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~POV Kostas~

Okay, heute musste ich es ihm einfach sagen. Aber wie? 'Mik, Lucy ist schwanger von mir.' Nein, ich weiß nicht. Kommt das nicht komisch rüber? Aber wie sollte ich es ihm sonst sagen? Am Liebsten würde ich es ihm gar nicht sagen, weil ich Angst habe, dass unsere Beziehung dann darunter leidet. Jetzt wo sich gerade alles wieder aufbaut, aber wenn ich es ihm jetzt nicht sage, dann ist es vielleicht zu spät und er wird wütend auf mich sein, wenn Lucy plötzlich mit einem Kind vor unserem Haus steht. Durch den plötzlichen Kuss von Mik, wurden meine Gedanken unterbrochen. "Guten Morgen. Du siehst ganz schön nachdenklich aus.", lachte er. "Ich bin noch müde.", lachte auch ich. Okay, jetzt oder nie. "Mik?", sagte ich vorsichtig. "Ja?" Er setzte sich gegenüber von mir an den Küchentisch und schaute mich an. 'Lucy ist schwanger.' 'Ich werde Vater.' Nein, so konnte ich ihm das nicht sagen.

"Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn du ein Kind hast."

"Was hast du gesagt?", fragte ich ihn. "Ähm... Nix? Du wolltest mir doch was sagen." Hab ich mir das jetzt gerade nur eingebildet? "Also... was ich dir sagen wollte ist, dass..." Okay, das ist wirklich schwerer als gedacht. "Dass ich... Also wegen Lucy...." Man, kann ich auch mal einen vernünftigen Satz raus bringen? "Ist alles okay?", fragte Mik besorgt. "Ja. Also..." Jetzt aber. "Ich bin einfach nur froh, dass das mit Lucy endlich vorbei ist." Na super. Das wollte ich doch gar nicht sagen. "War das jetzt so schwer zu sagen? Oder warum hast du die ganze Zeit wieder deinen Satz unterbrochen?" "Ach, keine Ahnung. Es noch früh am morgen.", lachte ich. Soweit ich wegen dieser Lüge, die ich Mik gerade erzählt hatte, lachen konnte. Ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Keine Ahnung, warum ich davor so eine Angst habe, aber immer wenn ich es ihm erzählen will, kommen andere Sätze dabei raus. "Ich werde gleich mal zu meinen Eltern gehen und meine Sachen einpacken. Willst du mit?", fragte Mik mich und holte mich erneut aus meinen Gedanken. "Würde ich gerne, aber ich muss selber noch zu meinen Eltern. Du weißt schon, sie sind immer noch nicht begeistert über unsere Beziehung und ich will mit ihnen reden." Mik nickte verständlich und ging dann los zu seinen Eltern. Eigentlich wollte ich gar nicht zu meinen Eltern, sondern einfach nur raus an die Luft um einen klaren Kopf zu bekommen. Wieso fällt es mir so schwer Mik einfach die Wahrheit zu sagen. Ich hatte doch eigentlich gar nichts zu verlieren. Entweder erzähle ich es ihm und es besteht die Chance, dass er sauer ist und vielleicht nicht mehr mit mir zusammen sein will. Oder ich erzähle es ihm nicht und er findet es alleine raus und dann ist er definitiv sauer und will nicht mehr mit mir zusammen sein.

"Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn du ein Kind hast."  

Ja, super. Diese Stimme hilft mir gerade wirklich viel.

"Ich will einfach, dass Lucy aus unserem Leben verschwindet. Wenn du jetzt ein Kind mit ihr bekommst, dann wird sie für immer in unserem Leben bleiben und das will ich nicht. Es tut mir leid, aber wir können nicht zusammen sein."

"Du musst für das Kind da sein. Und wenn deine Eltern nicht wollen, dass wir zusammen sind, damit du das Kind sehen kannst dann ist es halt so. Lass uns lieber getrennte Wege gehen."

"Ein Kind?! Ich will kein Kind mit dir groß ziehen! Das kannst du alleine machen!"

"Du musst dich entscheiden! Entweder ich oder das Kind."

Ich hoffe nicht, dass er so reagieren wird. Vielleicht reagiert er ja auch ganz gelassen. Hoffentlich. Nachdem ich eine Stunde einfach nur durch die Stadt gelaufen bin und wieder nach Hause kam, lag vor unserer Wohnungstür ein Brief. Es war ein einfacher weißer Briefumschlag auf dem kein Absender und sonst irgendwas stand. Ich nahm ihn mit in die Wohnung und öffnete ihn vorsichtig. Dort drin war ein Zettel und ein Ultraschallbild. Auf dem Bild konnte man noch nicht viel erkennen, also las ich mir den Zettel durch.

Süß, oder?
Man kann zwar noch nicht viel sehen und auch nicht erkennen was es wird, aber ich habe mir schon Namen für beide Geschlechter überlegt.
Wenn es ein Junge wird, könnten wir ihn doch Linus, Julian oder Lukas nennen. Oder wenn es ein Mädchen wird Elena, Ava oder Mira.
Natürlich hast du auch ein Recht zu entscheiden wie das Kind heißen soll. Ich hoffe auf jeden Fall, dass es deine braunen Augen bekommt und deine Haarfarbe. Ich hoffe ja, dass es ein Mädchen wird, obwohl ein Junge bestimmt auch nicht schlecht wäre. Dann kannst du mit ihm Fußball spielen gehen. Wie werden die perfekte kleine Familie werden, das verspreche ich dir.

Hab dich lieb, Lucy.

Ich zerknüllte das Blatt und warf es in den Mülleimer, das Ultraschallbild schaute ich mir nochmal an. Es war wirklich noch nicht viel zu erkennen, außer ein kleiner Punkt. Und das soll mal ein Kind werden. Mein Kind. Ich konnte es immer noch realisieren und wusste auch nicht, ob ich das unbedingt wollte. Lucy klang in dem Brief so, als würde sie sich ziemlich auf das Baby freuen. "Hey! Bin wieder da.", rief Mik aus dem Flur. Schnell versteckte ich das Bild in meiner Hosentasche. "Hey. Soll ich dir beim auspacken helfen?" "Das geht schon, mein Vater ist heute schon zweimal hier her gefahren und hat ein paar Kartons ins Schlafzimmer gestellt. Das hier ist der Letzte. Aber jetzt erzähl mir erstmal, wie das Gespräch mit deinen Eltern verlaufen." "Oh naja.... Sie... Sie waren nicht zu Hause, ich werde in den nächsten paar Tagen nochmal hingehen." "Achso, okay. Ich war aber nicht nur bei meinen Eltern um meine Sachen zu holen, sondern habe auch eine Überraschung für dich. Warte hier." Eine Überraschung? Er machte es mir echt nicht leicht, ihm das mit Lucy und dem Baby zu erzählen. "Und zwar, habe ich mir überlegt, dass wir mal wieder in den Urlaub fahren." "Klar! Wohin?" "Ich weiß, wir hatten gesagt, dass wir nach Ibiza fahren, aber ich hab da etwas besseres gefunden."

Alles nur Betrug? (Fortsetzung von 'Der neue Nachbar')Where stories live. Discover now