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Sprachlos starre ich aus dem Fenster und sammle mich. Ich habe mich in einen Mörder verliebt. Gut, das ist zwar erst danach passiert, aber ...
"Louis, bitte sag was.", fleht er mich an. "Wo ist dein Piercing?" Seine Brauen ziehen sich zusammen. "Im Ernst?" Ich bleibe hartnäckig und verschränke die Arme. "Ich will es einfach hinter mir lassen. Alles. Es sind kleine Dinge, die mich daran erinnern. Ich habe es rausgenommen nachdem ..." Mein Herz zieht sich zusammen. "Du hast wirklich einen Menschen ungebraucht?" Er sieht kurz zu mir. "Zwei." Dann schweige ich wieder. Es ist merkwürdig neben ihm zu sitzen, überhaupt bei ihm zu sein. Wenn er dazu in der Lage ist, weiß ich nicht, wie viel Angst ich jetzt vor ihm haben muss.

"Wir sollten eine Pause machen.", bemerke ich später, "Du brauchst einen Kaffee oder sowas." Ich lege meine Hand auf sein Bein und streiche mit meinem Daumen drüber. Harry sieht kurz zu mir und hebt die Braue. "Du bist wirklich niedlich, wenn du dir Sorgen machst." "Lenk nicht ab.", schnaube ich und suche im Navi nach der nächsten Raststätte. "10 Meilen noch. Guck, da ist sogar ein Motel bei." Sein Blick wird zweifelnd. "Harry, wir sind mitten in der Pampa, hier wird uns niemand finden." Er schüttelt den Kopf. "Du weißt nicht wozu die in der Lage sind." Fragend nehme ich mein Handy weg und mustere ihn. "Die? Wer sind die? Harry wenn du mir nicht alles sagst, was ich wissen muss, bin ich raus." Seine Hände verkrampfen sich. Ich drehe mich zu ihm. "Ich will dir nicht drohen, aber ... du lässt mir keine andere Wahl." "Ich weiß! Ich weiß Louis. Ich versuche es, okay? Lass uns erstmal zum Motel. Ich bin müde."

Natürlich tue ich ihm den Gefallen und halte meine Klappe, bis wir für eine Nacht einchecken und und auf das schmale Doppelbett fallen lassen. Ich betrachte das Zimmer. Für den Preis ist es km Ordnung. Aber nichts wo ich länger bleiben würde.
Harry's Hand legt sich an meine Wange. Im Gegensatz zu mir liegt er nicht auf dem Rücken, sondern auf dem Bauch und sieht mich ausdruckslos an.

"Louis?"

"Harry?"

"Wie kommt es eigentlich, dass immer ich derjenige mit einer beschissenen Vergangenheit bin? Warum hab ich immer so einen Scheiß durchgemacht?"

Ich lächle und drehe mich auf die Seite zu ihm.

"Du beschwerst dich? Ich bringe mich jedes Mal in Lebensgefahr, um dich zu retten. Dieses Mal sogar meine Mutter."

Lachend streicht er mir durch's Haar.

"Unsere Autorin muss ein ziemliches Problem haben. Ist es nicht so, dass Menschen in Geschichten, die sie schreiben, immer etwas persönliches mit einbauen?"

Harry sieht kurz auf meine Lippen, als ich nicke.

"Eine Art Selbsttherapie. Glaubst du, es hat ihr bisher geholfen?"

Ich setze mich auf und sehe zum kleinen Fenster hinüber.

"Ich weiß es nicht. Aber sie beendet diese Geschichtet hier gerade, indem wir auf einmal hierüber reden. Sie ist wohl einfach nicht im Stande länger zu schreiben."

Harry setzt sich ebenfalls auf und küsst meine Schulter.

"Du meinst für immer?"

"Nein, das glaube ich nicht. Aber man sollte so etwas nicht erzwingen. Sonst kommt nur Müll wie jetzt gerade dabei heraus."

Lachend reibe ich die Hände aneinander und sehe auf meinen Schoß.

"Und wie geht es jetzt mit uns aus? Gibt es für uns ein Happyend?", will Harry wissen und geht hinüber zum Fenster.

Ich lächle kaum merklich und beobachte ihn.

"Ja. So wie wir immer eines von ihr bekommen haben. Aber weißt du, manchmal muss auch ein gutes Ende offen bleiben."

Harry sieht zu mir und verschränkt die Arme.

"Das klingt ganz schön bescheuert."

Ich nicke.

"Ich weiß."

Pretty in PunkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt