Kapitel 22 - A Helping Hand

1.2K 97 61
                                    

"I wanted to be a better brother, better son,
Wanted to be a better adversary to the evil I have done"
~twenty one pilots; Polarize

Taub. Newt fühlte sich taub. Als wären alle Geräusche der Außenwelt weit von ihm entfernt, als säße er unter einer kleinen Glaskuppel, die alles von ihm fernhielt. Jegliches Mitleid, jegliche Versuche, zu helfen.

Gott hatte ihm Ohren geschenkt, aber er war taub.
Gott hatte ihm Hände geschenkt, aber er war paralysiert.
Gott hatte ihm Füße geschenkt, aber er war gelähmt.
Gott hatte ihm Augen geschenkt, aber er war blind.
Gott hatte ihm einen Mund geschenkt, aber er war stumm.
Gott hatte ihm eine Seele geschenkt, aber er hatte sie verkauft.

An den Teufel.

Und während der Blonde da saß, mit brennendem Atem und tränenden Augen, piependen Ohren und schmerzenden Händen und Füßen, einem ausgetrockneten Mund, fragte er sich mit den gesprungenen Lippen, ob all das Gottes Geschenk oder Gottes Fluch war.

Thomas war gerannt, weggerannt und es fühlte sich nicht so an, als würde er jemals wiederkommen. Beinahe so, als hätte er ihn zum letzten Mal gesehen. Als wäre jetzt alles endgültig vorbei. Keine zweiten Chancen mehr. Keine zweiten Chancen.

"Gehts dir gut?" Eine Stimme drang dumpf zu ihm durch, eine Hand streckte sich durch die Glaskuppel und hielt, kurz bevor sie die Haut des Blonden berühren konnte. Fast so, als hätte sie Angst, ihn zu verschrecken. Ihm wehzutun.

Newt musste fast lachen. Niemand könnte ihm jemals wieder so wehtun, wie ihm grade wehgetan worden war. Langsam richtete er den tränenverschleierten Blick auf die Person vor ihm und er erkannte vage den dunkelblonden Haarschopf.

Der Junge von vor ein paar Tagen. Der sich mit Thomas angelegt hatte. Der Newt in der Gruppe hatte haben wollen. Er trug ein leichtes, sanftes aber besorgtes Lächeln auf den schmalen Lippen und ein paar Strähnen hingen ihm in sein zart rose angehauchtes Gesicht.

Er war so anders als Thomas, fiel Newt auf. So ganz anders.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die ruhige Stimme des Jungen wieder auf ihn einsprach. "Hat er dich schlimm verletzt? Willst du zur Krankenschwester?"

Aus dem Augenwinkel sah Newt Teresa und Minho, die offenbar ebenfalls auf ihn zugeeilt waren, jedoch kurz vor ihrem Ziel zum Stehen gekommen zu sein schienen, aus welchem Grund auch immer. Sie musterten ihn beide, oder, nein, nicht ihn, sondern eher seinen Helfer. Mit misstrauischen, beinahe wütenden Blicken. Skepsis lag schwer in der Luft.

Der Blonde machte sich nicht die Mühe, irgendwas zu hinterfragen. Er sah nur wieder mit müden Lidern zu seinem Gegenüber auf, schluckte leicht und musterte dann die ausgestreckte Hand des anderen, die immer noch auf irgendwas zu warten schien.

Was erwartete er? Was erwarteten sie?

Dass er sie ergriff. Er sollte sie ergreifen. Und so hob er seine eigene und ließ seine Finger die des anderen berühren, welcher ihm zulächelte und ihn mit einem kurzen Nicken schwerfällig hochzog. Newt wurde beinahe schlecht. Er war wackelig auf den Beinen und Sterne erleuchteten seine abgedunkelte Sicht. Unfähig zu sprechen blinzelte er seinem Helfer nur fragend zu, aber der Junge schien ihn zu verstehen, denn er half ihm stumm, sich an die Wand zu lehnen, brach dabei nicht den Blickkontakt. "Das was passiert ist, tut mir wirklich leid."

Warum tut es dir leid? Du hast Nichts gemacht.

Aber Newt war zu paralysiert, zu müde und ausgelaugt, um überhaupt irgendwas rauszubekommen. Seine Lippen schienen in Fetzen zu hängen und die Worte in seiner gequetschten Kehle hängen geblieben zu sein. Er wollte nicht mal mehr aufsehen, er wollte hier zusammenbrechen und Schwarz sehen, er wollte nicht von allen angestarrt werden, er wollte hier weg.

Never Trust A Fox (Newtmas)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt