Kapitel 40 - Friend Or Foe?

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"Rest your hands, sweet soul. Who burdened you with the weight of the world?"
~ a.r.h.



Angst davor, Krebs zu bekommen? Oder vor diesem einen Klippensprung, den du schon immer einmal machen wolltest? Angst vor einer Messerstecherei oder einem Schulattentat?

Gut. Du bist ein vorsichtiger Mensch und hoffentlich wird dir das zu einem langen Leben verhelfen.

Aber wusstest du, dass eine der häufigsten Sterbeursachen unter Jugendlichen Suizid ist? Etwa eine Million Menschen bringen sich jährlich um. Das wären umgerechnet ein Selbstmord alle vierzig Sekunden.

Die meisten selbstverschuldeten Tode finden sich in den reicheren Ländern unseres Kontinents. Ländern, in denen die Opfer augenscheinlich alles haben, was man braucht, was man sich wünschen könnte. Ein Bett, eine Familie, Essen auf dem Tisch, Arbeit, Wärme, ein Dach über dem Kopf. Die reiche Elite unserer Welt.

Warum also so viele Selbstmorde? Woher kommt der Todeswunsch, wo es uns doch nach außen hin an nichts fehlt?

Nun, vielleicht ist genau das das Problem. Der Mensch ist nicht für den Luxus geschaffen, den ein Teil von ihm bekommen hat. Unsere Körper sind ausgestattet zum Jagen, zu langen Wanderungen von Höhle zu Höhle, zum Beerenpflücken, zum Fische fangen.

Unsere Köpfe sind dazu ausgelegt, Probleme zu lösen, um zu überleben, in schwierigen Situationen einen Ausweg zu finden. Wir sind für den Ernstfall gewappnet, der nie einzutreffen scheint.

Denken wir an die Kriegszeit, oder besser, das was wir, die verwöhnte, verhätschelte Generation, aus Erzählungen und Bildern von ihr kennen. Im Krieg ging es ums Überleben. Da war kein Platz für Depressionen, Ritzen, Selbstmordgedanken, und wenn doch, hatten sie greifbare, driftige Gründe und schienen eine Notlösung zu sein.

Der letzte Ausweg bevor das verfeindete Lager einen gefangen nahm. Die Verzweiflung, alles und jeden um sich verloren zu haben. Die Grauen des Krieges und welche gnadenlosen Folgen sie mit sich zogen.

Wir? Wir kennen keinen Krieg. Wir kennen nur den Luxus unseres scheinbar problemlosen Lebens.

Und das führt uns zu unserem Kernpunkt. Woher kommen unsere Depressionen? Und damit meine ich, woher kommen die aus dem Nichts scheinenden Trauerphasen, die wir alle kennen? Ich rede nicht von denen, die einen Grund haben, der nachvollziehbar ist. Ich rede nicht von Trauer, von Verlust, von Angst, die einen Hintergrund hat. Ich rede von der plötzlichen Leere die so viele in den Abgrund zu reißen scheint.

Nun, denken wir zurück an das, was wir sein sollten. Unsere Wurzeln. Wozu wir gemacht wurden. Probleme zu lösen. Unser Gehirn will sich beschäftigen. Es braucht Beschäftigung, um auf Zack zu bleiben, um nicht einzurosten, um sich nicht zu verlieren.

Im Hier und Jetzt leben wir aber in einer Welt, in der das alles nicht mehr notwendig ist. Wir müssen keine Mamuts mehr jagen oder uns Sorgen um die Höhle für die Nacht machen. Wir müssen nicht mehr vor Säbelzahntigern fliehen oder die Zeichen der Natur lesen, um Wasser zu finden. All das wird uns zu den Füßen getragen und wir? Wir sind schlicht unterfordert.

Also schafft sich das Gehirn seine eigenen Probleme, die es lösen kann. Es erfindet sich ein Puzzle, damit es die Steine wieder zusammensetzen kann, damit es eine Beschäftigung hat, damit da etwas ist, das beweist, dass seine Existenz von Nutzen ist. Es bastelt sich quasi ein Rätsel zusammen, das nicht da ist - und genau da liegt der Haken.

Wenn es das Rätsel eigentlich nicht gibt - wie soll es dann eine Lösung geben? Wenn das Problem nur in unserem Kopf ist - wie soll ein Außenstehender helfen?

Never Trust A Fox (Newtmas)Where stories live. Discover now