• Siebenundvierzig •

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Als ich am nächsten Tag nach Hause kam, zog ich die Tür bewusst leise hinter mir zu und wollte einfach in mein Zimmer verschwinden, doch so einfach wie ich mir das vorgestellt hatte war das bei weitem nicht.
Ich wollte gerade eben zur Treppe schleichen, doch noch bevor ich diese erreicht hatte stand auf einmal mein älterer Bruder vor mir und funkelte mich an.

"Wirklich?", fragte ich genervt und verdrehte die Augen.
"Ich bitte dich, Rose - Du warst über Nacht weg, obwohl wir noch nicht einmal das peinliche Aufklärungsgespräch geführt haben!", tadelte er mich, doch in seiner Stimme konnte ich deutlich die Ironie erkennen.
"Oh, tut mir wirklich leid, dass ich dir diesen Moment genommen habe", antwortete ich und schob mir an ihm vorbei, um in mein Zimmer zu gehen.
"Halt", sagte er laut. Was wollte er denn noch?
"Was?", fragte ich und drehte mich um.
"Dieses Oberteil kenne ich nicht."
Oh oh.

Nachdem ich bei Kol eine Dusche genommen hatte, war ich nicht in der Lage gewesen, mein Top von gestern wieder zu finden.
Deswegen hatte ich mir ein T-Shirt genommen, das eigentlich Kol gehörte, doch da es mir viel zu groß war, wunderte es mich nicht, dass Damon so schnell festgestellt hatte, dass es nicht  mir gehörte.
"Es gehört Kol. Zufrieden?", antwortete ich knapp.
"Erst wenn ich ihm den Kopf abgerissen habe. Aber ja, du kannst jetzt gehen."
Erleichtert seufzte ich und verschwand so schnell es ging in meinem Zimmer, bevor ihm noch etwas einfiel, was er zu bemängeln hatte.

Ich hatte das Gefühl, dass als ich meine Zimmertür schloss, alles über mir zusammenbrach, was ich die letzten vierundzwanzig Stunden erfolgreich verdrängt hatte.
Dass sieben Jahre meines Lebens nichts als eine einzige Lüge waren und ich noch nicht einmal alle Erinnerungen dieser sieben Jahre zurück bekommen hatte. Wie viele würden noch kommen? Wie viele gute Erinnerungen an unsere Mutter? Oder, was mir viel mehr Sorgen bereitete, wie viele Erinnerungen, von denen ich nicht einmal wissen wollte, dass sie existierten?

Sorgfältig schob ich diesen Gedanken beiseite und versuchte mich mit einem Buch abzulenken, was leider jedoch nicht halb so gut funktionierte, wie ich gehofft hatte. Als ich gerade mit dem Gedanken spielte, einfach Damon weiter zu nerven, klingelte mein Handy.

Als ich Kols Namen auf dem Display sah bildete sich ohne, dass ich es bemerkte ein Lächeln auf meinem Gesicht.
"Ja?", meldete ich mich und legte das Buch aus der Hand.
"Hast du gerade etwas wichtiges zu tun?", fragte er.
"Ganz und gar nicht."
"Würdest du mich dann bitte auf einen Drink im Grill treffen?"
"Kol, es ist fünf Uhr mittags", erwiderte ich gespielt tadelnd, woraufhin er lachte.
"Fast schon abends. Also, kommst du oder muss ich dich aus deinem Zimmer zerren?"
"Ich bin in zehn Minuten da."

Nachdem ich einen missbilligenden Blick von beiden meiner Brüder kassiert hatte, hatte ich trotzdem erhobenen Hauptes das Haus verlassen, um zum Grill zu gehen.
Der einzige Grund, weswegen Damon und Stefan mir nicht wirklich widersprachen und versuchten mir Treffen mit Kol zu verbieten war, dass beide vermutlich immer noch ein schlechtes Gefühl hatten, da sie mir damals die Erinnerungen genommen hatten.

Draußen war es kühl, doch als Vampir machte mir das absolut nichts aus.
Das war auch wieder eine der Sachen, die ich daran mochte ein Vampir zu sein. Dazu kamen natürlich noch die Geschwindigkeit, die verstärken Sinne, die Unsterblich- auf einmal hörte ich etwas hinter mir, doch in diesem Fall ließ mich meine Vampir-Geschwindigkeit völlig im Stich.

Noch bevor ich mich umdrehen konnte spürte ich zwei Hände, die sich an meinen Kiefen legten, um mir den Kopf brutal herumzudrehen.
Das letzte was ich hörte, bevor ich mein Bewusstsein verlor war das widerliche Knacken meines Genicks.

Tut mir leid, dass so lange nichts kam :(

》Salvatore-Sister || TVD/TO《Where stories live. Discover now