• Fünfundzwanzig •

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"Kim", brachte ich gerade so hervor.
In ihrem Gesicht konnte ich nicht auch nur die Spur von Trauer erkennen, alles was ich sah, war der Hass, der in ihren Augen glitzerte.
"Oh, du kannst dich an meinen Namen erinnern. Vielleicht ja auch an den meines Mannes, wo du ihn doch gestern umgebracht hast", zischte sie.
Sie hatte recht. So verdammt recht.
"Das tut mir leid. Wirklich. Es rechtfertigt meine Tat vielleicht nicht, aber darf ich sie daran erinnern, dass ihr Mann zuerst meinen Bruder getötet hat?", antwortete ich ebenfalls bissig.

Stefan. Er hatte Stefan getötet. Was wahrscheinlich wirklich meine Schuld war.
Sie wollte gerade etwas sagen, doch ich ließ sie nicht einmal anfangen zu sprechen.
"Wissen sie was, Kim? Ihr Mann hat meinen Bruder  umgebracht. Ich habe ihren Mann umgebracht. Wenn man alles objektiv betrachtet könnte man doch gerade meinen, wir seinen quitt, oder nicht?"
Danach stand ich auf, zog mir meine Jeansjacke über und verließ das Café.
Ich wollte jetzt ganz bestimmt nicht mit ihr Gespräche führen, in denen sie mir erklären würde, wie sehr sie sich an mir rächen würde.

-

Zwei Wochen nach Stefans Tod hatten es alle wieder wenigstens halbwegs auf die Reihe gebracht, in den Alltag zurück zu finden.
Nun ja, alle, außer Damon. Nach wie vor hatte er die Menschlichkeit abgestellt und gab mir die Schuld am Tod unseres Bruders. Mir hätte das an sich nicht viel ausgemacht, doch die Tatsache, dass er Recht hatte, traf mich jedes Mal erneut wie ein Schlag ins Gesicht.
Deswegen war ich auch mehr als froh und dankbar für die Zeit, die ich nicht zu Hause oder irgendwo anders verbringen musste, wo er sich ebenfalls aufhielt.

 Genau so war es diesen Abend.
Um meine Zeit nicht zu Hause verbringen zu müssen, hatte ich mich Freitagabend mit Caroline und Bonnie im Grill getroffen.
An sich war es ein wirklich schöner Abend, an dem Stefans Tod ausnahmsweise nicht zum dramatischen Hauptthema gemacht wurde. 

Es war bereits nach Mitternacht, als ich mich langsam auf den Rückweg machte.
Es war kühler geworden und vereinzelte Regentropfen fielen vom Himmel, weswegen ich meine Jacke enger um mich zog. Ich wollte nicht nach Hause.
Damon war mein Bruder und ich liebte ihn, aber ich wollte mir nicht schon wieder anhören müssen, woran ich Schuld war, aber dass es ihm eigentlich nichts ausmachte und es ohne unseren Bruder im Haus endlich mal angenehm still war.

"Ist es nicht etwas leichtsinnig, allein so spät durch die Straßen zu laufen?", fragte plötzlich jemand hinter mir und mein Herz machte einen Satz. Erschrocken drehte ich mich um. Kol, natürlich. Seine Stimme hätte ich unter hunderten erkannt, auch wenn ich das nie im Leben zugegeben hätte.
"Was sollte mir denn schon passieren?", fragte ich verschränkte die Arme vor der Brust. Er grinste schief.
"Oh, ich weiß nicht... Ein gefährlicher Urvampir könnte dich verfolgen und kidnappen."
Ich lachte leise und verdrehte die Augen. "Gefährlich, natürlich."
Er kam ein paar Schritte auf mich zu und wir liefen gemeinsam weiter. 

"Wie geht es dir?", fragte er, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten und es klang, als wöllte er es wirklich wissen.
"Oh, wenn das eine psychologische Analyse werden soll, hast du definitiv den falschen Moment erwischt", meinte ich und legte so viel Sarkasmus wie möglich in meine Stimme.
Für einen kurzen Moment berührte sein Oberarm beim Gehen meine Schulter und es fühlte sich an, als würde sich von dort an ein Kribbeln in meinem Körper ausbreiten. Oh oh.
Langsam konnte ich meine Gefühle mir selbst gegenüber nicht mehr leugnen. 

Kurz lachte er, doch nur wenig später fragte er erneut: "Ich meine es ernst, Delilah. Geht es dir gut?"
Ich hatte das Gefühl, er war der erste seit zwei Wochen, der keine Angst vor meiner Antwort hatte.
Ich lachte auf, doch es klang nicht freudig, eher kalt und trocken.
"Natürlich. Mein einer Bruder ist tot, der andere hat die Menschlichkeit abgestellt und gibt mir die Schuld an Stefans Tod. Aber ja, mir geht es fantastisch."
Oh nein, eigentlich hatte ich das nicht sagen wollen. "Tut mir leid", schob ich rasch hinterher.

 Langsam begann es richtig zu regnen und ich hielt Ausschau nach der nächsten Überdachung, unter der wir Schutz suchen könnten.
Er lachte und drehte sich so, dass er vor mir stand und ich gezwungenermaßen vor ihm stehen bleiben musste.
Mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen und schlug dann umso schneller weiter.

 "Erstens gibt es nicht, was dir leid tun sollte...", er hielt kurz inne und dein Gesichtsausdruck wurde ernsthafter, "...und zweitens ist der Tod deines Bruder keines Falls deine Schuld. Niemand hat daran Schuld, außer dem Mann, der ihn umgebracht hat."
Ich seufzte und schaute zur Seite.
Wir standen mitten im Regen und einige meiner Haarsträhnen klebten mir dank des kalten Wassers bereits im Gesicht. 

"Ich habe seine Frau angreifen wollen, weil sie uns gedroht hat. Dann hat Jack Stefan getötet und danach habe ich ihn umgebracht. Daher kam das Blut. Es war nicht mein eigenes."
"Ich hätte nicht nur ihn getötet. Und ich wusste, dass es nicht dein eigenes Blut war." Verwundert legte ich den Kopf schief.
"Woher?"
"Ihr habt unterschiedliche Blutgruppen. Das ist eindeutig, sein Blut riecht um einiges süßer." Ich konnte ein Lachen nicht zurückhalten, was ihn zum Grinsen brachte.
"Das ist gruselig, Kol Mikaelson", sagte ich immer noch lächelnd, drehte mich um und lief weg. Ich wollte definitiv aus dem Regen, doch Kol hielt mich am Unterarm fest, woraufhin ich mich umdrehte.

 Er war mir um einiges näher, als ich gedacht hätte.
"Ich glaube du magst mich trotzdem", sagte er leise und grinste.
Mein Herz schlug um einiges schneller als vorher und ich konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte. Gott, dieser Urvampir ging mir auf die Nerven!
"Ach wirklich?", fragte ich provokant und mein Blick blieb gegen meinen Willen kurz an seinen Lippen hängen.
Ohne noch etwas zu erwidern zog er mich zu sich und legte seine Lippen auf meine.
Das war der Moment, in dem in einem Brustkorb ein Feuerwerk explodierte.

》Salvatore-Sister || TVD/TO《Where stories live. Discover now