Team Tora

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Noch lange dachte ich über Kankuros Worte nach. Was er damit gemeint hatte. Es beschäftigte mich...alles was in der letzten Zeit passiert war. Warum Tsunade uns so plötzlich fortgeschickt hatte? Wann Naruto zurückkam. Ein möglich kommender Angriff von Akatsuki auf die Jinjuuriki. Meine Freunde, die in Gefahr schwebten. Dass ich nun Sensei war und ein Team auf eine Übungsprüfung vorbereiten musste. Hinzu kam die seltsame Angreiferin, die das Straßenkind verteidigt hatte und nach Kankuros Aussage, sehr gefährlich war. Weshalb hatte er mir nicht sagen wollen. Aber das würde er nicht lange vor mir geheim halten können. Dessen sollten sie sich alle sicher sein.

Aber vorerst hatte ich mich noch um etwas zu kümmern. Mein Schüler sollten in der kommenden Prüfung zeigen, was sie alles gelernt hatten. Zugegeben war ich stolz auf die drei. Aber nun war es an ihnen mir zu zeigen, dass das Vertrauen, das ich in sie setzte, berechtigt war.

Wir alle starteten an unterschiedlichen Orten innerhalb der verlassenen Mauern. Gebannt blickten wir in den Himmel. Keiner rührte sich, bis die erste Leuchtgranate hinaufschoss und den Start ankündigte. Sofort setzte sich Team Raidon in Bewegung. Lautlos und schleichend, wie ich es ihnen beigebracht hatte. Und ohne Chakra zu benutzen, sonst würden sie uns schnell aufgespürt hatten.

Unser Bonus lag in einem Überraschungsangriff. Allesamt trugen wir dunkle Kleidung, um mit dem Schatten verschmelzen zu können, wenngleich ich auch noch ein paar andere Jutsus in petto hatte, die wir zur Tarnung nutzen konnten. Irgendwo in der Ferne donnerte es gewaltig. Die Mauern bebten und Wind kam auf, blies und beinahe die dunklen Kapuzen vom Kopf.

Ob es sich bei dieser Attacke um Gaara oder Temari handelte, konnten wir nur mutmaßen. Meine Augen erfassten jede noch so kleine Bewegung, selbst wenn es auch nur die Regung einer Ratte war, die hier in Massen herumschlichen.

Und endlich erreichten wir unser Ziel. Eine kleine Gasse mit drei dunklen Ecken. Zwei von uns würden sich auf einem der Balkons verstecken können. Ein weiterer in der dunklen Nische gegenüber an der Hauswand und der letzte im Boden. Das wäre dann wohl ich. Direkt zwischen Wand und Boden, war eine der steinernen Platten locker und leicht anzuheben. Darunter würde ich mich verstecken, hervorspringen, wenn die Zeit gekommen war.

Ich nickte meinem Team zu. Nun war es an der Zeit, die Fallen auszulegen. Für einen kurzen Moment konzentrierten wir unser Chakra, ehe ein jeder einen perfekten Doppelgänger von sich selbst darstellte. Gemeinsam würden sie aufbrechen und ein Team hierherlocken. Oft hatte ich gemeinsam mit ihnen in einer engen Gasse das Kämpfen geübt. Es würde hier allemal einfacher für sie sein, als für die Gegner.

„Stellt euch vor, ihr seid Diebe. Die kämpfen auch ohne Regeln, stellen ihre eigenen auf. Hier gibt es kein richtig oder falsch. Wichtig ist auf den jeweils anderen zu vertrauen", sagte ich leise, blickte den Duplikaten nach, die um die Ecke verschwunden waren.

Wir ballten die Hände zu Fäusten, stellten uns in einem Kreis auf und führten diese in der Mitte zusammen, spürten die Anspannung der jeweils anderen, fieberten mit. Sie wollten kämpfen, das wusste ich und machte meine Vorfreude auf das Kommende umso größer.

Ryu grinste, Kano nickte und Yasu lachte leicht.

„Zeigt es ihnen. Team Raidon ist nicht zu unter..."

„Tora", unterbrach mich Kano.

Verwirrt sah ich den Braunhaarigen an, dessen grüne Augen entschlossen und zuversichtlich glänzten. Die anderen beiden nickten ihm zu.

„Heute werden wir Team Tora sein. Ihr habt uns viel beigebrach Sensei, in so kurzer Zeit. Dafür sind wir Ihnen mehr als dankbar. Deshalb sind wir heute Team Tora. Um zu zeigen, dass wir euch wertschätzen, wenngleich das am Anfang nicht der Fall war."

Meine Augen begannen leicht feucht zu werden, bei diesen Worten, doch ich riss mich zusammen. Schließlich war ich hier der Sensei und keine Halberwachsene. Die Luft schien zu knistern und ich lächelte.

„Also, Team Tora. Macht euch bereit."

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir endlich Schritte vernahmen. Schnell und hektisch trommelten sie auf den Boden. Doch ein jeder von uns ahnte, um wen es sich handelte. Die Doppelgänger waren zurück und nicht allein, wie es schien. Unter der steinernen Fliese erkannte ich ein flammendes Kunai, das dem falschen Kano hinterherflog. Der duckte sich jedoch geschickt und es landete kurz vor mir im Boden.

Beinahe im letzten Augenblick erkannte ich die Briefbombe, welche daran befestigt war. Hastig zog ich den Schild um mich herum, hörte den gewaltigen Knall in meinen Ohren, wagte nicht mich von der Stelle zu rühren, trotz der Tatsache, dass der Boden vor mir aufgerissen und ich somit auf freier Straße saß...aber unsichtbar.

Noch war die Sicht verschwommen. Sand wirbelte umher. Nur schemenhaft konnten wir die Gegner erkennen, doch als ich mir sicher war, wen wir hier vor uns hatten, ließ ich einen kleinen Stein über den Boden fahren, der ein unangenehmes Geräusch verursachte. Das Zeichen.

Sofort stemmte Ryu die Hände in den Boden, ließ ihn aufbrechen. Es krachte, als Sand, Steine und Dreck umherflogen. Meine Füße stemmten sich in den Boden und ich flog durch den Schmutz hindurch, unsichtbares Raitonchakra floss durch die Venen. Dieser Gegner würde nicht einfach werden. Nicht im geringsten. Aber das war die Chuninprüfung ebenso wenig.

Kunai flogen mir entgegen, so als hätte man schon geahnt, dass ich kam. Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Ob es etwas brachte, würden wir gleich herausfinden. Harte, schneidende Luft schlug mir entgegen, ließ den Körper verpuffen, war es doch nur der Doppelgänger gewesen, den ich zum auskundschaften vorgeschickt hatte.

Nun waren wir also letztendlich doch Gegner. Wenngleich das im Finale der Chuninprüfung nicht so geklappt hatte. Bestimmt brannte die Suna-Nin genauso sehr darauf wie ich. Shikamaru hatte sie schlagen können. Mal sehen wie weit ich damit kam. Aus dem Augenwinkel erkannte ich Temaris Team, die sich eifrig auf das Meine stürzten.

Diese Genin schienen noch recht jung zu sein. Jünger als meine, aber dennoch, wenn sie hier in den Kampf geschickt wurden, waren sie bestimmt auf ähnlichem Stand wie Ryu, Yasu und Kano. Das würde noch sehr interessant werden.

Meine Hand fuhr zu dem Katana an der Hüfte. Die Klinge gab ein leises schabendes Geräusch von sich, als ich sie aus der Scheide zog und den nächsten Luftzug mit einem ausholenden Hieb zerteilte. Hart prallte Metall auf Metall. Temari hatte ihre Fächer ein wenig zusammengefaltet und parierte meinen Schlag mit eiserner Entschlossenheit.

Sie hatte Kraft, mehr als ich, das musste man ihr lassen. Daran durfte es aber nicht schaden, denn das sagte längst nicht alles über den Gegner aus. Mal sehen, wie es mit der Geschwindigkeit aussah. Abrupt änderte ich den Angriffswinkel, holte mit dem rechten Fuß aus, schlug nach ihren Beinen. Sie wich aus, ein Grinsen auf dem Gesicht.

Verdammt.

Eilig rollte ich mich fort. Noch rechtzeitig dem Hieb von dem braunhaarigen Genin ausweichend. Während der Junge mich attackierte, verschwand Temari im Getümmel. Ich zischte einen Fluch. So war das nicht geplant gewesen.

Schneller als dass es mein Gegner sehen konnte, war ich nach vorne gestürmt, ein paar Kunais auf ihn jagend, zur Ablenkung. Dann verschwand ich vor seinen Augen, tauchte hinter ihm auf, stieß ihn in den Rücken und meine Faust mit einem gezielten Schlag gegen seine ungeschützte Schläfe.

Sofort sackte er in sich zusammen.

Chakra näherte sich mir und ich grinste. Ein wenig unüberlegt von ihr, sich mir so deutlich zu nähern, besonders jetzt. Geschickt duckte ich mich unter Temaris Schlag hinweg, ehe sie mit ihrem Fächer erneut ausholte um... doch soetwas brauchte Zeit, Zeit die anderweitig verwendet werden konnte.

Schneller als ich es erwartet hatte, sprang Yasu aus einem toten Winkel hervor, gegen Temaris Hand. Es knackste leicht, als ihr Fuß das helle Handgelenk der Suna-Nin traf und sie erschrocken den Fächer lockerer hielt, jedoch nicht fallen ließ. Das reichte jedoch für mich aus.

Noch während die Blonde Yasu einen überraschten Blick schenkte, tauchte ich unter Temaris erhobenen Armen hindurch und stieß ihr die Faust in den Bauch. Es presste ihr alle Luft aus den Lungen, als sie nach hinten fiel. Im Fallen offenbarte sich das rote Band an ihrem Gürtel, welches wir ihr abnehmen sollten.

Schnell schoss ihre Hand an jene Stelle, doch ehe sie sie erreichte, wurden ihre Finger von Ryu abgefangen, der somit Kano den Weg freimachte um es geschickt hervorzuziehen.

Der Kampf war beendet.

Zumindest dieser. Denn Gaara hatte die Regel aufgestellt, dass sobald ein Gegner das Band entfernt, dieses Team besiegt sein würde. Temari setzte sich wortlos auf, bedachte mich mit einem ernsten Blick, ehe sie mir die Hand auf die Schulter legte und kurz zudrückte.

„Das war gutes Teamwork."

Ich lächelte leicht und langsam sickerte bei mir die Erkenntnis durch, dass meine Genin tatsächlich auf mich gehört hatten und gemeinsam, als Team, Temari zu Fall gebracht hatten. Das allein zeigte, wie sehr sich die drei doch in dieser kurzen Zeit entwickelt hatten.

Erneut bebte die Erde, Hauswände begannen zu krachen und teilweise zogen sich dicke Risse durch sie hindurch. Temari versteifte sich deutlich und ich ahnte was hier nun auf uns zukommen würde. Ein Tsunami...aus Sand.

Kanos Blick wurde düster, Yasu bibberte und Ryu schien aufgeregt zu sein. Langsam ließ ich meinen Blick über die Genin schweifen, die man mir anvertraut hatte. Wir waren weit gekommen. Sie hatten mir gezeigt, wozu sie imstande waren. Doch nun mussten wir über uns selbst hinauswachsen, wenn wir den bevorstehenden Kampf schaffen wollten.

„Habe ich jemals an euren Fähigkeiten gezweifelt?"

Die drei schüttelten den Kopf, blickten mich fragend an.

„Und das werde ich auch nie. Jeder Gegner hat Schwächen, sogar einer von dem man sagt, er hätte die beste Verteidigung. Bedenkt das immer und versucht sie zu finden. Ich glaube an euch. Und selbst wenn wir es nicht schaffen sollten, werden wir ihm einen Kampf liefern, an den er sich noch lange erinnern wird."

Ryu streckte die Faust in die Luft. Die hellen Augen glänzten voller Tatendrang, wenngleich er ein wenig müde wirkte, besaß er doch nicht mehr so viel Chakra wie zu Beginn. Mit der anderen Hand packte er Yasus Arm und hielt diesen ebenfalls in die Höhe. Kano folgte. Gemeinsam streckten die drei mir ihre Fäuste entgegen und ich erwiderte die Geste, fühlte mich mit einem Mal furchtbar an Naruto erinnert.

Selbst wenn ich nicht mehr ihr Sensei sein würde. Diese drei Kinder würde ich niemals in meinem Leben vergessen. Sie hatten mir so viel gegeben und noch mehr, als sie es sich jemals vorstellen konnten. Fast schon fühlte es sich an, wie eine kleine Familie.

Uns so wandten wir uns um, blickten dem herandonnernden Tsunami entgegen, den Gaara mit sich brachte. Sein Team saß auf schwebenden Sandplattformen um ihn herum, ein jeder die Hände an die Waffen gelegt. Und vor sich...trieben sie Team Nibori her.

Neji.

Uns schienen sie noch gar nicht bemerkt zu haben. Es war, als würde Gaara trotz seines Wandels noch immer einen Hang zur Hinterhältigkeit haben. Aber gut. Wie er denn mit zwei Teams auskommen würde, die fortan gegen ihn kämpften, würde mich doch sehr interessieren.

Ich nickte meinem Team zu.

"Helfen wir ihnen."

Doch bevor wir ansetzen konnten uns in die angestrebte Richtung zu bewegen, nahm ich ein starkes Chakra von hinten war. Langsam drehte sich mein Kopf und ich biss die Zähne so hart aufeinander, dass es knirschte. Das durfte jetzt doch nicht wahr sein oder? Denn hinter uns stand breitbeinig niemand anderes, als Kankuro mit seinem Team. Triumph zeichnete sich in den Gesichtszügen des Dunkelhaarigen ab und ich wusste sofort...

Das war eine Falle....und wir waren direkt reingetappt.


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