Kapitel 41 - Bad Habits

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brontide
(n.) the rumble of distant thunder




Was sind Depressionen?

Das Wörterbuch beschreibt sie kurz und prignant als „psychische Störung, bei der man sich traurig, lustlos und ohne Hoffnung fühlt und oft keine Aktivität mehr zeigt". Das fasst das Ganze nett zusammen und mag jetzt recht simpel klingen, aber so einfach ist es dann leider doch nicht.

Das Wort Depression leitet sich von dem lateinischen 'deprimere' ab, was so viel wie niederdrücken bedeutet und wird den affektiven Störungen zugeordnet. Von leichten Stimmungsschwankungen bis hin zu Arbeitsunfähigkeit und im schlimmsten Falle sogar Selbstmord ist alles vertreten, wobei die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Interessensverlust und Freudlosigkeit, Antriebsmangel und erhöhte Müdigkeit sind. Dazu können Dinge wie verminderte Konzentration, verringertes Selbstvertrauen, Schuldgefühle, pessimistische Zukunftsperspektiven, Schlafstörungen, Suizidgedanken und verminderter Appetit kommen.

Also durchaus ernstzunehmend, was?

Trotz der hohen Opferzahl, die die Depression jährlich für sich beansprucht, und der weiten Verbreitung, scheint sie, ähnlich wie alle anderen psychischen Erkrankungen oder Störungen, in der Gesellschaft nicht wirklich als das wahrgenommen zu werden, was sie ist - eine, nun, Krankheit. Nicht ganz zu vergleichen mit einer gebrochenen Hand oder einer Grippe, aber dennoch genauso real und mit genauso schwerwiegenden Folgen, wenn sie nicht behandelt wird.

Doch die Menschen scheinen sich auf das zu reduzieren, was sie auch wirklich sehen können. Den Gips und die laufende Nase.

Psychische Krankheiten werden hingegen immer noch als Schwäche, Übergeschnapptheit oder schlicht der verzweifelten Suche nach Aufmerksamkeit abgestempelt. Natürlich kann letzteres der Fall sein, was auch niemand leugnet, aber selbst wenn das komische Mädchen von nebenan sich die Arme nur aufschlitzt damit sie Mitleid bekommt, ihre Arme hat sie aufgeschlitzt. Und sei es jetzt wegen eines traumatischen Erlebnisses oder dem fanatischen Drang, nicht mehr übersehen zu werden, ist im Endeffekt egal, denn es läuft aufs Gleiche hinaus.

Eine Form von psychischer Krankheit.

Auch viel zu oft wird diese Phrase als Schimpfwort verwendet, genauso wie der Psychiater wie ein Stempel für Verrückte angesehen wird.

„Ach, die geht zum Seelenklemptner? War immer schon klar, dass die einen an der Waffel hat."

Würde je irgendjemand verspottet werden, weil er mit Fieber zum Hausarzt marschiert? Warum also lachen wir die Menschen aus, die sich doch schon so viele Schritte auf dem Weg der Besserung voran gekämpft haben - sich einzugestehen, ein Problem zu haben, Hilfe zu wollen, aktiv das Haus zu verlassen, um sie zu bekommen und nicht aufzugeben? Wieso bewundern wir sie nicht, wie den Mann im Rollstuhl, der den Alltag auch mit Handicap meistert, sondern legen ihnen noch Stolpersteine vor die Füße? Wieso fällt es uns so schwer, psychische Krankheiten nicht auf den Leidenden zu schieben, sondern sie ernst zu nehmen und den Patienten zu helfen?

Denn wie viele haben sich keine Hilfe geholt, weil sie nicht „verrückt" sein wollten?
Wie viele haben nichts gesagt, weil sie nicht „schwach" sein wollten?
Wie viele haben nicht die nötige Unterstützung bekommen?
Wie viele sind an den Ansprüchen und Vorurteilen der Gesellschaft gescheitert und freiwillig, viel zu früh, von dieser Erde gegangen?

Und zu welchem Preis?






Newt erwachte in einem kalten Zimmer, umgeben von seinen weißen Wänden, ohne Sonne, die durch's Fenster schien, ohne warmen, starken Körper neben ihm, ohne Vogelgezwitscher.

Es war kein außergewöhnlicher Morgen, eigentlich wie immer, aber zum ersten Mal fielen ihm all diese fehlenden Dinge auf. Nun, da er sie ein mal gehabt hatte, wollte er nicht zu seinem tristen Alltag zurückkehren, nein, es war das letzte, was er wollte.

Never Trust A Fox (Newtmas)Onde histórias criam vida. Descubra agora