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Jeongguk PoV

Wutentbrannt verließ ich Taehyungs Arbeitsstelle.

Ich achtete weder auf ihn noch auf den vermutlich mehr als süffisanten Blick seiner offensichtlichen Freundin, ohne mich nochmal umzudrehen, begab ich mich schnurstracks in Richtung Ausgang.

Die kühle Herbstluft traf mich beim Verlassen des Cafés wie eine massive Wand.

Ich zog meinen schweren Mantel enger um meinen Körper. Meine Gedanken rasten. Ich hatte mich dort gerade selbst nicht wiedererkannt.

Noch nie hatte ich anderen Menschen gegenüber solche Emotionen gezeigt, meine manischen Episoden mal außenvorgelassen.

Auf der anderen Seite hatten bisher auch noch nie andere Menschen solche Emotionen in mir ausgelöst.

Ich konnte mir nicht helfen, aber nachdem, was diese Mina alles gesagt hatte, fühlte ich mich einfach nur grauenhaft.

Gerade das war der Punkt, an dem mein Gehirn keine logische Verknüpfung erstellen konnte;

Körperlich gesehen ging es mir blendend.

Warum dann also wurde mein Herz in dem Moment so schwer, in dem Mina von Taehyung als ihren festen Freund zu sprechen begann?

Warum fühlte es sich an, als hätte mir jemand ein Messer mitten in die Brust gerammt und es langsam zu drehen begonnen, als sie mich so abschätzig anschaute und meinte, dass sie Taehyung besser kennen würde und er so jemanden wie mich nicht lieben könnte?

Das alles wusste ich doch selbst bereits.

Ich wusste, dass es an mir nichts Liebenswertes gab.
Ich wusste, dass ich seiner nicht würdig war und dass er mich niemals auch nur ansatzweise lieben könnte.

Diese ganzen Dinge waren mir alle schon lange so schmerzlich bewusst und trotzdem fühlte es sich an wie ein glühendes Eisen, was mir tief in die Eingeweide geschoben wurde.

Bereits als Taehyung mich auf dem Sofa bei ihm zuhause geküsst hatte, hatte es sich so angefühlt.

Einen kurzen Moment lang hatte ich mich darauf eingelassen und mir selbst vorgemacht, dass er mich wirklich mögen könnte.

Mich.

Doch als ich dann in sein Gesicht geblickt hatte, als seine Mutter plötzlich vor uns stand und ich registriert habe, wie er sich gewunden hat, um bloß nicht zugeben zu müssen, was gerade geschehen war – da wusste ich, dass ich für ihn nicht mehr als ein Zeitvertreib war.

Vielleicht entdeckte er auch momentan seine Sexualität und ich war sein Versuchsobjekt, doch das spielte alles keine Rolle mehr.
Ich hatte ja von Anfang an gewusst, worauf ich mich einließ.

So war es für mich nur leichter, ich konnte nun damit abschließen und weiter meinen Trieben freien Lauf lassen.

Seit ich Taehyung kennengelernt hatte, war ich schon nicht mehr auf Tour gewesen. Irgendwas hatte mich innerlich blockiert.

Doch gerade jetzt nach dieser Zurückweisung sehnte ich mich nach nichts mehr als etwas Körperkontakt.

Die Stimmen in meinem Kopf waren zum ersten Mal seit Wochen wieder ohrenbetäubend laut.

Immer, wenn ich mit Taehyung zusammen war, hatte ich es weitestgehend unter Kontrolle; alleine seine Fingerspitzen an meiner Wange oder seine Hand in meiner ließen mich beinahe fühlen wie... wie ein normaler Mensch.

Kein Vergleich zu dem, was ich empfand, wenn ich auf einen meiner nächtlichen Raubzüge ging. Aber sie waren besser als gar nichts.
Es führte dazu, dass ich wenigstens irgendetwas spürte.

DAS LACHEN DER TRAUERWEIDEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt