Kapitel 40

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Zu dem Kapitel sage ich jetzt mal nichts.
(Außer dass wir bei 40 Kapitel in ca. 8-9 Wochen sind... OMG ich hätte nicht gedacht so schnell zu sein... xD)
(Irgendwie kann ich einfach nicht die Klappe halten... -_-)
Noch eines: Macht euch Trauermusik an, ernsthaft (hab ich auch so gemacht...)
Tipps:
Brave, Say Something, War of Hearts Acoustic, Hearts Acoustic, I don't want to lose you, Where's my love Acoustic

Alec Pov.

Ich ließ mich auf die gefrorene Bank am See sinken und rieb fröstelnd die Hände aneinander.
Selbst der See schien eingefroren zu sein, genauso wie der restliche Park.
Ich spürte wie die Kälte durch meine dicke Kleidung kroch und sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper bildete, doch ich beachtete es nicht.
Ständig sah ich mich unruhig um, doch außer mir war niemand an so einem eisigen Tag im Park unterwegs.
Worüber Magnus wohl mit mir reden wollte?
Über das Selbe über das ich mit ihm reden wollte?
Wie würde unser Gespräch enden?
Würden wir über den... Zwischenfall von vorgestern reden?
Was würde er-
"Hallo, Alexander."
Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und sah in Magnus' Gesicht, das selbst an einem Tag wie heute wunderschön aussah.
Doch sein ernster und zugleich trauriger Gesichtsausdruck machte mich unsicher.
"Hey."
Ich rutschte ein Stück zur Seite, damit er sich hinsetzen konnte.
Langsam ließ er sich auf die kalte, gefrorene Bank nieder und eine Weile schwiegen wir beide, während ich spürte wie ich die Luft anhielt.
"Magnus, das vorgestern...", fing ich zögerlich an.
"Du hast es wohl nicht alles wieder vergessen, hm?"
Ich wusste nicht genau was ich darauf antworten sollte.
"Du hattest irgendwas davon gemurmelt dass du eh betrunken wärst und alles wieder vergessen würdest. Tja, Fehlanzeige wie es aussieht."
Ich nickte stumm und hätte gern etwas gesagt, hätte ich gewusst was.
"Ich hab meine Erinnerungen auch behalten." Er versuchte zu grinsen.
Ich lächelte unsicher.
"Sieht dein Hals auch so aus?!", rutsche es mir plötzlich heraus.
Magnus hob eine Augenbraue, dann schob er den dunkelroten Schal beiseite und ich erblickte die vielen Flecken, teilweise fast schon größer als die bei mir.
"Das... Tut mir Leid...", stammelte ich.
Er winkte ab.
"Das ist wohl das kleinste Problem. Und soll das heißen du siehst auch so aus?"
Statt zu antworten legte ich eine Stelle an meinem Hals frei und schob den hellblauen Schal ebenfalls zur Seite.
Magnus pfiff leise durch die Zähne.
"Jap, das war ich."
Ich hätte beinahe gelacht, wäre da nicht diese komische ernste Miene, die Magnus hatte.
Urplötzlich fiel mir all das wieder ein.
All das, was ich Magnus seit Wochen hatte fragen wollen.
Und jetzt war ich hier. Mit ihm.
"Magnus..." Ich zögerte kurz. "Wieso? Wieso bist du einfach verschwunden? Und diesmal kannst du nicht einfach ablenken, sag mir die Wahrheit. Bitte."
Bei meinem letzten Worte klang ich beinahe flehend.
Ich musste wissen was mit ihm los war.
Zu meiner Überraschung seufzte Magnus nur leise und richtete seinen Blick auf die glatte Oberfläche des See's.
"Weißt du noch dass du die Sprache des Tagebuches meiner Mutter herausgefunden hast?"
Ich nickte stumm, meinen Blick weiterhin auf Magnus gerichtet.
Seine Haare, die wie Stacheln von seinem Kopf abstanden, der perfekt gezogene Eyeliner, das bisschen Glitzer unter seinen Augen, die wie immer mystisch funkelten.
Doch diesmal war etwas anders.
Sie funkelten nicht vor Vergnügen oder vor Freude, nein.
Ich konnte die Trauer darin sehen, ich konnte sie in seinen Augen sehen wie ein grauer Schleier über der brauen Iris, in der ich sonst immer Lust oder Lebenskraft sehen konnte.
Das alles schien wie ausgelöscht.
"Ich habe etwas aus dem Tagebuch übersetzt. Deshalb bin ich gegangen. Deshalb war ich nicht in der Schule. Und ich denke es war auch der Grund für meinen Schulrausschmiss."
Er verschränkte die beringten Finger krampfhaft ineinander.
Mir fiel auf dass Magnus mir nie genaueres über den Grund für seinen Schulrauswurf genant hatte.
"Willst du wissen wieso ich die Schule wechseln musste?" Er sah nun zu mir, sein direkter Blick brachte mein Herz fast zum Stillstand und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
Ich nickte und Magnus fuhr fort.
"Es fing alles damit an dass ein Mädchen zu mir sagte Das sind ja coole Kontaktlinsen, wo hast du die denn her? Das ist mir von da an öfters passiert, immer wieder wurde ich das Selbe gefragt. Ich habe nie verstanden was sie damit meinte, ich dachte es wäre ein Flirtversuch oder ein Witz gewesen. Doch es passierte immer wieder, ich wurde angestarrt und ich wusste nie wieso. Doch mein Grund für den Schulrauswurf... Ich hatte natürlich nie gedacht dass es irgendwie in Verbindung damit sein könnte."
Er fuhr sich aufgebracht durch die Haare, was seine perfekte Frisur allerdings kein bisschen ruinierte.
"Ich wurde von der Schule geworfen wegen zu oftem Fehlen. Schwänzen. Wie auch immer sie es genannt haben." Er konzentrierte sich auf einen der Ringe an seiner Finger, doch ich sah wie er sich anstrengte nicht die Kontrolle zu verlieren.
"Es stimmt. Ich bin oft nicht zum Unterricht erschienen, einfach so. Und als mich alle fragte wo ich gewesen war, konnte ich es ihnen nicht erklären. Ich bin manchmal einfach... Verschwunden. Es war wie ein realer Traum. Da waren so orangene Funken und plötzlich... War ich völlig wo anders. Und mit woanders meine ich völlig woanders. An anderen Orten der Welt, Alexander. Ich weiß selbst wie das klingt und da meine Erinnerungen danach verschwommen und wie ein Traum waren... Ich konnte es mir nicht erklären. Vielleicht war ich tatsächlich eingeschlafen oder hatte einfach verschlafen, so wie es mir die Lehrer immer vorgeworfen hatten. Aber das war nie so gewesen. Ich war wirklich gereist. Durch ein Portal. Plötzlich war ich woanders und... Dann befand ich mich wieder hier."
Das war der Moment, als in meinem Gehirn nichts mehr zu funktionieren schien.
Was Magnus da erzählte...
Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch es kam Laut heraus.
"Meine Mutter hatte ein Geheimnis. Nicht ein Geheimnis wie dass sie Alkoholikerin war oder so etwas. Etwas, das alles erklärt und alles verändert hat. Der Grund für ihr Suizid, für die Sache mit meinen Augen, dem Verschwinden und an anderen Orten wieder auftauchen. Es ist der Grund für all das. Für Alles, Alexander."
Seine Stimme klang matt und er schlug die Lider nieder.
"Magnus, was ist es?"
Ich hörte wie meine eigene Stimme stockte und meine Hände krallten sich in meine Jeans.
Magnus sah mich aus traurigen Augen an, so dass mein Herz einen kleinen Riss bekam.
Automatisch griff ich nach seinen Händen und meine Finger umfassten seine.
Er war kalt und zitterte, so dass ich beruhigend mit meinem Daumen über seinen Handrücken strich.
"Magnus...", flüsterte ich leise.
Meine Lippen waren trocken und meine Stimme klang rau.
Er holte tief Luft.
"Das Buch deiner Eltern. Alle Legenden sind wahr. Es stimmt. Sie sind alle wahr. Und ich bin dem allen näher als ich es mir je gewünscht hätte."
Ich sah ihn mit großen Augen an.
"Was meinst du?"
"Es gibt sie alle. Dämonen, Hexenmeister..."
Ich nickte langsam.
"Ich weiß. Wir haben keine Zeit zum reden gehabt, da konnte ich es dir nicht erzählen. Max wurde von einem Dämonen angegriffen. Die Anführer der Shadowhunters, die die Dämonen jagen, der Rat, lässt die Shadowhunters wieder aktiv werden und die Institute renovieren. Das sind die Standpunkte der Shadowhunters. Meine Eltern leiten das New Yorker Institut und... Wir alle sind wirklich echte Shadowhunter-"
Ich stockte mitten im Satz, als ich Magnus' Gesichtsausdruck sah.
"Magnus... Alles in Ordnung?"
Er starrte mich aus kalten, leeren Augen an und ich drückte seine Hände fester.
"Tut mir Leid. Ich hätte dich ausreden lassen sollen. Erzähl mir was los ist."
Er öffnete den Mund und schloss kurz die Augen.
"Genauso wie es Shadowhunters gibt, gibt es auch all die anderen... Wesen."
Er sprach das Wort mühsam aus und starrte wieder ausdruckslos auf den See.
Ich spürte wie sehr mich sein Anblick schmerzte, mehr als er es eigentlich hätte tun sollte.
Magnus sah zu mir, seine Augen glänzten und vorsichtig aber bestimmt befreite er seine Hände aus meinem Griff.
Er schenkte mir ein trauriges Lächeln und ich spürte wie mein Herz zu stolpern begann.
"Ich bin ein Hexenwesen, Alec."
Ab diesem Moment hörte ich alles nur noch wie durch Watte.
Ich konnte mich nicht bewegen, alles schien still zu stehen.
"Meine Mutter brachte sich um weil sie ein Geschöpf wie mich geboren hat, sie hat sich meinetwegen ermordet. Ich habe nie Kontaktlinsen getragen, die Katzenaugen sind mein Hexenmal. Ich bin urplötzlich an anderen Orten aufgetaucht, weil das eine Nebenwirkung der Portalkräfte ist. Ich habe nie gelernt sie zu kontrollieren und so habe ich ohne es zu wollen Portale geöffnet. Mein Vater war ein Dämon. Und ich bin das zur Hälfte auch."
Ich wollte etwas sagen, Magnus trösten, ihm helfen, doch ich konnte nicht.
Ich konnte das nicht glauben.
Magnus sollte ein Hexenmeister sein.
"Es tut mir Leid."
Er wollte aufstehen, doch ich hielt ihn zurück.
"Wieso gehst du?" Meine Stimme klang trocken und ich hörte wie sie zitterte.
Er lächelte schwach.
"Alexander... Wir beide müssen mit Dingen zurechtkommen, mit unglaublich großen Dingen, mit einer großen Last. Wir haben ein unterschiedliches Leben. Du bist ein halber Engel und ich ein halber Dämon. Du selbst bist nicht bereit zu akzeptieren wer du bist oder wen du liebst. Du bist in einer gefälschten Beziehung mit Lydia. Und ich... Ich komme selbst nicht mehr mit meinem Leben klar. Dieses ständige Hin und Her ohne etwas zu erreichen... Soll das ewig so weiter gehen? Ich habe nicht das Gefühl dass du dir davon etwas erhoffst und das solltest du auch nicht. Das alles... Es ist zu viel für mich. Nicht jetzt, nicht wo ich so vieles habe über das ich nachdenken muss. Es ist nicht leicht so etwas zu erfahren und damit klarzukommen. Ich mag dich sehr, Alec, fast schon zu sehr. Vielleicht habe ich sogar mehr in dir gesehen oder mehr von dir erhofft. Aber so kann ich das nicht. Ich brauche eine Pause. Eine Auszeit. Ich kann nicht mehr, Alexander."
Ich spürte wie meine Augen zu brennen begannen und mein ganzer Körper war wie eingefroren.
"Magnus... Wir..." Verzweifelt griff ich nach seinen Händen. "Ich werde mich ändern. Und du schaffst das, wir... Wir schaffen das. Wir finden einen Ausweg."
Doch Magnus schüttelte nur den Kopf.
"Tut mir Leid, Alexander."
Er entzog sich meinem Griff und sah mich noch einmal kurz an.
Seine Augen glitzerten und er lächelte traurig.
Ein letztes Mal glitt sein Blick über mein Gesicht, dann drehte er sich um und ich hörte wie seine Schritte im Schnee knirschten.
Ich sprang auf und wollte hinter ihm her.
Ich wollte etwas rufen.
Etwas tun, das ihn von seiner Entscheidung abhalten würde.
Doch es kam kein einziger Ton aus meine Kehle.
Ich sah Magnus noch, wie er um die Ecke bog und seine Gestalt hinter den Büschen und Sträuchern verschwand.
Mein Blick verschwamm, bis ich nur noch die Umrisse der Bäume sehen konnte und ich blinzelte.
Ich presste die Lippen aufeinander.
Ich versuchte den brennenden, höllischen Schmerz zu verdrängen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, auch wenn Magnus längst nicht mehr hier war.
Doch ich konnte es nicht leugnen und ich hatte auch nicht die Kraft dazu.
In dem Moment, in dem Magnus gegangen war, war mein Herz in tausend Teile zerbrochen, die sich nun wie Nadelstiche von innen in meine Brust bohrten.
Der höllische Schmerz ließ mich zusammenzucken und Tränen brannten mir in den Augen und ich spürte wie sie mir über die Wangen liefen und vereinzelt in den kalten, weißen Schnee tropften.
Ich spürte wie die Kälte mich aufzufressen schien, doch der Schmerz tief in mir drin ließ es mich kaum bemerken.
In dem Moment, in dem ich da stand, völlig allein in der eisigen, weißen Winterlandschaft, musste ich an Izzy's Buch zurückdenken.
Jetzt erst fiel mir auf, wie wahr es eigentlich war.
Zerbrochene Herzen, Zerbrochene Liebe.

Legends will never be forgotten ~ Malec FanficWhere stories live. Discover now