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Hoseok p.o.v.

Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster.
Der Himmel war dunkel und dicke Regentropfen prasselten gegen das Fensterglas.
Die Straßen da draußen waren überschwemmt und menschenleer.

"Hoseokie, ich hab dir Tee gemacht", hörte ich die dumpfe Stimme meiner Mutter durch die Zimmertür.
"Ja, Eomma"
Seufzend ließ ich von dem Trauerspiel, welches draußen auf den Straßen abspielte ab, und lief zur Tür.
Als ich sie geöffnet hatte, trat meine Mutter mit einem Tablett ein.
Sie sah mich besorgt an.

"Alles in Ordnung ? Du bist schon seit einer Woche so merkwürdig. Hast du überhaupt etwas gegessen ? Du siehst schrecklich aus !", bemerkte sie hektisch und schob mich ins Bad.
"Dusch wenigstens ! Dann können wir reden"

Wieder seufzte ich nur leise und zog mir mein Shirt über den Kopf.
Mein Blick fiel auf mein reflektiertes Ich im Spiegel neben der Dusche.

Meine Mutter hatte recht.
Ich sah grauenvoll aus.
Meine Rippen standen unnatürlich weit hervor und meine Wangenknochen waren ausgeprägter den je.
Unter meinen Augen lagen dunkle Ringe und mein Haar glänzte vor fett.

Ich versuchte es zu vermeiden, aber langsam wanderten meine Augen meinen Körper hinunter und stoppten bei den violetten Flecken an meiner Hüfte.
Sie waren immer noch da.
Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit und ich schluckte schwer.

"Yoongi", hauchte ich und fuhr dabei über die Male, die er bei mir hinterlassen hatte.

Ich wusste, weshalb ich nichts aß und auf nichts Lust hatte.
Ich wusste, warum ich schon seit Tagen so tat, als sei ich krank, um keinen Fuß aus dem Bett setzen zu müssen.
Ich wusste, wer verantwortlich für diese Leere in mir war. 
Und trotzdem wollte ich es mir einfach nicht eingestehen.

Ich hörte auf, mich weiter im Spiegel zu betrachten und trat in die Dusche.
-

"So, sag mir jetzt, was los ist !", bat meine Mutter.
Ich sah auf meine Hände, die sich um die waren Tasse Tee geschlungen hatten.

"Eomma, woran merkt man eigentlich, dass man jemanden liebt ?"
"Oh"
Ihre Augen wurden groß.
"Also...du merkst, es wenn du in der Nähe einer bestimmten Person sein willst - wenn du dich von ihr angezogen fühlst ! Wenn du dich bei ihr wohl und sicher fühlst. Wenn du sie nicht verlieren willst. Wenn du glücklich bist, wenn sie lacht. Wenn du .... es kaum ohne sie aushälst"
Jetzt sah sie mich mit Erkenntnis ind den Augen an.
Sie schien zu verstehen.
"Wer ist es ?"

Ich legte den Kopf in den Nacken und seufzte tief.
"Wie ist das mit ..Gefühlen - was fühlt man ?", fragte ich und ignorierte somit ihr Frage.
"Nun ja...dein Herz schlägt schneller - oder setzt ganz aus - oder du empfindest einfach nur Freude, indem dein Bauch kribbelt", murmelte sie.

"Hoseokie, bist du etwa verliebt ?"

Langsam richtete ich meinen Kopf wieder nach vorn und sah ihr in die Augen.

"Ja. In ein Arschloch"
-

Yoongi p.o.v.

Mit schwerem Herzen sah ich hinaus in das Unwetter und schlürfte dabei an der heißen Tasse Kakao in meiner Hand.

"AH, VERDAMMT !"
Ich zuckte zusammen, als Jungkook fluchend den Controller auf das Sofa warf.
Frustriert griff er in die Schüssel voll Chips vor ihm und schob sie sich in den Mund.
"Es war so knapp", trauerte er.

Ich rollte die Augen über sein kindisches Verhalten, doch musste lachen.
Jungkook richtete seine Augen wieder auf den Fernseher und nahm den Controller in die Hand, bereit für die nächste Runde des Videospiels.

"Wie lange willst du dich hier eigentlich noch verstecken ? Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie dich hier suchen", sagte ich.
Jungkook schnaubte nur.
"Ich bleib hier solange, ich kann. Sie werden mich hier nicht finden. Außerdem sind eh bald Sommerferien. Dann kann ich den ganzen Schulstoff nach holen"

"Darum geht es nicht. Ich meine, dass du nicht ewig hier leben kannst. Irgendwann musst du mit ihnen reden müssen. Außerdem : selbst wenn du den Schulstoff nachholst, kannst du ja wohl schlecht das nächste Schuljahr schwänzen. Spätestens da wirst du also Jin sehen"

"Das ist mir sowas von egal. Jetzt mach ich mir darüber noch keine Sorgen"

"Jungkook, Jin will dich trösten. Er will dir nur helfen. Wieso weichst du auch ihm aus ?!"

"Ich brauch sein Mitleid nicht ! Und wie ich ihn kenne, wird er wollen, dass ich mit Taehyung und Jimin rede"

"Sie suchen dich schon überall !"

"Deswegen verstecke ich mich ja !"

"Red doch mit ihnen !"

"Nein, verdammt !"

"Spätestens wenn deine Mutter herausfindet, dass du schwänzt, bist du im Arsch"

"Wird sie nicht !"

"Fuuuh", zischte ich genervt.

Plötzlich schlich sich ein fieses Lächeln auf Jungkooks Gesicht.

"Ich rede mit ihnen, wenn du es mit Hoseok tust"
"Was ?!", fragte ich entsetzt.
"Du hast mich schon verstanden"

"Ich hab dir schon tausendmal erklärt, dass er mich nicht will ! Da gibt es nichts mehr zu reden"
Mein Herz schmerzte, wenn ich an Hoseok dachte.

Es blieb still.
Langsam löste Jungkook seinen Blick von dem Bildschirm und sah zu mir.

"Redet nochmal"

Ich schüttelte den Kopf.

"Wenn du nochmal mit ihm redest, rede ich mit Jimin und Taehyung"

"Deal ?"

"Deal"

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Sugardaddy | yoonseokWhere stories live. Discover now