Aber ich habe auch sein Lächeln gesehen, sein Lachen gehört. Die Hoffnung gesehen, die am Horizont auf ihn gewartet hat, dass es bald vorbei sein wird. Dass, was auch immer ihn verfolgt hat, bald für immer hinter ihn bleibt.

Und ich wäre da gewesen. Ich hätte seine Hand gehalten und dafür gesorgt, dass er damit nicht alleine sein würde.

Wir hätten ausgehen können. Kino, Restaurant, Trips. Wir hätten zusammen auf's College gehen können. Wir hätten ...

... So vieles tun können.

Und jetzt zerfällt alles in meinen Händen und rieselt wie Sand zu Boden. Alles, was ich tun kann, ist zusehen. Zusehen und hoffen, dass der Schmerz bald besser sein wird. Hoffe, dass sein Opfer ihn doch noch in den Himmel gebracht hat. Denn egal was er über sich selbst gesagt hat ...

Für mich war er wie ein Engel.

Für mich war er wie ein Engel

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