Unter Freunden

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Es war schon Abend, als wir in den Wald aufbrachen. Hinata hatte ein paar Lampen mitgebracht, die sie in die Bäume hängen wollte, während wir anderen Essen und Trinken mit uns trugen. Dankbar um jede helfende Hand, war ich alle mal. Einiges hatten wir zusammen vorbereitet und ich konnte spüren, dass dies ein schöner Abend werden würde.

Im Lager angekommen, ging ich festen Schrittes auf die Stelle zu, an der später das Feuer brennen sollte. Die Taschen mit dem Fleisch stellte ich neben mir ab. Akamaru kam hinzu und schnüffelte daran, huschte jedoch wieder an Kibas Seite, als dieser ihn zurückrief. Tief in die Waffentasche langend, beförderte ich schließlich zwei Feuersteine zutage.

Naruto tauchte neben mir auf, mit frischem, dünnen Holz. Doch das würde nicht genügen, war es doch ein wenig nass. Den Staub von der Hose klopfend lief ich auf den hohlen Baustumpf direkt neben meinem ehemaligen Schlafplatz zu und langte hinein. Dort drinnen hatte ich gestern Moos zum Trocknen hineingelegt. Vorsichtig befühlten meine Finger das Gewächs nach möglicher Feuchtigkeit. Doch es war richtig trocken. Perfekt.

Vorsichtig verteilte ich es über das Holz und schnappte mir kurz darauf einen kleinen Stock, samt einem Messer. In geübten Bewegungen begann ich die Rinde abzuschälen, um an das junge Holz darunter zu gelangen. Die feinen, dünnen Fasern eigneten sich ebenfalls perfekt als Brennmaterial. Und nun fehlte nur noch das Feuer. Darauf achtend, dass die Funken in die richtige Richtung flogen, begann ich die Steine aneinander zu schlagen.

Neben mir knirschte etwas, dann spürte ich einen warmen Körper nah an dem meinen. Überrascht erkannte ich, dass es sich um Kiba handelte. Akamaru hatte er bei Hinata gelassen, die sich das Fleisch genommen hatte, um ein paar Gewürze darüber zu streuen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als ich die gefühlt Tellergroßen Hundeaugen sah, die zu der Hyjuga hinaufsahen, nach etwas Fleisch bettelnd.

„So hast du problemlos die zweieinhalb Jahre überstanden was?", frage der Inuzuka und ich schüttelte leicht den Kopf.

„Von problemlos kann hier keine Rede sein. Ich habe mich durchgeboxt. Mir das jagen selbst beigebracht. Und wenn ich nichts erwischt habe, musste ich ins Dorf, um zu klauen."

„Warum ausgerechnet Äpfel?"

„Naja. Sie schmecken gut, passen perfekt in die Hand und sind nahrhaft und gesund. Außerdem hat es mir nebenbei bemerkt ein wenig Spaß gemacht, dem Geizhals Daichi eins auszuwischen", grinste ich schief.

„Bah Äpfel. Mir ist Fleisch lieber."

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Hast du noch nie einen Apfel gegessen?"

Er schüttelte den Kopf. Ich wandte den Kopf. Wer hatte nochmal den Korb mit den Äpfeln? Ach ja Naruto. Aber der war in eine Diskussion mit Shikamaru vertieft. Vermutlich hatte der Nara mal wieder einen Kommentar abgegeben, der dem Uzumaki überhaupt nicht geschmeckt hatte. Tja und trotz allem waren die Beiden gute Freunde und für mich ein perfekter Ausgleich.

„Dann wird's jetzt höchste Zeit."

Flugs war ich aufgestanden und hatte einen der herrlich glänzenden aus dem Korb gefischt, kehrte zu Kiba zurück und hielt ihn ihm vor die Nase. Dieser zog eben jene kraus und blickte mich an, als hätte ich komplett keine Latten mehr am Zaun.

„Du wirst nicht dran sterben. Und vergiftet ist der auch nicht."

Zögerlich langte er nach der süßen Frucht und biss hinein. Einen Moment lang passierte nichts, dann begannen sich die Augen zu verfinstern und er hielt inne. Doch ich fiel nicht darauf herein.

„Du elender Dickschädel. Hör auf mir was vorzuspielen. Ich sehs doch, dass er dir schmeckt."

Kiba schluckte den Bissen herunter und knurrte etwas unverständliches, ehe er damit begann den restlichen Apfel zu verspeisen. Ich grinste unmerklich. Wieder ein Erfolg. Ich hatte Kiba, der sonst nichts anderes als Fleisch aß, dazu gebracht, einen Apfel zu essen. Akamaru, der inzwischen die Hoffnung aufgegeben hatte, kam auf uns zu und hielt inne, als er sein Herrchen bemerkte, das inzwischen die letzten Reste des Apfels verschlang.

Er kläffte ein paar Mal und Kiba hielt inne, die Augen vor Entsetzten aufgerissen.

„Was soll der Mist Akamaru. Wie kannst du mir das vorwerfen? Nein ich werde kein Vegetarier, wegen dem Apfel. Sicher nicht!"

„Soweit kommts noch. Das wäre ja das achte Weltwunder", ertönte eine leicht spöttelnde Stimme hinter uns. Wir fuhren herum. Doch da stand nur Shikamaru, der sich scheinbar aus der kleinen Diskussion mit Naruto gelöst hatte und blickte auf uns herunter.

Also Kiba ansetzte etwas zu entgegnen, fuhr Naruto ihm ins Wort. Die Augen glänzten vor Aufregung und Ungeduld.

„Also was ist? Können wir das Fleisch auflegen und auch das andere Zeugs. Ich hab nen Mordshunger, echt jetzt."

Tatsächlich löste Narutos Unterbrechung die Anspannung etwas und auch die Bäuche der anderen begannen sich zu melden. Ich lachte und stand auf, um zu Hinata zu gehen. Diese war gerade mit dem letzten Stück Fleisch fertig geworden. Bereits jetzt, noch ungebraten, roch es bereits köstlich und ich nickte ihr dankbar zu. Sie war mir wirklich eine große Hilfe. Mehr wünschte ich mir für diesen Geburtstag gar nicht. Eigentlich war der einzige Wunsch, dass ich die Menschen, die ich am meisten mochte, um mich hatte.

Je weiter der Abend fortschritt, desto schöner wurde es. Wir lachten, erzählten von gemeinsamen Missionen, unseren Erlebnissen, während der Chuninprüfung. Ja...das war ein Thema, das in so manchen von uns allerhand Anspannung hervorrief. Besonders die Situationen mit Kabuto und den Suna-Nins oder auch der mit Orochimaru, die vieles ausgelöst hatte, was nicht hätte passieren dürfen. Aber so war es nun mal. Leider. Im Sinne der Suna-Nins aber auch positiv. Naruto und ich hatten es geschafft einen Menschen zu verändern, der regelrecht von Hass zerfressen war.

So schien es zumindest. Aber wir hatten dieses kleine Licht in Gaara gefunden, das noch an das Gute geglaubt hatte. Und unbewusst eine stärkere Batterie eingesetzt, die ihm tatsächlich geholfen hatte auf den richtigen Weg zu gehen. Und alleine würde er sein Leben lang nicht mehr sein. Denn die Beziehung zu seinen Geschwistern hatte sich allemal gebessert. Kankuro würde wohl noch etwas brauchen, aber die Zeit würde alle Wunden heilen.

Ich seufzte. Ja vielleicht. Ich hatte ihm verziehen für all das. Aber dennoch würde es noch ein bisschen brauchen, bis ich ihm wieder komplett normal begegnen konnte. Hoffentlich stimmte es, dass die Zeit helfen könnte, aber vergessen lassen...das war noch einmal eine ganz andere Sache.

Geschickt umschiffte Shikamaru das Thema Sasuke, bevor Naruto wieder seine Depri Phase bekommen würde. Nein. Auf das konnten wir alle getrost verzichten. Keiner von uns wollte nun traurig oder wütend sein. Ein jeder hatte das Ziel, so hoffte ich, diesen Abend zu genießen. Wer wusste schon, wann wir wieder einmal so schön beisammen sitzen konnten.

Das Fleisch schmeckte herrlich. Hinata wurde mit Komplimenten geradezu überschüttet und Naruto konnte es nicht lassen, den ein oder anderen Witz über Daichi und die Äpfel zu reißen, was ich jedoch nur mit einem Schmunzeln quittierte. Er machte ja nur Spaß. Außerdem konnte mir absolut niemand meine gute Laune heute Abend verderben.

Als alle zu Ende gegessen hatten, lehnten wir uns ein wenig zurück und beobachteten eine ganze Weile den Sternenhimmel, welcher durch eine Öffnung des Sternenhimmels zu sehen war. Hell funkelten uns ein paar Sternenbilder entgegen. Akamaru kuschelte sich an Kiba und begann ein wenig einzudösen. Doch der Inuzuka schien keineswegs müde zu sein. Ein Lächeln hatte sich auf seinen Lippen gelegt und zwar eines, das man allzu selten sah. Es war weder höhnisch noch arrogant. Schlichtweg zufrieden und genau das stimmte mich einfach nur glücklich. So konnte es immer sein.

Leise raschelte das Gras, als jemand neben mir aufstand und sich über mich beugte. Es war Naruto.

„Ich würde sagen, es ist Zeit, dass wir dir unser Geschenk geben, Tora."

Verwirrt richtete ich mich auf und erkannte, dass die Anderen es ebenfalls gemacht hatten. Im Schein des Lagerfeuers kamen sie näher. Naruto hatte die Hand zur Faust geschlossen und hob meine etwas an.

„Schließ die Augen Tora", sagte Shikamaru und ich folgte der Anweisung, noch immer überrumpelt von dieser Überraschung. Niemals hätte ich damit gerechnet wirklich ein Geburtstagsgeschenk zu bekommen, geschweige denn, dass sie es alle zusammengemacht hatten.

Etwas Kühles legte sich um mein Handgelenk. Nicht zu kalt, eher angenehm.

Als ich angetippt wurde, nahm ich es als Aufforderung und öffnete die Augen, besah das Handgelenk, an dem nun ein wunderschönes Armband hing. Nie war ich ein Fan von Schmuck gewesen. Aber dieses hier war etwas Besonderes, einfach weil es einfach gehalten war. Einzelnen dunkle Lederschnüre, braun wie schwarz, ineinander verwoben. Sie ließen jedoch alle paar Zentimeter Platz für ... möglicherweise einen Anhänger oder etwas ähnliches.



„Ich denke du hast die Lücken schon bemerkt. Dann werd ich mal den Anfang machen und es dir erklären."

Die Hände wie gewohnt in den Hosentaschen vergraben, kam er auf mich zu und hielt mir einen kleinen silbernen Anhänger entgegen, der das Abbild eines Hirsches darstellte. Das...das war doch...

Fassungslos sah ich ihn an, doch er grinste nur leicht und fügte ihn an die Kette an. Kühl lag das Material auf der Haut und ich strich fasziniert und noch immer überrumpelt darüber. Aber da war etwas, das ich daran spüren konnte...

„Shikamaru, das ist doch nicht das was ich denke, oder?"

Doch er grinste.

„Genau das ist es. In jedem dieser Anhänger ist etwas von unserem Chakra gespeichert, das du in einer Notsituation verwenden kannst und auch so niemals alleine bist. Dich niemals alleine fühlen musst. Ich werd jetzt nicht so viel sagen, das nervt sonst nur und die Andern wollen sicher auch noch drankommen."

Der Nara holte tief Luft und blickt mich an.

„So...ich muss jetzt auch mal ein Statement abgeben. Du bist bisher und wirst auch immer das einzige Mädchen sein, das ich wirklich als Freundin anerkenne..."

„Und Ino?", warf Naruto ein, was ihm einen tödlichen Blick vom Wortführer einbrachte.

„Du nervst..., Ino zählt nicht. Sie ist zwar meine Teamkameradin und ich respektiere sie, aber sie ist nicht mit mir befreundet. Ende der Diskussion. Ach ja, und bevor ich's vergesse, du bist der einzige Mensch, der es bisher geschafft hat, mir in keinster Weise auf die Nerven zu gehen."

„D-Danke. Das kann ich nur zurückgeben, es gilt allerdings auch für Hinata", erwiderte ich und warf der schüchternen Hyjuga einen schnellen Blick zu. Kurz drückte der Nara noch meine Hand, als er schon Platz für Kiba machte.

Dieser wirkte ein wenig überrascht, dass er nun dran war.

„Also Tora. Ich hab jetzt keine Rede vorbereitet, wie der Typ vor mir, aber ich sags einfach gerade heraus. Wenn ich ehrlich bin, konnte ich dich am Anfang überhaupt nicht leiden und weiß zu gut, dass es auf Gegenseitigkeit beruht hat, das hoffe ich zumindest."

Ich grinste leicht. Kibas ehrliche Worte rührten mich ähnlich wie die Shikamarus.

Beiden fiel es schwer Komplimente in dieser Art abzugeben, da jeder von Ihnen so seinen Stolz hatte und dafür hatte ich sie gern, dass sie einfach sie selbst waren.

„Vielleicht war es sogar gut, dass wir in ein Team gekommen sind, wobei der Anfang noch recht holprig war und wir nicht wirklich zusammenarbeiten konnten, was jetzt noch immer nicht ganz läuft, was größtenteils an deinem Dickschädel liegt..."

Ich lachte auf. Achso sah er das als. Das hatte ich mir ja schon fast gedacht und wundern tat es mich in keinster Weise. Warum auch. Außerdem hatte der Inuzuka schon einen Großteil seines Stolzes überwunden, durch die eben gesagten Worte.

„...aber ja...ich bin dennoch froh, dass zwischen uns eher Freundschaft als Rivalität herrscht und hoffe, dass in Zukunft das Teamwork noch besser wird, nicht nur zwischen uns beiden."

Mit diesen Worten hängte er einen kleinen Krallenförmigen Anhänger an das Armband und verzog sich zu den Anderen.

Hinata war die Vorletzte im Bunde. Die altbekannte Schüchternheit hatte sich in ihrem Blick ausgebreitet und ich lächelte die Hyjuga freundlich an, versuchte ihr ein wenig Selbstvertrauen zu schenken.

„Ja...ich...also", stammelte sie, unterbrach sich selbst und begann ein wenig Haltung anzunehmen.

„Anfangs konnte ich mir kein Bild von dir machen Tora. Du warst so verschlossen, geheimnisvoll und manchmal sogar abweisend. Aber mit der Zeit und vor allem, als ich vergiftet wurde habe ich gesehen, dass du ein gutes Herz hast, deine Freunde für dich über allem stehen über jeder Regel. Und du für das kämpfst was dir wichtig ist. Das schätze ich an dir sehr. Also möchte auch ich ... mich bedanken ... für alles."

Überrascht über diesen plötzlichen Wortschwall hielten wir alle kurz inne. Hinata, die inzwischen wieder ganz die Alte war, sah sich unsicher um.

„H-hab ich ... was falsches gesagt?"

„Ganz im Gegenteil Hinata. Ich glaube, sie ist ziemlich gerührt von deinen Worten."

Nein nicht nur davon. Ich war einfach hin und weg von diesen schönen, ehrlichen Komplimenten aus den Mündern derer, die soetwas nicht einfach daher sagen würden, wofür ich auch wirklich dankbar war. Hinata in meine Arme nehmend und den silbernen Anhänger in Form eines weißen Auges fest umschließend, lächelte ich in die Schulter der Freundin hinein.

Naruto bildete das Schlusslicht. Ein typisches Grinsen hatte sich auf die Lippen des Uzumaki geschlichen, ehe er mich erst einmal fest umarmte. Überrumpelt ließ ich es geschehen ehe er sich wieder von mir löste und weiter grinste, als könnte ihn nichts mehr davon abhalten.

„So...dann bin wohl ich dran. Du Tora, warst der erste Mensch, der so richtig für mich da war. An meiner Seite, auch wenn du mir – zu Beginn – nicht alles über dich verraten hast, weiß ich damals wie heute, dass du mich verstehst. Vor allem meine Gefühle. Und ich bin dir einfach so dankbar, echt jetzt. Ohne Mist. Für deine Freundschaft und, dass du nicht dieses hässliche Monster in mir gesehen hast, wie viele andere."

Er warf einen Blick auf die Anderen und fügte leise hinzu: „Gut euch selbstverständlich ausgenommen."

„Du bist meine beste Freundin Tora. Und das wird immer so bleiben. Ich werde immer zu dir stehen, egal was kommt, darauf gebe ich dir mein Wort, echt jetzt. Und das breche ich nie."

Meine Schultern begannen unregelmäßig zu zucken. Endgültig. Naruto hatte den schwer beschädigten Damm gebrochen. Verschwommen erkannte ich den kleinen Fuchsanhänger welchen er mir hinhielt, ignorierte ihn jedoch und umarmte den überrumpelten Uzumaki, welcher leicht nach hinten taumelte.

„Danke", flüsterte ich in sein Ohr. Zutiefst gerührt von all den schönen Worten, die mich so sehr stärkten, wie lange nichts mehr.

Nicht weit über uns, gut versteckt im Geäst der Bäume, saßen vier Gestalten und blickten herunter. Niemand hatte sie bemerkt, hatten sie doch ihr Chakra unterdrückt.

„Was meinst du? Denkst du dein Geschenk wir das hier noch steigern können?", fragte ein silberhaariger, großer Mann in Richtung eines gleichaltrigen mit halblangen braunen Haaren, der konzentriert ein Hari von einer Backe in die Andere schob.

„Das ist doch nicht relevant. Wichtig ist nur, dass die Menschen, die sie liebt, sich etwas dabei gedacht haben und das haben wir uns ebenso wie diese jungen Genin", ertönte die Stimme einer Blonden Frau, die interessiert auf das Geschehen hinabsah.

„Und ich bin froh, dass der ganze Abend ruhig verlaufen ist und sie uns nicht bemerkt haben", fügte eine Schwarzhaarige hinzu. Bejahendes, zustimmendes Gemurmel war das Ergebnis.

„Aber bitte. Lasst sie das niemals herausfinden, dass wir hier aufgepasst haben", wandte Genma ein.

„Ach, weil sie sich für erwachsen und erfahren halten. Diese Jungen Menschen haben doch keine Ahnung von der Welt", fügte die Blonde an.

„Und ich hoffe, dass sie noch eine halbwegs unbeschwerte Kindheit haben dürfen, ohne weitere tragische Verluste."


Die Unfassbare IWhere stories live. Discover now