Die Macht der Freundschaft

1.4K 74 7
                                    

Soundrack zum Kapitel:
Two Steps from Hell - Release Me

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

„Sensei Iruka! Etwas ganz Furchtbares ist passiert."

Ich ballte die Fäuste und widerstand mit Mühe dem Drang vor Wut laut aufzuschreien. Mizukis Verhaltensweise machte mich dermaßen wütend, dass ich gerade so in der Lage war, mich zu beherrschen. Der Chunin stand vor der Haustür meines Lehrers und schob alles Naruto in die Schuhe.

„Naruto hat die heilige Schriftrolle gestohlen."

Meinem Sensei stand deutlich der Unglaube und Schock ins Gesicht geschrieben. Ich biss mir auf die Zunge als die Haltung des Braunhaarigen leicht einsackte. Er glaubte ihm. Verdammt. Das war gar nicht gut. Wie sollte ich ihn dann davon überzeugen können? Schweigend beobachtete ich, wie Iruka schließlich dem anderen folgte. Vorhin hatte ich vernommen, dass sich alle Chunin und Jonin vor dem Büro des Hokage versammeln würden, um über den Vorfall zu beratschlagen. Doch dafür hatte ich keine Zeit. Ich musste Naruto finden, bevor es zu spät sein würde. Und ich hatte bereits einen Verdacht, wo ich den Uzumaki finden würde.

So schnell ich konnte, rannte ich über Konohas Dächer, fühlte ich doch deutlich, wie eine ganz bestimmte Person ebenfalls dasselbe Ziel anstrebte wie ich. Und diese hatte keine guten Absichten. Ganz gleich, was Mizuki vorhatte. Mir egal, dass er ein Chunin war. Ich würde meinen besten Freund nicht alleine lassen. Denn das war es, was meinen persönlichen Weg des Ninja ausmachte. Ich würde zu denen, die mir teuer waren halten und schützen so lange ich konnte.

Unsichtbar und nahezu lautlos schlich ich um die Lichtung herum, auf welcher Naruto saß und aus der Schriftrolle lernte. Betete nahezu, dass Sensei Iruka als Erstes hier auftauchen und die Lüge aufdecken würde. Denn wenn er mich bei Naruto sah, würde er noch denken, dass ich in die ganze Sache verwickelt und ihn dabei noch unterstützt hätte. Lieber stand ich hier Wache und achtete darauf, dass Mizuki den beiden nicht zu nahe kam.

So vertieft auf Naruto, bemerkte ich gar nicht, wie ein Schatten die Lichtung betrat.

„Das wars mein Freund", sagte Sensei Iruka und gab einen erschöpften Lacher von sich. Naruto erwiderte diesen, worauf der andere mehr als verwirrt reagierte. So langsam schien ihm zu dämmern, dass hier etwas nicht zu stimmen schien. Ein Knacksen im Gebüsch rechts von mir ließ mich herumwirbeln und etwas Silberweißes blitzte auf. Mizuki. Wage bekam ich mit, wie der ahnungslose Naruto einem verwirrten Iruka die Wahrheit erzählten. Doch das reichte mir voll und ganz. Denn jetzt würde sich das zwischen den Beiden klären und niemand würde an der Wahrheit dieser Geschichte zweifeln.

Ein Zischen erklang. Kunais durchschnitte die Luft, rauschten auf meinen Sensei zu und ... prallten von dem unsichtbaren Schild ab, den ich soeben um ihn herum erstellt hatte. Verwirrt starrte dieser auf die, am Boden liegenden Kunai, ebenso wie Mizuki, der soeben rechts von mir aufgetaucht war.

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf Irukas Lippen und er formte lautlos mit den Lippen meinen Namen.

„Wer ist da?", rief Mizuki in das Dunkel des Waldes hinein. Doch ich rührte mich nicht von der Stelle. Naruto war es schließlich, der all die Aufmerksamkeit wieder auf sich zog.

„Was hat das zu bedeuten Mizuki? Warum greifst du Sensei Iruka an?"

Verwirrt betrachtete er den Chunin, welcher verächtlich auflachte.

„Sei nicht dumm Naruto. Ich wollte ihn doch nur davon abhalten, dir die Schriftrolle abzunehmen. Du musst wissen, dass er sie schon immer für sie wollte. Du musst sie mir geben, dann werde ich sie an einen sicheren Ort bringen", säuselte der und sah den blonden mit einem gespielt freundlichen Blick an.

„Ach ja? Bist du dir da ganz sicher. Ich habe da aber etwas anderes gehört", sagte ich wütend und machte mich nun für aller Augen sichtbar. Für einen kurzen Moment sah mich Mizuki überrascht an, doch dann lachte er höhnisch auf.

„Die ungeliebte Tochter. Interessant deine Fähigkeiten. Aber gegen mich hast du keine Chance. Und überhaupt. Warum sollte Naruto dir glauben? Denn nach dem, was ich ihm gleich erzählen werde, wird er dir kein einziges Wort mehr abkaufen, dass deine Lippen verlässt."

Oh nein. Mir schwante übles. Er wollte ihm doch nicht etwa ... DAS erzählen? Von dem Biest, das seit Narutos Geburt in ihm wohnte und alle nur dieses sahen und nicht den Menschen.

„Glaube mir ich hätte es ihm erzählt. Und er hätte mich verstanden. Weil er mein Freund ist. Und das steht über allem."

Mizuki lachte auf. Erneut war es kein schönes Lachen. Sondern einfach nur kalt und gefühllos. Zumal erinnerte es mich stark an meinen Vater. Siedend heiß fiel es mir ein.

„Du warst das. Du hast Vater ständig besucht."

Der Weißhaarige grinste.

„Sieh an, sieh an. Der Lauscher an der Wand. Aber ja. Ich habe deinen Vater wirklich oft besucht. Und ich muss sagen in vielem stimme ich wirklich mit ihm überein. Aber er hasst dich nicht nur wegen des Mordes an deiner Mutter. Du kannst ja den lieben, feigen Genma fragen, der seiner Vergangenheit noch immer davonläuft. Er könnte dir bestimmt eine Menge darüber erzählen."

Mein Kopf dröhnte, schmerzte. Gemischte Gefühle donnerten hemmungslos auf mich ein. Gedanken wirbelten durcheinander und mittendrin war ich. Jemand dessen Wunden aus der Vergangenheit erneut aufgebrochen worden waren. So wie die Narben meines Rückens. Zahllose unbeantwortete Fragen. Verwirrung, Angst, Schmerz, Hass. So viele Gefühle lösten sich für diesen Moment in mir. Fest krallte ich meine Finger in die Oberschenkel und versuchte all diese Emotionen mit Schmerz zu bekämpfen. Tränen rannen meine Wangen hinab fielen gen Boden. Lange hatte ich nicht mehr geweint. Hatte mir geschworen nie wieder etwas so sehr an mich heranzulassen. Doch mit diesen plötzlichen Informationen konnte ich nicht umgehen, war nicht in der Lage sie fortzudrängen. Waren sie doch zu wichtig.

Narutos Schrei durchbrach meine Benommenheit und was ich vorfand, war ein Desaster. Der blonde Uzumaki stand komplett verzweifelt mitten auf der Lichtung, daneben ein schwerverletzter Sensei Iruka, in dessen Rücken ein riesengroßes Shuriken steckte.

In einer einzigen Bewegung drehte Naruto sich um und rannte davon. Hastig wischte ich mir die Tränen beiseite und eilte ihm nach, konnte ich doch im Moment am allermeisten nachempfinden, wie er sich fühlte. Seine Augen, nur kurz hatte ich sie gesehen, aber dennoch klar. Es waren die des Fuchses gewesen. Ich musste ihn aufhalten und das zu jedem Preis.

Erneut kamen die Tränen, als ich meinem Freund hinterherrannte. Immer schneller wurden seine Beine, als er mich bemerkte. Doch wäre nicht die Unfassbare, wenn ich ihn nicht einholen könnte. Mit aller Kraft warf ich mich auf den Uzumaki und gemeinsam krachten wir durch die Astgabeln, dem Boden entgegen.

Hart kam ich auf dem Rücken auf und sog scharf die Luft ein, als meine Wunden zu pochen begannen. Etwas presste mich nieder. Feuerrote Augen blickten in die meinen. Narutos Körper hatte sich stark verändert. Auf allen vieren ging er. Die Augen, die des Fuchses und Fingernägel zu langen Krallen verformt. Er sah mich nicht direkt an. War so in Rage, dass er mein Gesicht nicht erkannte. Die langen Fingernägel blitzten im einfallenden Mondlicht auf und ich kniff die Augen zusammen.

Doch der Schlag blieb aus. Vorsichtig blinzelte ich. Naruto war zurückgewichen und blickte zuerst mich und dann seine Hände erschrocken an.

„Sie haben alle Recht", flüsterte er. „Ich bin ein Monster. Sogar meine beste Freundin greife ich an." Tränen schimmerten in seinen Augen auf, genauso, wie in den meinen. Sanft strich ich über seine Hände.

„Du bist kein Monster Naruto. Wenn du eines wärst, denkst du ich hätte mich dann mit dir angefreundet. Ja das mögen vielleicht andere Menschen in dir sehen, aber es liegt an dir ihnen zu zeigen, dass dem nicht so ist. Dieses Mistvieh mag vielleicht in dir sein, ja, aber du hast es in der Hand ob du ihnen den Fuchs oder dein wahres Ich, Naruto Uzumaki aus Konohagakure zeigst. Den Jungen, der zu meinem Besten Freund geworden ist, obwohl ich davon wusste."

Ich lächelte und blickte ihm weiterhin in die Augen.

„Und es ist mir verdammt nochmal egal, was die Anderen dazu denken. Du bist mein Freund und daran kann niemand etwas ändern." Naruto schniefte und wischte sich mich dem Ärmel über die Nase.

„Oh Tora", sagte er mit kratziger Stimme. „Danke."

Ich lächelte und drückte seine Hand. „Nein. Ich habe zu danken, schließlich hast du sie mir gezeigt."

„Was gezeigt?" „Die Freundschaft. Bevor ich dich so richtig kennengelernt habe, konnte ich den Wert der Freundschaft nie wirklich nachvollziehen. Aber du hast mich verändert. Also liegt es an mir, dankbar zu sein."

Schneller als ich schauen konnte, hatte Naruto mich in eine feste Umarmung gezogen.

„Du weißt ja gar nicht wie viel Kraft mir das gibt, echt jetzt." Er grinste. „So und jetzt zeigen wir diesem Mizuki, wo der Nagel hängt." Ich lachte und schüttelte den Kopf.

„Ich überlass ihn dir. Jetzt kannst du ihm beweisen, dass er dich keineswegs unterschätzen sollte. Naruto Uzumaki."


Die Unfassbare IWhere stories live. Discover now