Gehetzt

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Naruto:

Schock durchfuhr meinen Körper, als ich die Szene vor mir betrachtete. Mizuki hielt Tora wie ein Tier im Nacken gepackt fest, während die andere Hand ein Kunai an ihre Kehle hielt. Ihr Blick war unleserlich, schien es zu sein, dennoch meinte ich einen Anflug von Panik darin zu erkennen. Sensei Iruka zitterte am ganzen Körper. Ober vor Wut oder Erschrecken wusste ich nicht. Vermutlich beides. Schließlich war sie seine ehemalige Schülerin.

„Hey Mizuki. Lass Tora los! Sonst mach ich dir die Hölle heiß, Kapiert?", rief ich dem Weißhaarigen zu welcher leicht den Kopf anhob und mich höhnisch ansah.

„Was willst du schon tun kleines Fuchsmonster? Bis du hier ankommst ist sie tot."

Heftig biss ich mir auf die Zunge. Mir musste dringend etwas einfallen, wie ich sie hier herausbekam, sonst würde er sie wirklich noch töten und wenn das der Fall war, dann...

Hitze brach über mich herein. Jeder Funken meines Körpers brannte vor Wut und Angespanntheit. Der Kerl bedrohte meine Beste Freundin, das Mädchen, das als erstes auf mich zugekommen war. Keine Angst hatte oder mit Abneigung reagiert hat. Die erste, die in der Lage war mein Schicksal nachzuvollziehen und ihres mit mir zu teilen. Gemeinsam hatten wir schon so viel zusammen durchgestanden.

„Na los. Zeig allen, was du wirklich bist, du Fuchsdämon", rief Mizuki und fachte meine Wut damit umso mehr an. Ich stieß einen wütenden Schrei aus und wollte mich auf ihn stürzen, als ein qualvoller, wütender Schrei den meinen unterbrach.

Mein Blick glitt zu Mizuki ... und Tora. Kleine Lichtblitze züngelten aus ihren Händen, die Arme ihres Angreifers hinauf. Sie schien ein Raitonjutsu auf ihn angewendet zu haben. Die Hände des Chunin begannen zu zittern und innerhalb von Sekunden war Tora frei. Sie fuhr herum und verpasste dem taumelnden Mann einen deftigen Schlag in den Bauch. Schien nicht darüber nachzudenken. Der abtrünnige Krieger taumelte vor Überraschung und Schmerz zurück. Versuchte ihren Tritten auszuweichen.

„Wage es nicht mich erneut zu unterschätzen. Ich mag ein Kind sein, aber das hat nichts mit Stärke zu tun."

Mit offenem Mund beobachtete ich den eher einseitigen Kampf, beruhigt davon, dass sie sich eigenhändig aus dieser Situation befreit hatte. Mit einem Mal packte sie etwas am Fuß und schleuderte sie nach hinten. Entsetzt erkannte ich die beiden dicken Brüder, die sich vor ihr aufzubauen begannen.

„Du darfst uns nicht Mizuki wegnehmen. Er gibt uns das ganze Essen."

„Sollen wir sie bestrafen Bruder?"

„Oh ja, wenn Mizuki nicht mehr ist, kann uns keiner Essen geben."

„Hihihi, du bist so schlau großer Bruder."

Waren die wirklich so dämlich oder taten die nur so?

Tora hatte sich derweil aufgerichtet und warf mir einen Blick zu. Nickte in Richtung der anderen Beiden, Sensei Iruka und Mizuki, die ihren Kampf wieder aufgenommen hatten. Dann holte sie etwas aus ihrer Tasche. Meine Augen weiteten sich, als ich die Reisbällchen erkannte. Bedrohlich liefe die Brüder auf sie zu, doch Tora ließ sich nicht einschüchtern.

„Ich habe hier was für euch. Doch ihr bekommt es nur, wenn ihr mich fangen könnt. Einverstanden?"

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Die würden sie plattmachen. Das war kein Spiel, sondern bittere Realität. Wenn die beiden sie in die Finger bekamen, dann...

Doch Tora wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern war so schnell fort, dass man nur noch eine Staubwolke auf der Stelle sah, an der sie eben noch gestanden war. Erneut ihre Schnelligkeit zu sehen, gab mir Hoffnung. Womöglich konnte sie die beiden doch so lange ablenken, bis Hilfe eintreffen konnte. Und derweil würde ich mir mit Sensei Iruka, Mizuki vornehmen. Er würde für das bezahlen, was er Tora angetan hatte. Und vielleicht würde ich noch ein paar Dinge über Toras Vater erfahren.

Tora:

Unermüdlich rannte ich durch den angrenzenden Wald, erschuf nebenbei noch ein paar Schattendoppelgänger und schickte sie in unterschiedliche Richtungen, um die beiden auf die falsche Fährte zu locken. Meine Spuren verwischte ich, bewegte mich größtenteils unsichtbar fort. Niemals zuvor hatte ich ein solches Adrenalin wie nun verspürt. Wusste darum, dass ich hier nicht zuhause war. Nicht der bekannte Wald, in welchem ich unzählige Fallen für mögliche Verfolger aufgebaut hatte und den ich zudem noch wie meine Westentasche kannte.

Alles war fremd. Keine Abkürzung kannte ich hier. Aber dennoch. Wälder waren mir vertraut. Ich fühlte mich wohl, ganz gleich in welchem, war klein und wendig. Ganz im Gegensatz zu meinen Verfolgern und das würde mein großer Vorteil sein. Naruto und Iruka würden Mizuki stellen und ich diese Brüder so lange aufhalten, wie es mir möglich war.

Flink holte ich ein paar Seile aus der Tasche, beschwor vier weitere Schattendoppelgänger hervor und ließ sie einige Fallen aufstellen, lief selbst jedoch weiter, verwischte weiter die Spuren, achtete auf jedes noch so kleine Geräusch. Nach einer Weile des Rennens hielt ich inne und lauschte.

Dann jedoch flogen Bilder an meinen Augen vorbei, welche mir die Erinnerungen der aufgelösten Doppelgänger zeigten. Die Brüder hatten sich nicht einmal aufgeteilt. Gemeinsam wurde jeder einzelne meiner Klone verfolgt und ausgelöscht. Tja sie waren anscheinend schneller als gedacht. Mal sehen, wie lange das noch gehen würde.

Zuerst einmal würde ich hier versteckt auf die beiden warten, mit zehn sichtbaren Schattendoppelgängern in petto. Neun saßen in den Bäumen, rund um die kleine Lichtung. Vielleicht konnte ich ihre Fähigkeiten besser einschätzen, wenn ich sie beobachtete. Sonderlich schlau waren sie nicht, aber dennoch sollte ich die beiden nicht unterschätzen, denn die Stärke, die sie zutage brachten, konnte sich sehen lassen.

Es krachte und Vögel flogen auf. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als mein Körper langsam zu verblassen begann. Lasst das Spiel beginnen.

Dicht am Grund sitzend, beide Hände auf die Erde gelegt, die Augen geschlossen, konzentriert auf die Vibrationen des Bodens, welche durch Schritte ausgelöst wurden. Sowohl die eines Rehs in der Ferne als auch der beiden Brüder konnte ich fühlen. Sie waren ganz nah. Das Tier suchte das Weite. Kein Wunder bei dem Lärm, den sie veranstalteten.

Zwei Dunkle Schatten traten auf die Lichtung und ins Sonnenlicht. Dümmlich grinsten die beiden Kolosse in die Runde, blickten sich um. Augen weiteten sich, als sie die vielen Doppelgänger dort in den Bäumen erblickten.

„So viele Großer Bruder, warum so viele?"

„Sie hat ganz viel Angst deswegen brauch sie Hilfe."

„Hihihi du bist so schlau."

Naja, Angst war was anders. Und Respekt hatte ich auch nicht. Die beiden erschienen mir manchmal einfach nur seltsam und ein wenig unheimlich, so riesig wie sie waren. Standen dort inmitten der Lichtung, verdeckten das Sonnenlicht, erhoben sich vor mir wie zwei große Schatten, mit ziemlich dämlichen Gesichtsausdrücken.

„Wir haben dich gefunden, bekommen wir jetzt das Essen?"

„Es gibt einen Unterschied zwischen finden und fangen", erwiderte einer der Klone für mich. Die beiden sollten doch nicht jetzt schon herausfinden, wo ich mich befand.

„Buhuu, die hat uns angelogen großer Bruder", heulte der Größere und vergrub sein Gesicht an der Schulter des Größeren. Ich verzog das Gesicht. Ernsthaft jetzt? Der würde doch wohl noch den Unterschied zwischen finden und fangen kennen?

„Mizuki hat doch gesagt, dass sie gemein ist."

„Oh, stimmt ja. Du bist so klug, großer Bruder."

„Weiß ich doch."

Ich widerstand knapp dem Drang mit dem Kopf gegen den Baum zu schlagen. Die beiden machten mich noch verrückt. Soviel Dummheit war doch nicht mehr normal, oder? Ich konnte es nicht fassen. Allerdings schienen sie jetzt ungeduldig zu werden und wenn ich nicht wollte, dass die ganze Situation ausartete, dann galt es jetzt geschickt vorzugehen, damit sie nach meinen Regeln spielten.

„Wisst ihr was? Wir spielen jetzt ein Spiel", sagte ein weiter Doppelgänger und die Beiden hoben den Kopf.

„Ein Spiel. Ich liebe Spiele. Du nicht auch großer Bruder?"

Ich lächelte. Das lief doch schonmal gut.

„Ich gebe euch schon einmal einen Teil des Essens, so als Belohnung. Schließlich halte ich was ich verspreche." Wiedereinmal hatte ein weiterer Klon gesprochen, um die Beiden noch mehr zu verwirren.

„Oh, das ist lieb von dir."

Sicherheitshalber ließ ich meine Doppelgänger einen Teil des Essens werfen. In Rekordgeschwindigkeit war der Reis in den großen Mündern verschwunden. Halbwegs zufrieden rieben sie sich den Magen.

Eilig, während die Beiden beschäftigt waren, sprang ich auf einen nahegelegenen Ast und beobachtete das Treiben, ehe ich mich ihnen zu erkennen gab. Wenn ich konzentriert blieb, konnte hier gar nichts schiefgehen.

„Warum ist da plötzlich noch eine? Hilfe Bruder, so viele Finger hab ich nicht an der Hand."

Entnervt schüttelte ich den Kopf. Um Himmels Willen, ich würde viel lieber gegen einen Ninja kämpfen, der auch nur ein paar Zellen mehr im Hirn hatte, als die beiden da. Aber auf eine verquere Art und Weise taten sie mir auch leid. Schließlich konnten sie nichts dafür, dass sie so waren. Vielleicht war diese Dummheit auch angeboren. Irgendwie war es schon traurig.

Den Gedanken des Mitleids drängte ich jedoch schnell zur Seite, als der größere mit einem gewaltigen Schlag den Ast zerbrach, auf welchem ich eben noch gesessen hatte. Schneller als gedacht, war er alle Mal. Durch einen Wink meinerseits, stellten sich die Schattendoppelgänger neben mir auf und begannen um die Kolossen herumzurennen. Förmlich konnte ich sehen, wie es in den Köpfen der Beiden ratterte.

Mit den Augen versuchten sie den Klonen zu folgen. Schwindel schien sie zu ergreifen und sie taumelten, schlugen mit den Armen nach allen Himmelsrichtungen aus, versuchten die Doppelgänger zu fangen, die auf einmal doppelt und dreifach vorhanden schienen. Entschlossen stellte ich mich zwischen die beiden. Der Abstand betrug mindestens acht Meter.

„Da ist sie doch, großer Bruder."

„Wir müssen sie schnappen."

Der Boden vibrierte, als ihre Füße darauf auftrafen. Felsenfest blieb ich stehen, wartete auf den Moment. Schon fast konnte ich ihren Atmen riechen, hörte drei aufgeregte Herzen pochen, spürte Wind auf meiner Wange und ... warf mich zur Seite.

Einen derartige Krach hatte ich selten gehört, als die beiden – Stirn an Stirn – gegeneinander krachten. Ihre Köpfe knacksten unschöne. Augen verdrehten sich, ehe die Brüder wie zwei gefällte Bäume umkippten.

Wippend saß ich auf einem nahegelegenem Ast und pfiff ein unbenanntes Lied. Schon mehrmals hatte ich mithilfe eines kleinen Spiegels Zeichen gegeben, in der Hoffnung, dass irgendjemand diese bemerkte.

Der Ast schwankte leicht, als eine schlanke Gestalt darauf landete. Blondes Haar fiel über starke Schultern und braune Augen blickten mich anerkennend an. Ich grinste leicht. Hinter der Hokage konnte ich Shikamaru, Ino und Choji erkennen. Das wäre also meine Verstärkung gewesen? Nicht schlecht.

„Hast du eine Ahnung, wie lange das gedauert hat, deine Fallen zu umgehen Tora?", fragte Shikamaru im genervten Tonfall. Tsunade lachte.

„Nur weil es dich fast erwischt hat."

Der Nara grummelte etwas unverständliches.

Erleichtert sackte ich zurück.

Geschafft.


Die Unfassbare IWhere stories live. Discover now