Kapitel 2

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Kourtney's POV

Eine Zeit lang saß er nur da und hatte nichts gesagt. Er hatte mich in keiner Sekunde aus den Augen gelassen genauso wie ein Raubtier seine Beute nicht aus den Augen lässt, bis er schließlich wieder das Wort ergriff.

"Weißt du, vielleicht kommen wir nicht in die Hölle für die Dinge, die wir getan haben. Vielleicht kommen wir in die Hölle für die Dinge, die wir nicht getan haben."

Zu sagen, dass das was Harry gerade sagte mich überrascht hat, wäre eine Untertreibung. Er brachte mich zum Nachdenken. 

Denn es sind immer die falschen Menschen, die einem die richtigen Dinge im Leben beibringen.

Ich musste die Menschen hier, Psychopathen, studieren. Ich musste durch sie hindurchschauen können, sie mussten für mich wie ein offenes Buch sein. Und deswegen, merkte ich mir alles ganz genau was sie mir sagten und wie sie es mir sagten. Ich überlegte und überlegte was die Bedeutung sein könnte, ich las sozusagen zwischen den Zeilen der Buchseiten. Die Buchseiten, die Menschen als Psychos abstempelten.

Jeder Mensch hier war ein ganz persönlicher Kapitel meines Buches. Das Buch, dass sich mein Leben nannte.

Interpretieren, musste ich sie, die Psychopathen.

Jedem einzelnen Detail müsste ich Beachtung schenken, denn dieses Detail könnte der Schlüssel zu allem sein. Der Schlüssel zur Person, der Schlüssel zum Herzen der Person. Ich musste dieses Schloss knacken, es durfte kein Patient unbehandelt die Klinik verlassen.

Es war mein Beruf, es war schon immer mein Traumberuf gewesen, und ich hatte geschafft meinen Traum in Erfüllung zu bringen. Ich übte den Beruf aus, von dem ich schon immer geträumt hatte. 

Doch es war nicht einfach.

Auf gar keinen Fall.

Jeder Patient war anders, die Personalität, das Aussehen, der Grund warum sie hier sind oder waren. 

Alle sind verschieden und doch sind sie auf eine gewisse Art und Weise gleich. Sie haben etwas, dass sie alle miteinander verbindet, gleich aber dennoch interessant macht, eine antisoziale Persönlichkeitsstörung.

Sie waren nicht wirklich psychisch-defekt, oder gestört. Nein, mit ihrer Psyche war soweit alles in Ordnung.

Es war die Persönlichkeit, an der wir arbeiten mussten. Diese hatte einen Defekt, einen Fehler der beheben werden musste. 

Harry war wie jeder andere Patient hier am Anfang, verschlossen.

Doch das würde sich bald ändern. Es musste sich bald ändern, sonst würde ich geliefert sein.

Harry's POV

Sie schien tief in ihren Gedanken verloren zu sein. Das könnte meine Chance sein hier zu verschwinden. 

Ach, wem wollte ich denn etwas vormachen, ich würde doch eh nie rauskommen können. Vor der Tür waren mindestens drei Wachen. Das alles nur, weil sie Angst vor mir haben. 

Vor einem Jungen, von dem sie glaubten er hätte seine Eltern umgebracht. Was für ein Schwachsinn.

Ich hatte zwar kein gutes Verhältnis zu ihnen, doch ich war kein Mörder.

Meine Eltern und ich hatten viele Probleme. Ein paar hatten wir gelöst, jedoch blieben  viele ungelöst.

Doch das war kein Grund sie zu töten. Ich würde nie versuchen, ein Problem mit zwei Messerstichen zu  lösen. Denn das löste nicht das Problem, es erschuf nur ein weiteres.

Und obwohl ich nicht derjenige bin der dafür zuständig war, bin ich derjenige der mit den Konsequenzen des Problems leben muss.

Nichts ist sicher.

Die Zeit, die ich hier verbringen muss ist nicht sicher. Die Therapie, welche ich machen muss ist nicht sicher.

Verdammt, es ist nicht mal sicher ob ich das alles überleben werde, falls ich hier jemals überhaupt rauskomme.

Sie schien immer noch in ihren Gedanken vertieft zu sein und mit jeder Sekunde die vorüberging sank meine Geduld immer mehr. Mir war langweilig und ich war frustriert. Ich wollte hier nicht sein, auch wenn erst ein paar Stunden vergangen waren, ich vermisste meine Freiheit. 

Ob ich sie jemals wiedersehen werde, meine Freiheit? Ich weiß es nicht.

Aber ich muss mich wohl an diesen Steinboden und an diese unbequemen Holzstühle gewöhnen, denn das hier wird mein neues zu Hause für die nächsten Wochen... oder Monate.

Es irritiert mich, dass ich nicht weiß wie lange ich in diesem Drecksloch wohnen muss. Niemand weiß wie lange sie mich hier halten wollen, der Richter weiß es nicht, die Wächter wissen es nicht und nicht einmal Miss Parker weiß es. 

Wie wohl ihr Vorname lautet? Sie hatte mir ja keine Antwort gegeben sonst würde ich es jetzt schon wissen, aber ich würde es bestimmt irgendwann erfahren.

"Sind wir jetzt eigentlich fertig mit diesem Vorstellungsgespräch? Was passiert jetzt eigentlich?", fragte ich sie. 

Es hatte geklappt. Sie war aus ihrer Starre erwacht, endlich. 

"Eh, ja natürlich.", antwortete sie noch etwas benebelt, "Ich ruf jetzt die Wächter rein und dann bringen sie dich in dein Zimmer. Morgen werden wir uns wiedersehen."

"Alles klar.", sagte ich knapp und wartete angespannt bis sie die Wächter reinholte.

Sekunden vergingen und sie starrte mich immer noch an ohne nur einen Mucks von sich zugeben.

"Holst du die jetzt oder erst morgen rein?", neckte ich sie grinsend.

"Jetzt.", sagte sie immernoch wie in Starre und stand schließlich von ihrem Stuhl auf. Sie lief zur Tür und ich konnte nicht anders als sie von oben bis unten anzuschauen.

Sie hatte eine atemberaubende Figur. Keine Kurve war zu viel und keine zu wenig. Ihre schwarze Jeans sitzte perfekt, als wenn sie genau auf ihre Maße genäht wurde. Ihre coralfarbende Bluse schmiegte sich ebenso perfekt um ihre Oberweite. 

Ihre Haare, hellbraun waren sie, fielen ihr in schönen großen Wellen über die Schultern.  Sie sah nicht aus wie eine Psychotherapeutin, Krankenschwester oder was auch immer ihr Beruf war. Nein, sie sah aus wie ein Gemälde, mit hellen und dunklen Farben gemalt von einem Künstler.

Als sie am anderen Ende des Raumes angekommen war drehte sie sich kurz zu mir um und öffnete schließlich die Tür. 

Ich sah wie die Wächter sofort einen Schritt nach vorne machten und mich nicht mehr aus den Augen ließen.

"Ihr könnt ihn mitnehmen, die Besprechungsstunde ist vorbei.", hörte ich ihre sanfte Stimme sagen.

Das ließen sich die Wächter nicht nocheinmal sagen, nein, sie stürzten sich sofort auf mich und jeder von ihnen packte mich an einem Arm. Der dritte Wächter war draußen geblieben vor der Tür, er war nur zur Sicherheit hier. 

Nicht zu meiner Sicherheit, sondern die von den anderen Menschen, da ich ja anscheinend ein Psychopath bin. Oder ein Mörder, besser gesagt.

Sie zerrten mich durch den Raum bis zur Tür, blieben stehen und unterhielten sich mit dem anderen Wächter. Ich ergriff die Chance und beugte mich unauffällig zu Miss Parker rüber.

"Nur, denk einfach dran, dass Menschen manchmal nicht so sind wie das Bild, das du von ihnen hast.", flüsterte ich ihr ins Ohr. 

Sie starrte mich, wie sooft heute, mit weitgeöffneten Augen an. Ich machte einen Schritt nach vorn zur Tür und signalisierte somit den Wächtern, dass ich gehen wollte. Diese führten mich den Flur entlang in mein Zimmer.

Zurück blieb Miss Parker, die regungslos an der Tür stand und uns hinterhersah.

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Psychopathie (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt