Kapitel 35 - Fight For Me

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abditory
(n.) a place into which you can disappear; a hiding place



Als Newt am nächsten Morgen durch die schweren Tore der Schule trat, hatte er ein Kribbeln in seinem ganzen Körper. Es erinnerte ihn ein wenig an die Neugierde und Vorfreude vor Weihnachten, dieses Jucken in den Fingerspitzen, weil man es kaum noch erwarten konnte. Nie hätte er gedacht, dieses Gefühl mal dem Gebäude vor ihm gegenüber zu empfinden, aber das Treffen mit Thomas hatte alles von Grund auf verändert.
Er war nicht mehr Fox, vor dem man sich in Acht nehmen und den man meiden musste, um nicht seinen Ärger auf sich zu ziehen, nein, plötzlich war er Thomas, der ihm den ersten Schnee auf einer einsamen, kleinen Berghütte gezeigt hatte, und mit dem Schnee zusammen das Gefühl von Geborgenheit und Frieden.

Newt machte sich nichts vor, er erwartete nicht, dass Thomas diese Seite von sich in der Schule zeigen würde, aber trotzdem wollte er ihn sehen. Die halbe Nacht war er wach gelegen, nur weil er an ihn gedacht hatte, und wie surreal das alles wirkte.

Kaum betrat er den Gang, wurde er von einer Welle an Schülern überschwemmt. Lautes Getratsche verstopfte seine Ohren mit dem üblichen, nervenzerrenden Drama und Newt ertappte sich selber dabei, wie er die Augen verdrehte und einige der Jugendlichen aus dem Weg drängte, um zu seinem Spind zu gelangen. Teresa und Minho erwarteten ihn bereits dort, oder besser gesagt, holten sie gerade selber ihre Bücher und er hatte das schlichte Glück, sie noch zu erwischen.

Zum Gruß hob er die Hand und lächelte knapp ehe er seinen Spind aufschloss.
"Hey Alter, wo warst du gestern? Wir haben den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen.", befragte der Asiate ihn sofort und auch die schwarzhaarige Schönheit neben ihm musterte Newt mit einem leicht säuerlich aber unmissverständlich neugierigen Blick.

"Es ging immer die Mailbox ran. Ist dein Akku hin oder was?", meinte sie leicht schnippisch und der Blonde spürte, wie ihm Hitze in die Wangen kroch.

"Ahm, nein...ich-...Ich hatte keinen Empfang.", erklärte er, was sogar teilweise der Wahrheit entsprach. Auf der Hütte war die Verbindung wohl schlecht gewesen. Seine Eltern hatten sich auch am Vortag schon beschwert, da die SMS die er ihnen geschickt hatte, verspätet angekommen war.

"Den ganzen Tag?" Teresa gab ein Schnauben von sich, das eindeutig bekanntgab, wie wenig sie ihm das abkaufte. "Du wohnst in nem Kaff, schon klar, aber so am Arsch der Welt nun auch wieder nicht."

Newt stieß ein leises Seufzen aus. Er würde aus dieser Geschichte nicht herauskommen, ohne sich besser zu erklären, das kapierte er langsam. "Ich war bei 'nem Freund.", gestand er und fühlte, wie er noch roter anlief, als er Thomas als seinen Freund bezeichnete. Waren sie das überhaupt? Freunde?

Minho hob eine Braue und verengte die so schon schmalen Augen bis sie kaum noch zu sehen waren. "Du hast außer uns noch Freunde?", scherzte er, was ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und einen genervten Blick von Teresa einhandelte. Sie schürzte die Lippen und wollte gerade eine schnippische Antwort ausspucken, da unterbrach sie das Kreischen der Glocke und erlöste Newt somit aus seinem Verhör.
Dankbar nahm er seine Bücher und lief voran, auf schnellstem Wege in den Unterricht.

Thomas ließ sich den ganzen Tag nicht ein mal blicken. Er war anwesend, das war für das geschulte Auge an den ab und an verängstigten Blicken der Erstklässler und dem Getuschel der Älteren zu erkennen, aber er hielt sich wohl im Hintergrund und Newt lief ihm nicht über den Weg. Einzugestehen, dass er etwas enttäuscht war, schaffte er nicht, aber seine zunehmend sinkende Laune zu verbergen gelang ihm bis zu einem gewissen Grad und so entging er weiteren Fragen von seinen Freunden zu seinem Aufenthalt am Wochenende und fokussierte sie stattdessen auf die kommende Woche und die Tests, die ihnen bevorstanden.

Never Trust A Fox (Newtmas)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt