➰51st Chapter➰

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Danbi erwachte ruckartig aus ihrem Traum. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, als wollte es aus seinem Käfig ausbrechen und der Situation entfliehen, in der es sich gerade im Traum befunden hatte. Verunsichert fasste sie sich an den Kopf, versuchte die Sternchen, die vor ihren Augen tanzten, zu verdrängen. Wieso träumte sie, dass sie mit Jimin schlief und warum hatte sich dieser Traum so erschreckend real angefühlt?
Langsam setzte sie sich im Bett auf, darauf bedacht, ihre Kopfschmerzen nicht noch zu verschlimmern, doch als ihre Decke von ihren Schultern rutschte, hatte sie plötzlich andere Sorgen als das Pochen in ihrem Kopf. Sie war nackt.
Die Erinnerung an letzte Nacht schoss zurück in ihren Kopf und sie war für einen Moment wie versteinert, bevor sie es wagte, ihren Kopf langsam zur Seite zu neigen -alles schrie in ihr, flehte, dass es nicht wahr war. Doch ihre Gebete blieben ein weiteres Mal unerhört.
Jimin lag neben ihr; sein violettes Haar fiel ihm wüst ins Gesicht und bebte ab und zu, wenn er atmete. Seine muskulösen Arme umarmten das Kissen, auf dem sein Kopf ruhte und diese Position gab ihr Sicht auf seinen makellosen Rücken, den sie gestern Nacht mit Markierungen und Kratzern befleckt hatte.
Tränen stachen in ihre Augen, als sie realisierte, was sie getan hatte und bevor sie sich versah, war sie aufgesprungen, die Tagesdecke eng um sich gewickelt, und eilte ins Badezimmer. Mit zitternden Fingern schloss sie die Tür ab und ließ sich an ihr herabsinken, bis sie die leichte Kälte des Bodens unter sich wahrnahm.
Es war, als würden tausend Dämme in ihr brechen, obwohl sie nicht genau wusste weshalb. Alles was sie wusste war, dass sie Reue fühlte. Nicht die Reue, wie in Ich-hab-dein-Handy-kaputt-gemacht-Reue, sondern wie in Ich-hab-mit-einem-meiner-besten-Freunde-geschlafen-Reue. Die Art, die sich durch dein Gehirn fraß, bevor es dein Herz Stück für Stück in winzig kleine Fetzen zerrupfte, nur um diese Fetzen dann wieder zusammenzusetzen, dann Säure drüber zu kippen und es elendig verenden zu lassen. Sie hatte das Versprechen gebrochen, Jin würde fuchsteufelswütend sein...
Jin...
Als ihr der bloße Name im Kopf erschien, rannen mehr Tränen über ihre Wangen und sie konnte ihr Schluchzen nicht mehr kontrollieren. Wieso tat es so weh, wenn sie an ihn dachte? Warum schämte sie sich so sehr? Sie hatte viele One Night Stands gehabt... Aber so hatte sie sich nie gefühlt...
und Jimin... was hatte sie ihm nur angetan? Sie hätte ihn sofort zurückweisen müssen, doch das hatte sie nicht...

„Danbi?... ist alles in Ordnung?", sie zuckte zusammen, als Jimins unsichere Stimme zu ihr drang und er an der Tür klopfte.

„J-ja alles ok.", rief sie, wobei ihre Stimme so jämmerlich versagte, dass sie am liebsten ihren Kopf gegen die Wand geschlagen hätte.

Jimin konnte nichts dafür und er sollte sie so nicht sehen, aber irgendetwas in ihr war zerbrochen und sie konnte es nicht mehr zusammenfügen.

„Danbi... Noona... komm schon. Lass mich rein... ich hör doch, dass du weinst.", auch seine Stimme brach und ließ Danbi noch stärker weinen. „Es tut mir leid! Es tut mir alles so unglaublich leid! Ich hätte mich nie in dich verlieben dürfen. Ich hätte nicht so selbstsüchtig sein dürfen... bitte verzeih-"

Sein Satz brach ab, wurde von einem herzzerreißendem Schluchzer verschluckt. Auch wenn sie sich eigentlich im Bad verstecken wollte, bis sie alt und grau war, sie konnte es nicht ertragen, dass Jimin sich für alles die Schuld gab. Man konnte nicht steuern, in wen man sich verliebte. Also stand sie auf, schloss die Tür auf und öffnete sie, um einen verheulten Jimin preiszugeben. Sie selbst sah wahrscheinlich nicht besser aus.

„Noona...", flüsterte er gequält, bevor seine Augen ein weiteres Mal überschwappten.

Der Jüngere wirkte zerbrechlicher als eine Glasstatue, als sie ihn in den Arm nahm und er an ihrer Schulter begann zu weinen. Wie hatte sie nur zulassen können, dass er sich so fühlte? Was lief falsch bei ihr?! Warum verletzte sie jeden, der sie gern hatte?

„I-ich werde es den Jungs sa-sagen... Jin-Hyung wird mich hassen, aber... ich-ich..", Danbi zuckte heftig zusammen, was Jimin einhalten ließ.

Unsicher löste er sich von ihr und sah ihr mit fragenden, wässrigen Augen ins Gesicht, das vor Angst versteinert war. Jin durfte es nicht wissen. Alle, aber nicht Jin. Sie würde ihn verlieren und das durfte nicht passieren!

„N-nicht Jin... Er- er wird- er darf es nicht er-erfahren, b-bitte.", ihre Stimme brach mehrmals ab, da ein dicker Kloß ihren Hals blockierte und ihr die Luft abschnürte.

Erneut traten ihr Tränen in die Augen und schwappten über, ohne dass sie es kontrollieren konnte. Sie hatte solche Angst, dass sie Jin verlieren würde. Es schien ihr in diesem Moment unmöglich ohne ihn und bei dem Gedanken schmerzte ihr ganzer Körper, als würde man ihr die Luft zum Atmen nehmen.

„N-noona... Liebst du Jin-Hyung?", fragte der Violetthaarige und seine Augen weiteten sich leicht, als hätte er etwas begriffen.

„Wa-was? Ich? J-Jin? Nie-", doch sie konnte das Wort nicht aussprechen; sie begriff in diesem Moment, dass es gelogen wäre. „D-das kann ni-nicht sein..."

Ihre Arme, die Jimin gerade noch umarmt hatten, fielen leblos gegen ihren Körper und sie spürte, wie ihr Blick starr wurde. Ihr Herz raste in ihrer Brust, als würde es so dem Schmerz, der auf sie wartete, entkommen können. Den Schmerz, den die Erkenntnis mir sich bringen würde: Sie war verliebt. In ihren besten Freund, mit dessen bestem Freund sie gerade geschlafen hatte.
Wie konnte sie so blöd sein? Sie hatte alle Symptome gezeigt, die in jeder noch so schlechten Seifenoper auftauchten und trotzdem hatte sie nichts gemerkt?!

„O-oh Gott, Noona! I-ich wusste nicht-", Jimin schlang panisch seine Arme um sie, versuchte ihr etwas Trost zu spenden, doch es brachte nichts.

Danbi konnte es nicht fassen... zehn Jahre! Zehn Jahre hatte sie nichts gefühlt und jetzt... jetzt... hatte sie alles zerstört. Verdiente sie das hier? Wahrscheinlich. Denn irgendjemand wollte anscheinend nicht, dass sie glücklich wurde. Sie musste immer alles kaputt machen. Ihre Familie, ihr Leben, die beste Freundschaft, die liebsten Menschen, die ihr über den Weg liefen. Hass, war alles, was sie gerade fühlte. Selbsthass des höchsten Niveaus.

„Jiminie... Wir erzählen es keinem...", sprach sie, obwohl ihr ihre Stimme seltsam fremd vorkam. „Ich akzeptiere deine Gefühle für mich, denn ich will dich als Freund nicht verlieren, aber ich kann sie nicht erwidern... bitte verzeih mir.."

Der Tänzer biss sich auf die Unterlippe, nickte aber und löste sich dann von ihr. Was sollten sie auch anderes tun, schließlich saßen sie nun beide in der Scheiße...

Kurz darauf zog Jimin sich an, während Danbi die Beweise der letzten Nacht beseitigte und sich dann ebenfalls fertigmachte. Das Idol rief seinen Manager an, damit er abgeholt wurde und bald klingelte Sejin an der Tür. Die Verabschiedung war halbherzig; zu sehr waren beide in ihrer eigenen Welt gefangen.
Kaum war die Haustür geschlossen, rutschte Danbi an ihr hinunter und fing haltlos an zu weinen. Jimin tat es ihr gleich, sobald er sich im Tanzraum eingeschlossen hatte.

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{Danke fürs Voten & Kommentieren}

Tainted Wings {k.sj} - #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt