Ähnlichkeiten

648 49 1
                                    


Er hatte sich verändert. Wieder einmal. Schien älter, größer, erfahrener. Naja. Der Job als Kazekage trug da einen entscheidenden Beitrag dazu. Viele Aufgaben wurden ihm auferlegt. Noch dazu musste er sich das vertrauen seiner Untergebenen erst einmal verdienen. Gaara wirkte müde. Wie eigentlich immer. Doch diesmal schien es besonders ausgeprägt zu sein.

Sein türkisener Blick kreuzte sich mit dem meinen. Die Augen weiteten sich ein wenig, ehe er sie verengte. Nicht gut. Er wollte eine Erklärung. Ich schluckte, ehe sich meine Beine zittrig in Bewegung setzten. Wie von selbst fand das Katana einen Weg zurück in die grünschwarze Scheide und blitzte leicht im einfallenden Mondlicht, ehe es an seinen angestammten Platz kehrte.

Wenige Meter von ihm entfernt landete ich lautlos auf dem Boden ehe ich geradewegs auf ihn zusteuerte. Temari hatte sich von ihm abgesetzt und begann die Wunden der anderen zu begutachten, während eine Medic Nin sie zu heilen begann.

„Bitte Sensei Guy wir sterben hier vor Hunger."

Abrupt änderte ich die Richtung, als ich Chojis leicht weinerliche Stimme vernahm. Der Schwarzhaarige wirkte leicht überrumpelt. Diesen Moment nutzend schob ich mich zwischen die beiden und hielt dem Akimichi ein paar der geklauten Semmeln und etwas von dem eingepackten Käse hin.

Die Augen meines Gegenübers öffneten sich weit vor Überraschung, ehe sich Dankbarkeit darin zu zeigen begann. Seine Finger begannen zu zittern, eher er vorsichtig nach dem Essen langte und mich im Anschluss kräftig umarmte. Wahnsinn, hatte der Kraft. Unsicher tätschelte ich seinen Rücken ehe er sich wieder von mir löste.

„Danke Tora. Du bist echt Gold wert."

Grinsend winkte ich ab.

„Das ist jeder von uns, auf seine Weise. Auch wenn wir eigentlich hier Gegner sein sollten. Im Stich lassen sollte man doch niemanden, oder?"

Der Braunhaarige nickte heftig, ehe er sich zu Ino und Sakura gesellte, um ihnen das Essen zu zeigen. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Nun hatte ich noch die andere Hälfte, die ich mit meinem Team teilen konnte und mit... Meine Augen glitten zu dem Mädchen mit dem minzgrünem Haar, das dort oben auf dem Rücken des bewegungslosen Skorpions ihren Siegestanz aufführte. Nach wie vor schien sie sich von nichts und niemandem stören lassen zu wollen.

„Sie erinnert mich an jemanden, den ich lange nicht mehr sah", sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Wie von selbst erschien ein Lächeln auf meinem Gesicht. Er dachte an dieselbe Person wie ich. Und eigentlich waren die Parallelen auch nur unschwer zu erkennen. Eine ähnliche ungezähmte Art. Das Bedürfnis sich allem und jedem mitteilen zu wollen und Anschluss zu finden. Das hyperaktive Verhalten. All das deutete auf unzählige Ähnlichkeiten zu Naruto hin.

„Ich weiß...", war meine leise Erwiderung. Zaudernd huschte mein Blick zu ihm, unsicher ob ich ihn mit der Wahrheit konfrontieren sollte oder nicht. Dass sie Naruto nicht nur im Charakter ähnelte, sondern auch wie er und der Uzumaki ein Jinjuuriki war.

Der Rothaarige fing meinen Blick auf und nickte unmerklich. Er wusste Bescheid, hatte womöglich das immense Chakra gespürt, welches von ihr ausströmte.

„Sie ist genau wie ihr beide."

„Du magst sie, weil sie dich sehr an Naruto erinnert."

Leicht neigte ich den Kopf, ohne ihn anzusehen.

„Es ist ein wenig unheimlich, dass du mich schon so gut kennst...aber vorhin...du hättest sie sehen sollen, als ich ihr die Freundschaft angeboten habe. Fu war wie ausgewechselt, so...als könnte sie es gar nicht glauben. Und diese Erkenntnis, dass sie gar nicht damit gerechnet hat, hat mir so sehr wehgetan."

Er nickte nur und schwieg.

„Ich werde darüber hinwegsehen, dass ihr die Regeln gebrochen habt, schließlich kenne ich eure Beweggründe. Sollte soetwas jedoch erneut vorkommen..."

Ich verstand die unausgesprochene Warnung. Natürlich. Sonst würde man ihm am Ende noch nachsagen, er wäre nicht konsequent oder streng genug gewesen, hätte manche Genin bevorzugt oder ähnliches. Schließlich war er der Kazekage und das würde überhaupt nicht gut kommen...apropos.

„Ehhh...muss ich dich jetzt eigentlich siezen?", rutschte es aus mir heraus und prompt wanderte die unvorhandene Augenbraue Richtung Norden.

„Naja..., weil du ja jetzt Kazekage bist und so...", druckste ich.

Hilfe. Irgendwie war mir diese Situation ziemlich peinlich. Doch mein Gegenüber blieb unüberraschend ruhig. Wie man es von ihm gewohnt war. Lediglich ein hauchzartes Lächeln huschte auf seine Lippen, ehe er einen weiteren Schritt an mich herantrat.

„Für alle meine Freunde immer noch Gaara", sagte er kaum hörbar, ehe er sich wieder von mir entfernte. Mir wurde ganz warm bei der Aussage. Es war schön zu hören, dass er sich sozusagen mit uns gleichstellte und wir ihn nicht mit diesem Titel ansprechen mussten.

„Geh jetzt und nimm die Kleine mit", sagte Temari, welche urplötzlich neben uns auftauchte, die Hände wie so oft in die Seiten gestemmt. Mein Blick wanderte zu Fu, welche schnarchend auf dem Rücken des Skorpions lag. Ich grinste schief. Definitiv wie Naruto. Der konnte mit seiner Schnarcherei innerhalb von Minuten einen ganzen Urwald sägen. Hier sah es nicht anders aus.

Fix war ich zu ihr hinaufgesprungen, legte einen ihrer Arme um meine Schultern. Mehr im Schlaf als wach, stolperte sie neben mir her, bis ich es schließlich aufgab und das Mädchen mit dem minzfarbenen Haar huckepack nahm. Sie war wirklich leicht. Umso besser.

Kurz nickte ich noch Temari, Gaara und einem recht müde wirkendem Gai zu, ehe ich den Platz verließ und in das Gebäude trat. Erst jetzt, da mich die Wärme umfing, merkte ich, wie kalt es außen geworden war. Hoffentlich hatte sich niemand verkühlt. Zu gut wusste ich in welche unangenehme Richtung sich so ein Schnupfen entwickeln konnte.

Leise pochte ich an die Tür des Zimmers und lauschte. Eilige Schritte waren zu hören, ehe mir einer von Fus Teamkameraden öffnete. Seine Augen weiteten sich überrascht, als er das Mädchen auf meinem Rücken erkannte.

„Aber das ist ja..."

Hastig trat er beiseite, um mich hineinzulassen. Schnellen Schrittes ging ich quer durch den Raum, in das Nebenzimmer. Alle Gästezimmer hier waren gleich ausgestattet. Links diejenigen der Mädchen und Rechts die von den Jungs.

Sanft legte ich Fu auf dem Bett ab und deckte sie zu. Etwas unverständliches murmelnd drehte sie sich zur Seite und krallte ihre Finger in die Decke. So friedlich wie sie nun dort lag, vom nun etwas leiserem Schnarchen abgesehen, würde man so gar nicht ahnen, dass sie eigentlich sehr aktiv und aufgedreht war.

Wissend, dass mich die Augen von Fus Teamkameraden beobachteten, drehte ich mich um und lief zur Tür. Auf dem Absatz hielt ich inne, drehte den Körper ein wenig, sodass sich unsere Augen trafen.

„Passt gut auf sie auf. Es sollte nicht jeder wissen, was Fu ist", sagte ich leise.

Anhand seiner versteiften Haltung nahm ich an, dass er mich genau verstanden hatte. Es war so wichtig, dass niemand herausfand, was sie war. Es reichte schon, dass viele von Naruto und Gaara wussten. Und allein diese Tatsache bereitete mir schon Sorgen.

Naruto schien außer Gefahr, wo auch immer er gerade war, aber Gaara...er hatte viele Neider. Noch dazu hatte ich schon viel früher mitbekommen, dass die Organisation Akatsuki wohl sehr an Jinjuuriki interessiert war. Wo sie sich nun aufhielten und was sie planten wusste keiner.

Trotzdem...ich würde wachsam bleiben...und alles tun, um meine Freunde zu schützen...was auch immer nötig war.

Kurz nach Mitternacht erreichte ich das Quartier meines Teams. Alles schliefen schon. Kibas leises Schnarchen drang zu mir hinüber. Auf Zehenspitzen schlich ich zu meinen Taschen und packte den Rest des gestohlenen Essens hinein. Dort hatte ich bereits einen Teil des Truthahnfleisches gelagert. Für alle Fälle.

Zwei der kleinen Wasserflaschen hatten wir ebenfalls nicht gebraucht. Umso besser. Dieses Element war überlebenswichtig für ein Reise durch die Wüste.

„Wo warst du?"

Ich schrak zusammen, als Shino so urplötzlich hinter mir auftauchte. Das einfallende Mondlicht spiegelte sich auf seiner dunklen Brille und die Schatten verliehen ihm ein unheimliches Aussehen. Meine Güte. Er sollte aufhören sich immer so anzuschleichen, das war manchmal einfach zu gruselig. Dennoch. Shino brauchte mir hier keine Vorwürfe zu machen, denn schließlich hatte er sich wie alle anderen auch von Fu abgewandt.

„Bei Fu. Wir haben Team 10 aus einer unbequemen Situation geholt und hinterher hatte ich noch eine Unterhaltung mit Gaara", erwiderte ich säuerlich meinen Ärger nicht verbergend.

„Du bist sauer", stellte er fest.

Ach was? Echt? Das hatte ich ja glatt vergessen.

„Vielleicht. Aber ich habe jetzt trotzdem keine Lust auf eine Diskussion. Morgen steht der nächste Teil der Prüfung an und ich muss noch einiges vor..."

Shino fuhr mir ins Wort.

„Nicht jetzt. Du musst schlafen. Wir brauchen dich morgen in der Wüste. Deine Sinne, den Verstand. Und das geht nur wenn du genügend ruhen kannst."

Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen. Blitzschnell trat der Aburame einen weiteren Schritt nach vorne, schob sein Gesicht ganz nah an das meine. Auch wenn ich seine Augen nicht sehen konnte, ahnte ich bereits, dass sie mich scharf wie die eines Adlers durchbohrten.

Verärgert sackte ich zusammen und erhob mich schließlich. Widerwillig musste ich ihm recht geben. Morgen musste ein jeder von uns hellwach sein, um nicht nur den Anforderungen der Wüste, sondern auch denen der Gegner gewappnet zu sein.

Shino verfolgte jeden meiner Schritte, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Erst als ich mich ins Bett legte kam Leben in ihn. Der Aburame stand auf, wandte sich in Richtung seines Zimmers, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.

Kaum berührte mein Kopf das weiche Kissen, da meldete der Körper auch schon, wie müde er war. Ein leiser Gähner entfuhr mir, ehe ich ins Reich der Träume glitt.


Die Unfassbare IHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin