Kapitel 38

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Während dem Abendessen herrschte eine ungewohnt angespannte Stimmung.

Nach dem Gespräch mit meiner Mutter war ich in mein Zimmer gegangen und hatte versucht, ihre Handlungen irgendwie nachzuvollziehen. Doch ich schaffte es nicht wirklich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen eine Person so sehr zu lieben, dass ich selbst bei ihr bleiben würde, wenn sie zu so einem schlechten Menschen wurde.
Doch ich hatte anscheinend nicht gerade viel Ahnung von Liebe.
Denn als ich meinen beiden besten Freunden während unserer, im Moment seltener gewordenen, Gesprächsrunde von dem Geständnis meiner Mutter zu erzählen, seufzten beide nur.
„Das muss schlimm für sie sein.", meinte Jungkook und Taehyung stimmte sofort zu. „Gefangen in so einem Zwiespalt."
„Warum verlässt sie ihn dann nicht einfach?", fragte ich verständnislos.
„Ach Jimin.", seufzten beide wieder. Ich fühlte mich wie ein dummes Kleinkind.
„Könnest du Yoongi jetzt einfach verlassen?", fragte mich Kookie.
„Bitte was? Wieso sollte ich? Das ist doch etwas ganz anderes.", antwortete ich empört.
Nun mischte sich auch Tae wieder ein. „Eigentlich nicht. Der einzige Unterschied ist vielleicht, dass deine Mutter deinen Vater noch weniger verlassen kann als du Yoongi."
„Wovon redet ihr bitte? Er ist doch ganz anders als mein Vater. Yoongi ist süß, aufmerksam, freundlich, höflich, immer für mich da... - und mein Vater ist ein Arsch."
Ich verstand wirklich nicht wie man die beiden miteinander vergleichen konnte.
„Natürlich ist er besser als dein Vater. Aber die Situation bleibt trotzdem ähnlich. Deine Mutter liebt deinen Vater und du liebst Yoongi. Nur liebt sie ihn schon seit gefühlten Ewigkeiten, sie sind verheiratet, wohnen zusammen und haben ein Kind. Sie kennt nichts anderes als mit ihm zusammen zu sein. Deswegen fällt es ihr noch zehntausendmal schwerer ihn zu verlassen, auch wenn er ein Arsch ist."

Auch jetzt, 2 Stunden später, dachte ich mich immer darüber nach. Langsam glaubte ich zu verstehen. Doch etwas dazu sagen, wollte ich nicht.
Meine Mutter schien sich ebenfalls unwohl zu fühlen. Schon seit zehn Minuten versuchte sie krampfhaft ein ungefährliches Gesprächsthema zu finden.
Plötzlich hatte sie wohl eine Idee. „Wie geht es eigentlich Leya?", fragte sie, sichtlich stolz darauf, dass ihr diese Frage eingefallen war.
Innerlich wollte ich meinen Kopf auf den Tisch fallen lassen. Meine Ex-Freundin war nun wirklich kein angenehmeres Gesprächsthema. Vor allem wenn meine Mutter noch nichts von unserer Trennung wusste.
Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. „Naja, weißt du... wir sind nicht mehr zusammen."
Schockiert starrte sie mich an. „Was? Aber warum? Ihr wart doch so glücklich und außerdem habt ihr so gut zusammen gepasst."
Sie machte ein trauriges Gesicht.
„Das dachte ich eigentlich auch, aber sie anscheinend nicht." Auch ich verzog mein Gesicht. „Sie hat mich mit ihrem ‚besten Freund' betrogen."
Meiner Mutter fiel die Gabel aus der Hand. „Das hat sie nicht!", rief sie empört und sprang auf, um mich zu umarmen. „Oh das tut mir so leid, Jimin."
Unbeholfen tätschelte ich ihren Rücken. „Es ist okay. Ich bin darüber hinweg, ist schließlich schon eine Weile her."
„Achso. Also hast du schon eine neue Freundin?", fragte sie neugierig, während sie sich wieder setzte.
Das wäre jetzt sehr taktlos gewesen, wenn ich Yoongi nicht hätte.
Apropos Yoongi. Ich wusste nicht, ob ich meiner Mutter das mit ihm schon erzählen sollte. Schließlich war es noch frisch und ich war mir nicht sicher, wie sie reagieren würde.
Ich konnte es ja auch nicht glauben. 
Außerdem war ich mir nicht sicher, ob Yoongi schon bereit dazu war, es öffentlich zu machen. Oder ob ich bereit dazu war.
„Nein, eigentlich nicht.", meinte ich betont lässig, doch meine Mutter gab nicht auf.
„Was heißt eigentlich?"
Genervt seufzte ich. „Nein, ich habe keine Freundin, Mum."
Das war streng genommen nicht gelogen, aber ich hatte trotzdem den restlichen Abend das Gefühl Yoongi verleugnet zu haben.

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Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen Valentinstag! ♥️
~L

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Where stories live. Discover now