Kapitel 36

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Natürlich tat es mir irgendwie leid, dass ich so mit meiner Mutter geredet hatte, schließlich versuchte sie, im Gegensatz zu meinem Vater, wenigstens ab und zu für mich da zu sein, doch es kotzte mich einfach an, dass sie sich nie gegen ihn durchsetzte.
Er war ein Arsch, nicht nur mir gegenüber, auch sie behandelte er manchmal wie Dreck. Und das obwohl sie schon soviel für ihn getan hatte.
Er war ein Workaholic, arbeitete rund um die Uhr und war quasi nie zuhause. Meine Mutter hatte mich alleine großgezogen, denn für ihn war ich nicht wichtig, außer es ging darum, bei einem Geschäftsessen die perfekte Familie zu imitieren.
Und sie ließ sich das alles gefallen und nahm es einfach hin.
Ich wusste, dass sie nicht glücklich war, wer wäre das schon, in so einer Beziehung, doch sie beschwerte sich nie.

„Jimin?", stupste Tae mich flüsternd an und holte mich aus meinen Gedanken. „Ist alles okay bei dir?"
„Äh... ja klar, mir gehts gut.", sagte ich, etwas zu laut, und handelte mir einen strafenden Blick von der Vertretungslehrerin ein.
Tae hob nur ungläubig eine Augenbraue.
Ich seufzte ergeben. „In der Pause okay?"
Zufrieden nickte er.

„Also, was ist passiert? Erst kommst du heute morgen zu spät und dann bist du auch noch die ganze Zeit so nachdenklich.", hakte er etwa eine Stunde später sofort neugierig nach, während wir in der Schlange standen.
Ich nahm mir mein Essen und drehte mich zu ihm um. „Sollen wir nicht noch auf Jungkook warten?"
Tae verdrehte die Augen. „Bis der da ist, ist die Pause vorbei. Ich kann ihm das auch später noch erzählen."
Ich nickte bloß und suchte nach freien Plätzen.

„Meine Eltern sind wieder da.", begann ich, als wir uns gesetzt hatten.
„Was? Seit wann? Und warum?", fragte Tae verwundert.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube sie sind heute Nacht angekommen. Wahrscheinlich war der tolle Urlaub nach Ewigkeiten auch mal vorbei.
Auf jeden Fall sind sie nicht wegen mir wieder hier. Mein Vater hat mir nicht einmal ‚Hallo' gesagt, bevor er wieder auf Arbeit gerannt ist."
„So ein Arsch."
Ich seufzte. „Wem sagst du das."
„Und was ist mit deiner Mutter?"
Meine Gedanken wanderten ein paar Stunden zurück. „Die hat so getan als wäre sie nie weg gewesen. Als hätte sie mich nicht wochenlang alleine gelassen und nicht einmal nach mir geschaut, als ich wegen einem Autounfall im Krankenhaus lag!" Meine Stimme wurde zum Ende hin immer lauter, so dass mich einige komisch ansahen.
Ich atmete tief durch und fuhr fort. „Ich meine, warum tut sie mir das an? Warum lässt sie sich alles von ihm gefallen und unterstützt ihn sogar noch? Bin ich ihr denn vollkommen egal?"
Tae nahm mich in den Arm. „Natürlich bist du das nicht. Und selbst wenn du deinem Vater vielleicht nicht so wichtig bist, gibt es andere Menschen, denen du unendlich viel bedeutest. Es gibt mich und Kookie, Jin, und natürlich auch Yoongi."
Die Erwähnung von seinem Namen versetzte mich zu Freitag Abend und ließ mich automatisch besser fühlen.
„Danke.", lächelte ich Tae an.
„Kein Ding. Und wenn dir deine Mutter so wichtig ist, sprich vielleicht mal mit ihr.
Ich kann auch mitkommen, wenn du möchtest.
Im besten Fall hört sie dir zu, versteht dich und versucht anders zu handeln. Und wenn das nicht passieren sollte, erzählt sie dir hoffentlich zumindest von ihren Gründen und du verstehst sie vielleicht ein bisschen besser."
Aufmunternd lächelte er. „Ein Versuch ist es wert, oder nicht?"
Ich nickte. Ich konnte es ja zumindest einmal versuchen.

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HAPPY NEW YEAR
Und ich hoffe ihr hattet schöne Weihnachten ♥️
~L

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Where stories live. Discover now