Betrunken

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Ich torkelte durch die nächtlichen, engen Gassen der Großstadt. Die üblichen lauten Straßengeräusche, hallten durch diese hindurch. Jedoch nahm ich die Laute nur gedämpft war. Meine Sicht war verschwommen. Mir war schwindelig und ich schaffte es gerade so einen Fuß vor den anderen zu setzten. Das schwache Licht, welches die Laternen ausstrahlten, brachte nicht viel. Es wurde regelrecht von der herrschenden Finsternis verschluckt. Mit wackligen Beinen bewegte ich mich langsam durch die verlassenen Straßen, wohl darauf bedacht, nicht zu stürzen. Schlurfend bewegte ich mich vorwärts und ließ die Disko hinter mir. Ich war schon ein gutes Stück entfernt, trotzdem schien es so, als würde die Musik mich verfolgen. Ich hielt noch eine halb volle Wodkaflasche in meiner Hand. Ich stoppte kurz und trank einen Schluck. Vielleicht war es nicht die klügste Entscheidung gewesen, unter der Woche feiern zu gehen und schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass ich morgen in die Uni musste. Doch dieser Aspekt interessierte mich in diesem Moment rein gar nicht.

Die Umgebung drehte sich um mich. Ich sah alles doppelt und nahm alles wie in Trance war. Ich hatte definitiv zu viel getrunken, doch ich musste mein Kummer in Alkohol ertränken. Ich brauchte einfach eine Auszeit. Zeit, in der ich nicht mit lernen beschäftigt war. Der ganze Stress im Studium setzte mir einfach zu sehr zu, der Druck, welcher auf meinen Schultern lastet zog mich herunter. Ich wollte nur einmal alles gehen lassen und Alkohol schien mir die beste Lösung zu sein. Mein Kopf dröhnte, mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste ich mir an die Schläfe. Es fühlte sich so an, als würde gleich mein Kopf platzten. Ich ließ die Flasche fallen, wenige Sekunden später kam sie auf dem unebenen, steinigen Boden auf und zerbrach. Ich zwinkerte mehrfach, in der Hoffnung, meine Sicht würde klarer werden. Dies war nicht der Fall, meine Handflächen wurden feucht und ich spürte wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten. Unerklärlicher Weise überkam mich eine Panikwelle. Durch die Angst spannte ich mich an.

Verzweifelt schaute ich umher. Taumelnd stützte ich mich an der Wand ab und tastete mich weiter vor. In der Ferne sah ich eine Straße, Autos fuhren dort vorne an mir vorbei. Ich hangelte mich langsam weiter an der kühlen Mauer entlang. Mein Körper zitterte und mir war heiß und kalt zugleich. Alles schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Mir wurde schlagartig übel. Meine Kraft verließ meinen Körper und ich sackte auf den Boden. Ich begann zu würgen, ehe ich meinen Magen entleerte. Ich strich mir geistesabwesend mit meinem Ärmel über den Mund. Ich kippte zur Seite und lag nun auf dem steinigen Weg. Alles verdunkelte sich allmählich, bis es um mich herum schließlich ganz schwarz wurde...

~

Ich stöhnte einmal vor schmerzen auf. Ich hatte höllische Kopfschmerzen. Meine Erinnerungen waren fast alle weg. Als letztes weiß ich nur noch, dass ich auf der Straße eingeschlafen sein musste. Ich öffnete meine Augen, schloss sie aber wieder schnell, da mir die Sonne in mein Gesicht schien. Ich versuchte es nochmal, nur diesmal vorsichtiger. Ich musste mich zwar einige Zeit an das helle Licht gewöhnen, schaffte es dann aber. Erst jetzt realisierte ich, dass ich auf einer Couch lag. Es war allerdings nicht meine. Blitzschnell fuhr ich hoch, wodrauf mein Kopf sofort wieder stärker anfing zu schmerzen. Ich war eingehüllt in einer dicken Schicht aus Decken. Ich schaute neben mich. Auf einem kleinen Glastisch, direkt neben dem Sofa, stand eine Wasserflasche und eine kleine Tablette. Ich starrte nur darauf und war mir unschlüssig, ob ich die Tablette nehmen sollte. „Keine Angst, ich werd dich schon nicht vergiften." lachte jemand. Ich schaute zur Tür. Dort lehnte ein junger, schlanker Junge am Türrahmen und beobachtete mich lächelnd.

Nachdem einige Minuten verstrichen sind, kam er auf mich zu und setzte sich an das Fußende des Sofas. Er nahm die Sachen vom Tisch und hielt sie mir entgegen. „Glaub mir, dass ist nur Wasser und was gegen die Kopfschmerzen." sagte er nun und schaute mich abwartend an. Ich nahm sie ihm schließlich ab und schluckte das Schmerzmittel. „Gleich dürfte es dir besser gehen.", Seine blauen Augen blitzten freudig auf, „Wie heißt du eigentlich?" fuhr er fort. „Jawaad." antwortete ich ihm knapp. Er nickte lächelnd. „Ich bin Lu." Ich lächelte kurz und betrachtete Lu genauer. Er hatte braune, etwas lockige Haare, blaue Augen und war schlank gebaut. Er sah schon süß aus, wie er da saß, mit seinem hellblauen oversize Pulli und verlegen an den langen Ärmeln spielte.
„Lu? Wie bin ich hier her gekommen?" fragte ich dann, er schaute mich überrascht an, lächelte aber schnell wieder. „Naja, ich war gestern auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, als ich dich am Straßenrand sah. Und naja... ich konnte dich da doch nicht einfach so liegen lassen. Deswegen bist du jetzt bei mir."

Lu stand auf und lief zur Tür. Er hielt inne und drehte sich wieder zu mir. „Willst du was essen? Ich könnte dir was machen." Ich überlegte kurz, stimmte dann jedoch zu.
Er verschwand darauf hin in der Küche. Wenig später kam er mit zwei Tellern zurück.
„Ich hab leider nur Brot da, deswegen ja... gibts jetzt Brot. Ich hoffe dass stört dich nicht?" Ich schüttelte grinsend den Kopf, während ich ihm ein Teller abnahm. „Dann ist ja gut." meinte er lachend. In meinem Bauch fing es unwillkürlich an zu kribbeln, als ich seine süßen, kleinen Grübchen sah. Ich lächelte ihn an und schaute ihm tief in die Augen, er tat es mir gleich. Lu errötete und drehte seinen Kopf weg. „Sooo Jawaad, dann erzähl mal was von dir!" Kicherte der Braunhaarige...

Zeitsprung: einige Monate später

Ich wachte auf. Ich blinzelte, da die Sonne wieder einmal hell in das Zimmer schien. Ich schaute auf den leeren Platz neben mir. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich Geräusche aus der Küche hörte. Ich streckte mich einmal und stieg dann aus dem Bett. Ich zog mir schnell ein Shirt über. Ich machte mich gerade Wegs auf, in Richtung Küche. Belustigt sah ich dabei zu, wie Lu versuche, an das Nutella zukommen. Er hüpfte manchmal oder versuchte auf Zehenspitzen an die Schokocreme zu kommen, die ganz oben im Schrank stand. Unbemerkt ging ich auf ihn zu und schlang dann meine Arme um seine dünne Taille. Erschrocken schaute er mich an. „Ist mein Baby etwa zu klein?" fragte ich ihn neckend. Er warf mir einen bösen Blick zu. Grinsend küsste ich sein Hals hoch zu seinem Ohr. Ihm entfloh ein kleiner Stöhner, worauf hin ich einmal auflachte. Beleidigt löste er sich aus meinem Griff, schloss den Schrank wieder und versuchte sich an mir vorbei zu quetschen.

Schnell packte ich Lu an seiner Hüfte und drückte ihn gegen die Schranktür. „Du weißt doch das ich dich liebe. Oder Baby?" flüsterte ich und kniff einmal in seinen Po. Er keuchte und wurde rot. Zaghaft nickte er. „Na siehst du." sagte ich und küsste ihn auf seine wundervollen, weichen Lippen...

BoyxBoy ||  OneShot Sammlung Where stories live. Discover now