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Wieder klopfe ich gegen die Tür, nur dieses Mal beabsichtigte ich es, dass der blasse Mann herein kommt. Wie zu erwarten geht mein Plan auf und er öffnet erneut die Türe, betritt genervt brummend den Raum und funkelt mich an.

Ich schlucke schwer, bevor ich zu sprechen beginne. „Bitte sag dem Herrn, Ich möchte mit ihm speisen. Ich werde auch schweigen." Mich überrascht, wie sicher ich klinge und als er schließlich nickt und den Raum verlässt klopfe ich mir stolz innerlich auf die Schulter.

Kurze Zeit später kommt er wieder herein und wirft mir eine Strickjacke zu. Knurrend teilt er mir mit, dass ich diese über ziehen soll, da Michael meine dreckige Kleidung nicht sehen will. Ohne Widerworte ziehe ich sie über. Es ist eine willkommene Abwechslung etwas Sauberes und vor allem Warmes anziehen zu können, weshalb ich hastig den Reißverschluss bis ganz nach oben ziehe und mich in den wärmenden Stoff kuschle.

Schweigend und unaufgefordert folge ich dem blassen Mann aus dem grauen Raum die Treppe hinauf. Mit seinem Finger zeigt er in Richtung des Esszimmers, als wir obben ankommen. „Setz dich und warte. Wenn ich dich dabei erwische, wie du etwas anderes machst, wirst du es bereuen", droht er mir. Schnellen Schrittes betrete ich daher den Raum und setze mich auf einen der Stühle am bereits reich gedeckten Tisch. Kurze Zeit später betritt Michael den Raum und geht geradewegs auf den Stuhl neben mir zu. Ohne mich eines Blickes zu würdigen setzt er sich.

„Iss", befiehl er mir in einem barschen Tonfall, welcher mir absolut nicht gefällt, jedoch sage ich nichts. Würde ich etwas sagen, würde er mich sicherlich wieder verletzen. Kurz betrachte ich den Teller vor mir mit dem Braten und bemerke wie mein Magen beginnt zu knurren. Seit Tagen habe ich nichts Richtiges gegessen, bis auf die Schüssel Suppe die Maya mir gebracht hat und umso hungriger bin ich nun. Jedoch beginne ich, darauf bedacht meinen Magen nicht zu überreizen, langsam zu essen. Ich schneide mir ein kleines Stück ab und beginne es zu kauen, während Michael mich zufrieden mustert. Er versucht nicht Mal dies unauffällig zu tun, was das Ganze nicht besser macht.

Ebenso wie ich, isst er Braten. Jedoch trinkt er immer wieder die rote Flüssigkeit aus seinem Weinglas, wobei sich seine Adern unter den Augen verdunkeln und mir beweisen, dass es sich definitiv um Blut handelt. Während ich den Anblick der roten Augen bei Logan als extrem attraktiv empfinde, finde ich es bei ihm einfach nur abstoßend, weshalb ich schnell wieder zu meinem Teller sehe und versuche, nicht auf ihn zu achten.

Nach einer Weile jedoch werden seine Blicke so durchdringend, dass ich nicht anders kann, als aufzusehen. Er grinst gehässig. „Ich erwarte ein Danke von dir", sagt er. Fragend sehe ich ihn daraufhin an, da mir nicht ganz klar ist, für was genau er eine Entschuldigung erwartet. „Felix hätte dich zerfetzt, hätte ich ihn nicht davon abgehalten", beantwortet er mir schließlich meine unausgesprochene Frage. Nach diesen Worten vergeht mir schlagartig der Appetit und schwer schluckend lege ich mein Besteck beiseite. Mein Blick bleibt auf dem Messer kleben. Kann man mit einem einfachen Messer einen Vampir töten, oder zumindest verletzen?

„Du erwartest von mir, dass ich mich bei dir dafür bedanke, als lebendige Hauptspeise serviert zu werden? Spinnst du?", fauche ich ihn schließlich an. Sein Blick verfinstert sich. „Hüte deine Zunge Weib!"

Mit jedem einzelnen Atemzug, den er nimmt, wird meine Wut auf ihn immer größer. Am liebsten würde ich ihm an die Kehle springen, aber dann muss ich zurück in den Keller und könnte meinen Plan hier raus zu kommen vergessen. Daher atme ich tief durch. Ich will hier raus. Lebend.

„Entschuldigung. Das war die Erschöpfung, die aus mir gesprochen hat. Danke, dass du mich verschont hast", murmle ich schließlich die beste Lüge meines Lebens. Zufrieden grinsend nickt er und scheint mir diese Lüge doch tatsächlich zu glauben. Erleichtert atme ich aus und beobachte ihn dabei, wie er wieder beginnt zu essen. Auch ich esse noch ein wenig, bis er schließlich wieder das Wort ergreift. „Ich werde dich heute hier oben dulden, aber in ein paar Stunden wirst du wieder im Keller sein", teilt er mir mit. „Du darfst dich in diesem Raum, dem Gäste Bad und im Wohnzimmer aufhalten", fügt er schließlich noch hinzu und ich nicke, um ihm zu zeigen, dass ich ihn verstanden habe.

Wenn, dann Für ImmerWhere stories live. Discover now