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Taehyung PoV

Als mich der Wecker an diesem Morgen unsanft aus meinen wirren Träumen riss, schlug ich unmittelbar schwungvoll meine Bettdecke zurück und sprang förmlich von meiner Matratze auf, um mir enthusiastisch die bereits bereitgelegten Klamotten für meinen ersten Schultag anzuziehen.

Ein Außenstehender würde sich jetzt vielleicht denken: ›Was ist denn mit dem verkehrt, es ist nicht nur sein erster Schultag und ein Montag, sondern es ist auch sehr früh morgens? Ist er krank oder steht unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen? Warum ist er so fröhlich?‹

Nun, also für meine zugegebenermaßen für mich ungewohnte Euphorie an diesem schönen Tage gab es in der Tat mehrere Gründe.

Zum einen ging ich – entgegen aller Erwartungen – gern zur Schule, freute mich über neues Wissen, welches ich mir aneignen konnte und lernte hart für meinen Abschluss.

Zum anderen waren nun bereits einige Tage ins Land gezogen, in denen ich von Jeongguk nichts gehört hatte.

Nicht, dass ich das erwartet hätte, ich meine strenggenommen war er nichts weiter als ein Fremder, der mir erst eine Heidenangst eingejagt und mir dann persönlichen Geleitschutz nachhause gegeben hatte – nichts von Bedeutung also, aber irgendwie dachte ich trotzdem, nach seinem stürmischen Abgang wenigstens ein winziges Lebenszeichen von ihm zu erhalten.

Mir wurde klar, dass ich schon wieder viel zu lange am Stück über diesen Idioten nachgedacht hatte, ich schüttelte den Kopf, als könnte ich diese Gedanken mit der Geste vertreiben und seufzte.

Nichtmal in meinem Kopf konnte ich mir ehrlich eingestehen, dass ich mich nur so auf den ersten Schultag an der neuen Schule freute, weil ich hoffte, Jeongguk dort wiederzusehen.

Wir schienen ja ungefähr im gleichen Alter gewesen zu sein und da dieses Kaff nur über eine Schule verfügte, standen meine Chancen gar nicht mal so schlecht.

Ich verzog meine Lippen zu einem schwachen Grinsen, als ich die schwere Haustür rasch hinter mir zuzog und mich auf den Weg machte.

Selbst Mina war aufgefallen, dass ich ungewöhnlich viel über meine neue Bekanntschaft zu reden schien.
Zugegebenermaßen hatte ich es die letzten Tage nicht mehr ausgehalten, mit niemandem über die Sache reden zu können, weshalb es mir dann vorgestern bei einem Telefonat mit ihr herausgerutscht und ab dem Punkt es nur so aus mir herausgesprudelt war.

Selbstredend ließ ich einige Stellen bei meinen Erzählungen aus, aber das lag schlicht und einfach daran, dass jemand Außenstehendes wie Mina die Situationen einfach völlig falsch deuten könnte, immerhin war ihr ja nicht bewusst, wie wenig ich diesen Idioten eigentlich ausstehen konnte.

Und so erzählte ich ihr einige Dinge, danach berichtete sie mir von ihrem Tag und anderen belanglosen Kram, als sie jedoch darauf zu sprechen kam, dass sie jetzt ein neues Shampoo hätte, welches ihre Haare so weich machen würde – inwiefern sie diese Information als so relevant einstufte, dass sie mir dies während unseres Gespräches mitteilen wollte ist mir bis heute schleierhaft – gab ich nur ohne weiter darüber nachgedacht zu haben zurück, dass sie ja bestimmt nicht so weich und seidig glänzend wie Jeongguks Haare wären – ein Satz, den ich schon bereute ausgesprochen zu haben, während ich ihn aussprach.

»Du scheinst dir ja echt einen Narren an dem Typen gefressen zu haben«, brummte Mina skeptisch in den Hörer nach einer gefühlten Ewigkeit des peinlichen Schweigens.

»Ä-ähm, naja also, eigentlich ist er der totale Idiot. Nur weil er objektiv betrachtet einem gewissen Schönheitsideal entspricht, muss er ja nicht gleich äh, also muss ich nicht, also ähm-« Ich kannte zwar keine genaue Definition, aber wenn mich jemand fragen würde, würde ich auf meine vorherige Reaktion verweisen, wenn jemand nach einem einfachen Beispiel für den Terminus ›gay panicing‹ suchte.

DAS LACHEN DER TRAUERWEIDEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt