22. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 1

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Mittwoch, 12. August

Als das Handy in meiner Hosentasche anfing zu vibrieren, zuckte ich verwundert zusammen. Mein dummes Smartphone wollte einfach nicht aufhören zu klingeln, aber bisher hatte ich es auch noch nicht wieder aus meiner Hosentasche hervorgekramt. Wozu auch, wenn ich längst wusste, auch ohne darauf zu schauen, wer mich zum gefühlt hundertsten Mal anrief? Meine Mutter wollte einfach keine Ruhe geben. Klar, ich verstand sie schon, schließlich hatten wir seit einigen Tagen nicht mehr miteinander gesprochen, aber ich war gerade wirklich auch absolut nicht in der Stimmung mit ihr zu sprechen und außerdem hatte sie gerade ein wirklich schlechtes Timing erwischt. Ich hatte ihr zwischendurch einmal eine kurze Nachricht geschickt, die ihr mitteilen sollte, dass es mir gut ging und sie sich wirklich keine weiteren Sorgen um mich machen sollte, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass das genau das Gegenteil verursacht hatte – jetzt konnte sie sich noch weniger zurückhalten und hatte sich wohl zum Ziel gemacht, mich so lange mit unsäglichen Anrufen zu nerven, bis ich es nicht mehr aushielt und ranging. Nunja, was sollte ich sagen? Sie hatte ihr Ziel erreicht. Ich würde sie einfach schnell abwürgen, damit ich in Ruhe mit Sam und Nathan reden konnte.

Irgendetwas brabbelnd, was ich selbst nicht einmal verstand oder wusste was das sollte, gab ich dann doch endlich nach und holte das dumme Stück Plastik hervor, was einfach nicht mehr aufhören wollte zu vibrieren. Ich sparte es mir auf den Namen des Anrufers zu achten, denn offensichtlich war es wieder meine Mum, die wissen wollte wie es mir ging, weil ich ihr sonst eigentlich nie Nachrichten schickte. Ich seufzte ein letztes Mal und nahm schließlich das Gespräch an, während ich das Handy fest an mein Ohr drückte.

„Mum, es ist alles okay, du musst mich nicht ständig...", begann ich ihr direkt vorzugreifen, doch als mich die Stimme am anderen Ende unterbrach, war ich auf einmal hell wach und starrte hinüber zu Nathan.

„Sarah? Sarah, ich warte am Wagen. Bitte komm raus. Es ist dringend", es war Kaden, den ich hörte – und er klang alles andere als ruhig.

„Kaden, was ist los? Du kannst doch auch...", konterte ich, doch er ließ mich nicht ausreden.

„Sarah! Bitte diskutier jetzt nicht mit mir rum. Komm bitte einfach zurück zu mir nach draußen, ja? Es ist wichtig, beeil dich!", redete er so schnell, dass ich ihn fast nicht mehr verstanden hätte mit seinem leichten hawaiianischen Akzent – zumindest glaubte ich, dass es das war.

„Du klingst so anders, was ist denn los?", gab ich trotzdem noch nicht nach, aber in dem Moment, in dem ich angefangen hatte diesen Satz auszusprechen, hatte er bereits aufgelegt und ich hörte das bestätigende Piepen.

Irritiert senkte ich das Telefon wieder und starrte darauf. Was war denn nun schon wieder mit ihm los? Er hatte überhaupt nicht so wie noch vor wenigen Minuten geklungen, sondern ganz anders und die Hektik in seiner Stimme... Was war nur passiert? Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas hier stimmte ganz und gar nicht und das machte mir doch ein kleinwenig Angst, weil ich ihn so noch überhaupt nicht kannte. Ich musste schleunigst herausfinden, was los war – Sam und Nate längst vergessen. Schnell drehte ich mich um und hastete zurück zur Haustür. Ich bildete mir ein niemanden zu hören, der mich zurückhielt, aber etwas sagte mir, dass das laute Rauschen meines Blutes in den Ohren das einfach übertönte. Diese trügerische Art der Stille, die beinahe schon gruselig wirkte.

Plötzlich durchdrang das energische Klopfen an die Haustür meinen Gedankengang und ließ mich zusammenzucken. Wieso hatte er nicht einfach von Anfang an geklingelt? Und wieso war er so ungeduldig, dass er nicht einmal jetzt noch die kurze Zeit warten konnte, bis ich an der Tür war?

„Sarah! Komm schon, wo steckst du?", hörte ich ihn selbst vom Anfang des Flurs schon dumpf durch die massive Holztür rufen, die für amerikanische Verhältnisse tatsächlich sehr stabil war – keine Ahnung wo Samantha die bloß aufgetrieben hatte.

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyWhere stories live. Discover now