Biopatente: Teil II

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Wissen ist Macht – oder besser gesagt:

Patent ist Macht

Für alle die sich immer noch nicht ausmalen können, oder wollen, was die Patentierung von Lebensmitteln für Auswirkungen auf uns alle haben kann, hier noch einmal die lange Version.

Durch eine Gesetzeslücke ist es möglich, dass Patente auf Pflanzensorten und Tierrassen vergeben werden, die auf konventionelle Weise gezüchtet wurden. Also durch Selektion und Kreuzung, wie es der Mensch schon seit der Jungsteinzeit praktiziert und „Mutter Natur" schon seit 4 Milliarden Jahren.

Durch diese Patente kann, was uns seit tausenden Jahren frei zur Verfügung stand, nicht mehr der nächsten Generation weitergegeben werden, oder nur gegen eine Lizenzgebühr.

Bauern werden in die Abhängigkeit getrieben.

Jeder Bauer und jede Bäuerin, auch jeder Hobbygärtner oder Hobbygärtnerin, der Brokkoli oder Tomaten anbauen will, läuft Gefahr an Monsanto und Co. Lizenzgebühren zahlen zu müssen, wenn diese Pflanzen den patentierten Sorten ähneln. Auch wenn er sein Saatgut selbst hergestellt oder bei einem anderen Hersteller gekauft hat. Selbst dann wenn nur aufgrund der Wachstumsbedingungen (Wetter, Boden, Klima, etc.) die Pflanzen ähnliche Eigenschaften aufweisen.

Selbst dann wenn man, wie im Falle unseres Hobbygärtners, die Aufzucht dieser Sorte zufällig und ohne Absicht geschah.

Wie das auch im Fall eines kanadischen Bauern geschehen ist. Der Agrarmogul Monsanto hat von diesem Lizenzgebühren verlangt, obwohl das transgene Saatgut ohne seinen Wille auf dem Feld gelandet war. Denn Wind und Insekten machen keinen Bogen um transgene Pflanzen. Sie bestäuben diese gleichermaßen und der Wind trägt die Samen hunderte Kilometer weit, während der Bauer machtlos neben seinem Feld steht.

Dieser Fall zeigt Bestens wie die Landwirte ihr uraltes Recht verlieren, das Saatgut selbst zu vermehren. So geraten sie in die Abhängigkeit von Saatgutkonzernen, die immer mächtiger werden.

Und nicht nur die Bauern.

Die Patente sind aber nicht nur auf das Saatgut und die Pflanzen beschränkt, sondern erstrecken sich über die Ernte bis hin zur Lebensmittelproduktion.

Damit gehören nicht nur die Bauern, sondern auch die Hersteller von Produkten wie z.B. Ketchup, die auch nur Spuren solcher Tomaten enthalten, zu den Opfern der Agrarkonzerne. Schuss endlich sind auch wir, die Konsumenten und Konsumentinnen, die dann nicht nur gezwungen sind die patentierten Sorten zu essen – weil es keine Alternativen mehr geben wird – sondern auf die auch noch die ganzen Kosten für Monsanto abgewälzt werden, die größten Opfer!

Da kann unser kleiner Hobbygärtner aus dem vorherigen Artikel nur froh sein dass Syngenta nicht auch noch verfügt hat, dass die patentierten Tomaten ausschließlich zum Belegen von TK-Pizzen verwendet werden dürfen. Das wärs sonst gewesen mit dem Salat.

Dezimierung der Sortenvielfalt

Die größten Probleme an den patentierten Sorten und den Lizenzgebühren sind nicht bloß die steigenden Produktionskosten, sondern vor allem die Tatsache, dass regional angepasste Sorten immer mehr aussterben werden, obwohl diese mit viel weniger Pestiziden auskommen.

Die patentierten Hochertragssorten dagegen erfordern einen hohen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Was wiederum eine Katastrophe für die Umwelt und unsere Gesundheit ist – aber eine Freude für die Konzerne, die rein zufällig auch noch die passenden Pestizide und Düngemittel herstellen und verkaufen.

Monopolstellung eines Konzerns

Gerade einmal 10 große Konzerne dominieren heute den Weltmarkt für Saatgut und Pestiziden. Dazu gehören unter anderem Syngenta, Plant Bioscience, BASF aber auch die deutsche Firma Bayer.

Mittels der Patentierung von Pflanzesortenn und auch Tierrassenversuchen versuchen diese Unternehmen, ihren Einfluss auf die weltweite Nahrungsmittelproduktion auszudehnen und zu monopolisieren. Dank Patent bestimmen sie allein was mit den Lebensmitteln geschehen soll und dessen Preis.

Angefangen bei Tomaten, Brokkoli bis hin zu Schweine, am liebsten würden sie sich wohl alles patentieren lassen was sie in die Finger bekommen, um so ihre Macht am Lebensmittelmarkt noch mehr zu steigern.

Die Aktionäre sagen Danke, die südlichen Länder hungern.

Steigende Preise und steigende Armut

Durch die, Dank Patentrecht, stetig wachsende Monopolstellung besagter Konzerne werden die Preise für Lebensmittel und Saatgut steigen. Viele Bauern werden dann wohl endgültig die Landwirtschaft aufgeben, auch in einem „reichen" Land wie z.B. Österreich, wo die Zahl der Bauern ohnehin nur noch am Sinken ist. Die hohen Preise können zudem Nahrungsmittelkrisen verschärfen und ohnehin schon verarmte Bauern, wie etwa in Afrika, noch weiter in der Armutsspirale nach unten ziehen.

Ihr seht also, es geht uns alle was an!

In den Kommentaren stelle ich allen Interessierten noch 2 weiterführende Links hinein sowie einen Link zu der Onlinepetition „Keine Patente auf Pflanzen und Tiere", die gleich von einer Vielzahl an Organisationen und NGO's unterstützt wird.

Autorin: Firelight93

Datum: 10.04.2016

Quellen:

https://zukunftsgesellschaft.org/info/keine-patente-auf-saatgut/

https://no-patents-on-seeds.org/de/information/patente/tomaten-mit-erhoehtem-flavonolgehalt

http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/patente/

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