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POV: Jimin:
„Ich mach mit!“ Glücklich strahle ich Yoongi an. „Cool!“ „Und wo wollt ihr rauchen? Die passen doch überall auf!“, warnt Hoseok uns. „Hm, wie wäre es in unseren Zimmern?“ „Da sind aber Rauchmelder.“ „Ich würde lachen, wenn die nur eine Attrappe sind.“ „Wir können unsere Köpfe aus dem Fenster rausstrecken.“ „Du weißt aber schon, dass unser Fenster auf den Schlosshof zeigt, Yoongi?!“ „Bei uns nicht. Wir haben drei Fenster. Eins von dem aus jemand beobachten kann ob sich ein Lehrer dem Wohngebäude nähert, eins von dem aus man das Schlosstor sieht und das letzte können wir zum Rauchen nehmen. Von dort aus sieht man nur die Landschaft um das Schloss herum.“ „Sehr gut. Ich dachte schon ich müsste mich nachts aus dem Gelände schleichen.“ Erleichtert atmet Yoongi auf. „Das wäre doch am auffälligsten.“ „Irgendwie hätte ich es hinbekommen.“ „Beim Essen wird nicht gesprochen!“, brüllt Hr. Kim uns auf einmal von dem Lehrertisch aus an. Ich zucke zusammen. „Können Sie das nicht leise sagen?!“, ruft Hoseok zurück. „Nicht! Sei still, bitte! Der rastet sonst wieder aus.“ Ich versuche ihm den Mund zuzuhalten. Aber leider ist es zu spät. Hr. Kim steht auf und kommt zu unserem Tisch. „Was hast du gesagt, Loser?!“ Mit wütendem Blick durchbohrt er Hoseok. Der ganze Saal guckt uns an. Hoseok steht auf. „Ich sagte, Sie könnten es auch leiser sagen.“, wiederholt er sich seelenruhig. Hr. Kim baut sich vor ihm auf. „Strafarbeit für drei Wochen! Ab morgen kehrst du jeden verdammten Tag den kompletten Schlosshof. Hast du mich verstanden?!“, zischt er wie eine Schlange. „Nein, tut mir leid. Ich kann wohl nicht so gut hören.“ Vor Wut läuft Hr. Kim rot an. „Es reicht Hoseok. Setz dich wieder hin!“ Yoongi zieht ihn auf seinen Stuhl zurück. Hr. Kim verschwindet wieder, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. „Gott sei Dank ist er weg!“ „Was sollte das Hoseok?! Der Typ ist unberechenbar!“ „Ich lass mich doch nicht von einem Lehrer einschüchtern!“
POV: Jungkook:
Unfassbar… Wie kann man nur so hohl wie diese Idioten sein?! Naja, Tae ist ganz in Ordnung. Und Jimin auch, obwohl er raucht. Aber Hoseok und Yoongi… Und mit den beiden muss ich ein Zimmer teilen. Ätzend. Am besten haue ich wie immer einfach ab. Nur dürfte das hier nicht so leicht werden wie zu Hause. Ach, es wird schon klappen. Ich werde mich heute Abend einfach aus dem Tor rausschleichen. Das kriegt niemand mit. Ich sehe doch nicht ein, warum ich ein ganzes Jahr in dieser Hölle bleiben soll! So ein Scheiß… Das Essen verläuft sehr ruhig. Auch den restlichen Tag lang ist es totlangweilig. „Ab zweiundzwanzig Uhr wird geschlafen.“, erinnert Hr. Kim uns beim Abendessen. „Was?!“ Erschrocken starrt Yoongi ihn an. „Hast du ein Problem damit?!“ Mit wütenden Blicken durchbohrt er ihn. Yoongi zuckt nur mit den Schultern. Wieso ist Hr. Kim eigentlich immer so aggressiv? Der Typ schluckt doch irgendwelche Drogen. „Ihr habt jetzt noch zwei Stunden Freizeit. Verlasst nicht das Gelände und denkt daran pünktlich im Bett zu sein. Wir werden das im Übrigen kontrollieren. Bis dann!“ Jin ist so anders… Er ist freundlich und versucht uns offenbar mit netten Worten umzuerziehen. Bei mir wird er es allerdings nicht schaffen. Da bin ich ganz sicher! So lange werde ich eh nicht mehr hier sein. „Ey, Jungkook! Was ziehst du denn für ein Gesicht?“ Hoseok lacht mich an. „Ich hasse dieses Irrenhaus einfach.“, erkläre ich genervt. „Geht uns allen so… Komm, wir gehen in Jimins und Taes Zimmer.“ Er zieht mich hinter sich her. „Da seid ihr ja endlich. Raucht ihr mit?“ „Ihr wollt das echt machen?“, frage ich unsicher. „Ja natürlich. Sei kein Feigling und rauch mit! Tae beobachtet den Hof und Yoongi, Hoseok, du und ich können abwechselnd rauchen. Ist doch eine gute Idee, oder?“ Jimin strahlt mich an. Ich will echt kein Feigling sein, aber ich habe noch nie geraucht. Trotzdem stimme ich zu und lasse mir von Jimin eine Zigarette geben. „Hast du schonmal geraucht, Kookie?“, fragt Yoongi. „Nein. Aber so schwer wird das schon nicht sein, oder?“ „Wir bringen es dir bei.“ Jimin und ich stecken unsere Oberkörper aus dem Fenster und zünden die Zigaretten an. Als ich meinen ersten Zug nehme muss ich stark husten. „Ist normal.“, beruhigt Jimin mich. Er greift auf sein Bett und gibt mir eine Flasche Wasser. „Danke.“ Geduldig erklärt und zeigt er mir alles. Während ich die Zigarette rauche trinke ich fast die ganze Flasche leer. „Wohin werfen wir eigentlich den Filter?“, frage ich unschlüssig. „Einfach aus dem Fenster. Hier hinten endet das Gelände und sie werden sicher nicht das Gebüsch untersuchen.“ Wir lassen Hoseok und Yoongi an das Fenster und setzen uns zu Taehyung auf sein Bett. „Also… Yoongi, Hoseok und ich haben zusammen genug Zigaretten für uns alle. Tae will ja nicht rauchen, also bleiben noch mehr.“ Wenn mein Fluchtversuch gelingt brauche ich auch keine mehr. Eine Stunde vergeht wie im Flug und Yoongi, Hoseok und ich gehen in unser Zimmer zurück. Während sich die beiden fertig machen packe ich das Nötigste in meine Jackentaschen. Was mit meinen Klamotten passiert ist mir egal. Hauptsache ich habe meine Geldkarte, meinen Ausweis und mein Handy. Noch völlig angezogen lege ich mich in mein Bett, weil Jin und Hr. Kim ja noch zur Kontrolle kommen wollten. Kurz nach zweiundzwanzig Uhr lassen sie sich in unserem Zimmer blicken. „Gut, es sind alle da. Gute Nacht!“ Ich kann hören wie sie zum nächsten Zimmer laufen. Nach zwei Stunden sind Hoseok und Yoongi endlich eingeschlafen, so dass ich mich rausschleichen kann. Hoffentlich haben die keine Türen zugeschlossen. Zu meiner Freude schaffe ich es tatsächlich aus dem Wohngebäude heraus. Langsam gehe ich auf das große Tor zu und öffne es. „Was genau hast du vor?“ Erschrocken fahre ich herum und entdecke Jin. Shit! Was soll ich jetzt machen?! Ich will keinen Ärger bekommen. Ich muss ihn so sehr verwirren, dass er vergisst mich zu bestrafen. Mir muss etwas einfallen! Jungkook, denk nach! „Ich… Ich wollte mir ein bisschen die Gegend ansehen, weil ich nicht schlafen kann.“, lüge ich irgendeinen Mist zusammen. Leider lässt sich Jin überhaupt nicht verwirren. „Ja ja. Weißt du wie oft ich diese Ausrede gehört habe?“ Jetzt bin ich verwirrt. „Du bekommst eine wunderschöne Strafe, mein Kleiner. Ich habe gehört, dass du auch schon früher abgehauen bist. Ab heute Nacht schläfst du drei Wochen in meinem Zimmer, verstanden?“ „WAS?!“ Empört starre ich ihn an. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“ „Und ob es das ist. Wir holen jetzt deine Sachen.“ Mit diesen Worten schleift er mich hinter sich her zu meinem Zimmer und macht das Licht an. Jin setzt sich an meinen Schreibtisch während ich meine Sachen zusammenpacke. Von dem Lärm werden Yoongi und Hoseok wach. „Was ist denn hier los?“, fragt Yoongi genervt. „Ihr werdet Jungkook erst wieder in drei Wochen in eurem Zimmer haben. Es ist eine kleine Bestrafung für ihn.“ Sofort sind sie hellwach. „Was? Wieso? Das ist ungerecht.“ „Ruhe! Schlaft wieder!“ Nachdem ich fertig bin muss ich mit ihm mitgehen. Sein Zimmer ist genau neben dem Direktorrat. Als ich hineintrete traue ich meinen Augen kaum. Die einzige Schlafmöglichkeit ist ein Ehebett?! „Ähm… Entschuldigung, aber Sie wollen doch nicht etwa, dass wir zusammen in einem Bett schlafen, oder?“ „Hast du etwa ein Problem damit?“ „Und ob ich das habe!“ „Tja… Tut mir leid, aber das ist ein Teil deiner Strafe.“ Entsetzt starre ich auf das Bett. Es ist höchstens einen Meter und sechzig Zentimeter breit. Ein sehr kleines Ehebett. „Deine Sachen kommen in diesen Schrank.“ Er deutet auf die Wand neben uns. Genervt packe ich alles aus und räume es ein. „Geh ins Bad und mach dich fertig.“ Jin schiebt mich in sein Badezimmer. Was soll der Scheiß hier?! Ich will hier weg! Ich hasse diese behinderte Schule mehr alles andere! Ich hasse sie sogar mehr als mich selbst. Und das soll schon was bedeuten. Als ich zum ersten Mal abgehauen bin, war es wegen mir selbst. Ich hatte mich so satt, dass ich eine Pause von mir selbst wollte. Später habe ich mich dann deswegen selbst verletzt, was bis jetzt noch niemand gesehen hat. Ich will nicht, dass jemand diese Seite von mir kennt. Alle finden es cool wie oft ich abgehauen bin und das soll auch so bleiben. Sie sollen nicht wissen wie es in meiner Psyche aussieht. Ohne es zu wollen rollen Tränen meine Wangen herunter. Schluchzend reibe ich mir über mein Gesicht. „Alles gut da drinnen?“, höre ich Jin besorgt rufen. „Ja.“, antworte ich. Die nächste Lüge… Nicht ist gut. Überhaupt nichts. Ich habe überall Narben, habe manchmal Selbstmordgedanken und komme mit mir nicht klar. Um meine Gedanken zu vertreiben wasche ich mich schnell und ziehe meine Schlafsachen an. Mit erschrockenem Blick muss ich feststellen, dass ich die kurzen Sachen mitgenommen habe! Meine Narben kann man sowohl auf meinen Armen als auch auf meinen Beinen deutlich sehen. Heute hatte ich immer ne dünne Jacke und eine lange Jeans an, obwohl es sehr warm ist. Aber an nachts hatte ich gar nicht gedacht. Shit! Ich atme einmal tief durch und gehe aus dem Bad hinaus. Jin hat seine Jacke ausgezogen, unter der er schon seinen Schlafanzug anhatte. Mittlerweile hat er für mich auch noch ein Kissen und eine Decke hingelegt. Eigentlich sieht Jin ganz gut aus. Also nur so ein bisschen natürlich! Ich werfe meine Klamotten in meinen Schrank und setze mich auf das Bett. Jin setzt sich neben mich. „Ich wollte mit dir nochmal kurz reden.“ „Worüber denn?“ „Ich hätte gerne eine Erklärung für deine Fluchtversuche.“ „Ich will einfach überall weg, zufrieden?!“ „Nein. Ich glaube es steckt mehr dahinter als du sagst.“ Genervt drehe ich meinen Kopf weg damit er nicht mein Gesicht sieht. Ich will ihm nichts sagen und ich habe Angst meine Augen könnten ihm was verraten. Plötzlich spüre ich etwas Warmes auf meinem rechten Arm. Überrascht wende ich mich wieder Jin zu und sehe wie er zitternd meinen Arm in seinen Händen hält. „Was machen Sie da?“, frage ich verwirrt. „Ich… Ich bin echt schockiert, Jungkook. Warum tust du dir sowas an?“ „Das ist meine Sache!“ „Nein ist es nicht! Ich will auf euch aufpassen und wenn es dir schlecht geht will ich als Erster davon erfahren.“ „Es geht Sie nichts an! Sie kennen mich ja nicht mal.“ „Dann werde ich dich eben kennenlernen. Vielleicht beginnen wir damit, dass du mich erstmal mit Du und nicht mit Sie ansprichst.“ „Wenn du unbedingt willst.“ Triumphierend lächelt er mich an. „Anstrengend…“, murmle ich und kratze mich am Kopf. „Hast du Angst darüber zu sprechen was dich beschäftigt?“ „Nein.“ „Wenn du darüber redest wird es leichter, versprochen.“ „Woher willst du das denn wissen?!“ Wütend schaue ich ihn an. Er hat doch keine Ahnung! Seufzend krempelt er seinen Ärmel hoch. Als ich näher hingucke sehe ich alte Narben, die anscheinend sehr tief waren. „Ich habe mich auch geritzt.“ Völlig überfordert schaue ich ihn an. Aufmunternd lächelt er mir zu. Also echt… Dieser Lehrer ist vielleicht anstrengend. Aber irgendwie will ich ihm wirklich etwas erzählen. Nach einigen Minuten fasse ich endlich einen Entschluss. „Also gut. Ich werde versuchen dir alles zu erklären. Aber es könnte extrem lange dauern.“ „Ist in Ordnung.“ Dann beginne ich zu erzählen… Das ich keine Ahnung habe woher mein Selbsthass kommt und dass ich deswegen abhaue, ritze und mich manchmal sogar umbringen will. Ich erzähle Jin jedes kleine Detail. Ab und zu kullern bei mir ein paar Tränen. Ich war noch nie so ehrlich zu jemandem. Er hört mir einfach nur zu, reicht mir Taschentücher und nickt verständnisvoll. Nach meiner Erzählung nimmt er mich in seine Arme und wiegt mich wie ein Kind hin und her. „Ich helfe dir. Wenn etwas ist kannst du jederzeit zu mir kommen und mit mir reden.“ „Wieso ist es dir nicht zu blöd dich mit den Problemen eines Fünfzehnjährigen herumzuschlagen?“ „So alt bin ich ja auch nicht. Ich bin gerade mal neunundzwanzig. Außerdem weiß ich noch genau wie man sich in deiner Situation fühlt.“ Jin ist echt nett. Ich glaube ich hatte noch vor ein paar Stunden gesagt, er würde mich nicht umerziehen können, oder? Und jetzt ist er auf dem besten Weg aus mir einen guten Menschen zu machen. Gruselig… „Lass uns langsam schlafen. Es ist schon um zwei.“ Ich nicke, Jin macht das Licht aus und wir legen uns nebeneinander hin. Ich kann seinen Geruch riechen. Irgendwie gefällt es mir. Jin ist cool. Das darf niemand herausfinden! Niemand darf wissen, dass ich ihn eventuell ein ganz kleines bisschen mag!

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