Tainted Wings {k.sj} - #Wattys2020

➰24th Chapter➰

Taehyungs kleine Tanz-Therapie hatte wirklich Wunder bei Danbi bewirkt, denn sie hatte wunderbar geschlafen und war heute morgen tatsächlich freiwillig aufgestanden, ohne ihren Wecker dabei zu massakrieren. Dass sie heute Jin zugeteilt war, schmälerte ihre gute Laune nicht im Geringsten, sondern steigerte sie sogar noch etwas, als sie sich auf dem Weg zu dem Studio befand, in dem Jin auf sie wartete. Irgendwie kam es ihr so vor, als hätte sie ihn lange nicht mehr gesehen, deshalb freute sie sich umso mehr, als der Blondschopf in ihr Sichtfeld schlenderte.

"Da bist du ja.", bemerkte er lächelnd und umarmte sie freundschaftlich, bevor er ihr in die Seiten piekste und sie quietschend auffuhr.

Er lachte und ignorierte ihr wenig beeindruckendes Funkeln, als er voran ins Studio ging, wo zu ihrer Verwunderung Pdogg und Slow Rabbit saßen und sie freudig begrüßten. Was sie hier machten, wusste sie nicht, aber wahrscheinlich würde sie es irgendwann erfahren. Jedoch war das doch eigentlich Jins Zeit, oder nicht? Jins Zeit, damit er an seinem Song schreiben konnte. Wieso hielten sie seine Konzentration auf?
Noch immer leicht verwirrt, setzte sich Danbi auf ein weißes Sofa, das ziemlich abgeschieden in der Ecke des Raumes stand, doch sie hörte noch immer jedes Wort, das die drei miteinander sprachen.

"So, Jin...", begann Pdogg und seine eigentlich sehr entspannte Miene wurde fachmännisch. "Hitman hat ja gesagt, dass das Album deine Chance zu glänzen sein soll, da du in den Umfragen ja ziemlich unbeliebt bist. Als Visual solltest du eigentlich beliebter sein... Deshalb möchten wir dir einen kraftvollen, aufregenden Song schreiben, damit du etwas mehr herausstichst..."

Danbi klappte vor Entsetzen der Mund auf und sie starrte den Producer ungläubig an. Das hatte er nicht wirklich gesagt?! Jin mochte ein Idol sein, aber er war auch ein Mensch! Er hatte Gefühle! Was fiel ihm ein, ihm einfach ins Gesicht zu klatschen, dass er eigentlich als Visual der Gruppe versagt hatte? Waren diese Typen mal auf einem Fansign gewesen? Hatten sie mal gesehen, wie viele Mädels umfielen, wenn Jin diese Nummer mit der Kusshand abzog?
Er hatte in keinster Weise versagt! Wenn er so wenig Lines bekam, was sollte er anderes tun? Er konnte sich nicht ständig in den Vordergrund drängen, das mochten Fans auch nicht. Wieso wurde die Schuld also auf ihn geschoben, wenn die Verteilung des Textes nicht an ihm lag?!

Danbi versuchte, ihre Ohren auf Durchzug zu stellen, damit sie das Gespräch nicht noch weiter zum Kochen brachte. Aus genau diesem Grund war sie manchmal wirklich froh, dass sie nur eine Undergroundrapperin war und sich ihre Texte selbst einteilen konnte. Sie konnte schreiben, was sie wollte, aber diese Idioten wollten Jin selbst das abnehmen. Das war kein Solo mehr, das war Theater... Es war unfair.

"Ich möchte den Text trotzdem selbst schreiben...", murmelte Jin, der den Kopf gesenkt hielt und sich zu schämen schien.

"Bist du dir sicher? Du hast noch nie selbst geschrieben, oder?", fragte Slow Rabbit, etwas sanfter.

"Zur Not kann Danbi mir helfen. Sie ist sowas wie eine Songwriterin. Bitte, ich möchte wenigstens etwas beisteuern..", flehte ihr bester Freund beinahe, was Danbi der Weißglut nur näher trieb.

"Gut...", nickte Pdogg und die beiden Producer standen auf. "Wir geben dir 'ne Chance, aber wenns nicht harmoniert, übernehmen wir."

Jin nickte nur und wartete, bis die beiden draußen waren, bevor er schwer ausatmete. Er schien die Luft angehalten zu haben, um nichts zu sagen, das er bereuen konnte. Danbi hatte Mitleid mit ihm und setzte sich ihm gegenüber, bevor sie ihre Hände aufmunternd auf seine legte. Normalerweise war er von sich selbst immer so überzeugt, nichts konnte ihn niederringen, doch jetzt saß er vor ihr wie ein Häufchen Elend und sie hasste es, ihn so zu sehen. Zur Not schrieb sie diesen blöden Song allein, nur sie wollte Pdogg und Slow Rabbit die Genugtuung, wenn Jin vielleicht keinen Song auf die Beine stellen konnte, nicht gönnen. Er hatte es verdient, sich selbst auszudrücken und sie würde ihm im Ernstfall helfen, um alle atemlos zu machen, wenn sie ihm zuhörten. Das war sie ihm auch irgendwie schuldig, denn jetzt konnte sie endlich mal für ihn da sein.