Dunkle Wolken

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Ich stand in der Küche des kleinen Hauses. Packte meine Sachen. Langsam und gemächlich, während die anderen drei außen ungeduldig warteten. Eine Viertagesreise stand bevor. Für Ryo, Kano und Yasu waren es nach Suna doppelt so viel. Klar sie wollten gehen, doch sie mussten verstehen, dass ich brauchte. Aber vielleicht konnten sie es auch nicht. Ihnen war das alles nicht widerfahren...bestimmt versuchten es die drei...aber...

Ein eiskaltes Schwert bohrte sich in mein Herz, ließ die Hände erzittern. Das kleine Messer glitt aus der Hand, landete auf dem Boden.

Mit leerem Blick starrte ich hinaus. Alles verlor sich im nirgendwo. Alles war leer. Das Herz hallte laut wie ein Paukenschlag in den Ohren wider. Ebenso wie eine Stimme, die sich nun einen Weg in die leeren Gedanken bahnte. Seine.

Es ist mein Wille Tora. So wie es Genmas war, sein Leben für dich zu geben, opfere ich meines, damit Sasuke seinen Frieden findet. Lebe wohl.

Akzeptiere es. Seinen Willen, sein Ziel. Er wollte es so. Du hättest ihn nicht aufhalten können. Ebenso wenig wie Genma oder Sarutobi. Sie alle hatten einen Grund, ein Ziel, eine Hoffnung. Haben ihr Vertrauen in die Hände ihrer Nachfahren, Freunde, Schüler gelegt den Menschen, denen sie die Zukunft anvertrauen wollten.

Zittrig wanderte mein Zeigefinger zu dem kleinen schwarzen Rabenanhänger mit dem roten Auge, ehe sich die ganze Hand zur Faust darum schloss. Ich hatte es ihm versprochen und würde mich daran halten. Egal wie viel Kraft es mich kosten würde. Es war sein Wunsch gewesen.

Starr und konzentriert waren meine Augen, als ich einige Zeit später aus der Hütte trat. Kein Blick zurück auf die Trainingswiese. Kein Gedanke an die gemeinsamen Abende beim Essen. Niemals wieder würde ich mit ihm über die dunklen Geheimnisse Konohas sprechen, mehr darüber erfahren. Obwohl mir eigentlich genug bekannt war. Zu viel, um ein Dorn im Augen von so manchen zu sein. Aber ich würde vorsichtig sein. Auf mein Bauchgefühl hören. Wissen, wem ich zu vertrauen hatte. Düstere Zeiten brachen nun an, doch ich war vorbereitet...

Den ganzen Weg über schwiegen wir. Oder vor allem ich. Kein Wort verließ meine Lippen. Und es schien, als würde ein jeder seinen eigenen Gedanken nachhängen. Aber trotz allem, waren wir vorsichtig. Die Ruhe sollte nicht trügen. Denn bei dem leisesten verräterischen Geräusch war ein jeder alarmiert. Und sei es nur ein kleines Tier in der Nähe. Jeder spürte die Gefahr, welche sich näherte, aber noch nicht bereit war mit offenen Karten zu spielen.

Aus vier Tagen wurden fünf. Als ich für einen halben pausieren musste. Mein Fuß hatte begonnen sich wieder zu melden. War stark angeschwollen. Ganz provisorisch hatten wir ihn geschient, mit Bandagen und einem Stock. Die Schwellung gekühlt. Später würden wohl Tsunade oder Sakura einen Blick darauf werfen müssen. Innerlich ging ich bereits meinen Plan durch, was ich in Konoha zu erledigen hatte.

Da war zum einen Shikamaru. Die Szene der Beerdigung war nach wie vor in meinen Gedanken. Die Verzweiflung im Gesicht des Naras. Das Flehen, die Enttäuschung. Naruto. Ob er wohl wusste, dass Tsunade Jiraya nach Amegakure geschickt hatte und ich eigentlich die Begleitung hatte sein sollen..., weil ich die Organisation von innen gesehen hatte?

Shizune...wegen Genma. Es gab so viel zu klären. Und Kurenai...wegen Asuma...wegen meinem schlechten Gewissen. Weil ich sie dermaßen vernachlässigt hatte. Mit dem einzigen Fokus auf meine Rache, ebenso wie Team 8 oder Fu oder.... So vieles, das ich gut zu machen hatte und nicht wusste wie. War die Zeit doch begrenzt.

Konohagakures Tor wirkte immens und einschüchternd, als wir es passierten. Der Himmel hatte sich zugezogen. Dunkle Wolken hingen über unseren Köpfen, drohten zu platzen. Bald würde es regnen, das konnte ich in der Luft riechen. Und Gewittern. Es war alles so geladen und erdrückend zugleich.

Meine Schritte wurden schneller, bis die anderen drei beinahe rennen mussten, um mitzukommen. Wenngleich ich leicht humpelte. Izumo und Kotetsu waren mal wieder für einen Schicht am Tor eingeteilt. Überraschung schlich sich in ihre Gesichter, als sie mich vorbeigehen sahen. Kurz nickte ich ihnen zu, wandte den Blick jedoch sogleich wieder auf den Weg vor mir.

„Sei vernünftig Tsunade. Du kannst nicht auf zwei Jinjuuriki gleichzeitig aufpassen und da wäre er eigentlich die beste Wahl..."

Das war der einzige Satz, den ich von dem Gespräch innerhalb des Büros der Hokage mitbekam und mehr brauchte es auch nicht um die Wut, welche bis vor kurzem noch geruht hatte, erneut hochkochen zu lassen.

Weder mein Team noch die Wachen vor der Tür konnten mich aufhalten, so schnell hatte ich mich bewegt. Riss die großen Flügel auf und stürzte in den Raum, welchen ich zuletzt vor einem guten Monat betreten hatten.

„Hatte ich nicht gesagt, dass Fu keinen Aufpasser braucht?", entkam es mir vor unterdrückter Wut, die sich gänzlich auf den einäugigen Mann mit dem einbandagierten Arm, Tsunade gegenüber richtete. Danzo. Ein Shinobi, der wahrlich viel Dreck am Stecken hatte. Mehr sogar, als ich eh schon vermutet hätte.

Den Eindruck, den alle im Raum befindlichen auf mich hatten, der war mir herzlich egal. Mein Blick richtete sich allein auf den alten Mann am Ende des Raumes. Gefühle machten nicht schwach, sondern stark. Vor allem Liebe. Was sie für Kräfte in Shinobi auslöste, war unbeschreiblich...

Wie ein Raubvogel sah er mich an. Aber er hatte sich die falsche Beute ausgesucht. Danzo war schlau, hinterhältig und gewitzt, das musste ich ihm lassen. Und erst Itachi hatte meinen Blick auf die Sache geschärft. So einfach würde er mich nicht hintergehen können. Wenn er es nicht schon längst tat. Wann er mir wohl die Karten auf den Tisch legte, war nur noch eine Frage der Zeit. Karten, die er nur mir zeigte. Schließlich sollte niemand sehen, wer er war. Was seine Ziele waren. Zumindest noch nicht.

„Das törichte Mädchen, das die Grenze der Gefühle nicht kennt. Wir dachten schon, du hättest dich im Wald verlaufen", spöttelte er.

„Zum Glück habe ich gute Freunde, die mir helfen den Blick zu schärfen und wieder zurückzukehren", erwiderte ich ruhig. Doch der alte Mann verstand und begann leicht zu lächeln. Es war überhaupt nicht schön.

„Wir werden sehen, was Konoha dieser vermeintliche Sinn der Orientierung noch bringen wird."

Seine Augen wanderten zu den anderen beiden Ältesten, die, ohne aufzubegehren unserem Gespräch gelauscht hatten und mich aus zusammengekniffenen Augen ansahen.

Homura und Koharu. Mit den beiden würde ich wohl nie warm werden. Und andersherum schien es anders zu sein. Denn als Danzo sich mit den beiden zur Tür wandte, drehte sich die ältere Dame mit dem strengen Gesicht noch einmal herum, blickte mich an. Pures Misstrauen lag in ihrem Blick.

„Wie sich Hiruzen nur so eine furchtbare Göre zur Schülerin nehmen konnte, bleibt mir ein Rätsel. Er muss wohl nicht bei klarem Verstand gewesen sein."

Innerlich krampfte sich etwas in mir zusammen. Doch mein Äußerstes zeigte sich ruhig wie eh und je. Ich erwiderte nichts, sah ihr in die Augen, bis sich die Tür schloss und Tsunades Faust mit voller Wucht den Schreibtisch spaltete.

Ryu, Kano und Yasu blickten voller Ehrfurcht zu der blonden Hokage die rauchend vor Wut dort an der Fensterfront stand. Drauf und dran auch noch den Sessel hinunterzuwerfen. In ihren Augen brannte ein Feuer, das so schnell nicht gelöscht werden konnte.

„Beruhige dich Tsunade. Es bringt nichts, wenn du dich so sehr aufregst. Damit hilfst du niemanden", mischte sich Kakashi ein, den ich erst jetzt so richtig wahrnahm. Ruhig hatte er in einem Eck gestanden und die Situation beobachtet. Meine Wut verrauchte langsam, kühlte ab. Bis nur noch ein kleines schwaches Flämmchen übrigblieb.

Die Blonde atmete aus und ließ sich auf den braunen Sessel fallen, ehe sie das Kinn auf die Hände stützte und den Blick auf die drei Suna-Nin richtete. Noch immer standen sie ein paar Meter von dem zerstörten Tisch entfernt. Sicherheitsabstand. Nur für den Fall der Fälle. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte ich geschmunzelt.

„Ich danke euch, dass wir Tora nun wieder in unsrer Mitte wissen können. Einer Belohnung für diese gute Arbeit könnt ihr euch sicher sein", sagte Tsunade.

Kano schüttelte den Kopf, ebenso wie die anderen beiden. Entschlossenheit sprach aus Mimik und Haltung der drei. Eine Überzeugung, die mir durch und durch ging.

„Wir haben es nicht für das Geld gemacht, sondern weil sie uns wichtig ist, ebenso wie so manchen anderen Shinobi in Sunagakure", erklärte der Braunhaarige, ehe er sich gleichzeitig mit den anderen dreien verbeugte. Dann verschwanden sie.

Es herrschte für einen Moment lang Stille im Raum, ehe Tsunade wieder ihren Blick auf mich richtete. Stechend und fordernd. Sie würde alles wissen wollen. Und ich begann in mich hineinzuhorchen. Wahrheit oder Lüge. Oder doch lieber der schmale Grat dazwischen? Egal was ich sagte, hier waren wir nicht sicher. Zu viele Geheimgänge. Und keine schalldichten Türen.

„Wir sollten an einem anderen Ort reden", sprach Kakashi meine Gedanken aus.

Die Unfassbare IDove le storie prendono vita. Scoprilo ora