Nachhilfe

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Knarzend öffnete ich das schwere Gartentor der Smiths. Wie jeden Sonntagnachmittag, betrat ich das schöne, große Gelände der reichen Familie. Ich ging den gepflasterten Steinweg entlang, welcher zum riesigen Haus führte. Ringsherum war der Pfad mit Bäume, Blumen und Sträucher bewachsen. Ich ging zum Haus und klingelte, wie immer, an der Haustür und wartete. Dumpfe, eilige Schritte näherten sich und wurden immer lauter. Die Tür wurde aufgerissen und sofort sprang mich Molly, die pummlige Hündin, in meine Arme und warf mich zu Boden. Ich lachte und krauelte sie hinter ihrem flauschigem Ohr, als sie mir genüsslich über mein Gesicht leckte. „Molly... das macht man doch nicht! Man attackier doch nicht einfach so Menschen!" lachte der kleine schwarzhaarige. Er kicherte und ich musste sofort mehr Grinsen. Der kleine Hund ging von mir herunter und tappte in etwas schwerfällig ins Haus. „Willst du endlich reinkommen oder ist dir der Boden gemütlicher?" fragte Mika. „Nein, auch wenn ich euren Garten mag, aber drinnen ist es wirklich bequemer." meinte ich und stand auf. Ich stand vor ihm und schaute zu ihm runter, während er zu mir hoch blickte. Wie versteinert schaute er mir in die Augen, was ich erwiderte. „Was ist nun? Ich dachte wir wollten rein gehen?" fragte ich leise, da wir beide sehr nahe beieinander standen. Der kleiner wurde schlagartig rot und schüttelte den Kopf, als würde er sich von seinen Gedanken befreien wollen. Er nickte hastig und lief schnell die Treppe hinauf, zu seinem Zimmer.

Ich tat ihm das gleich und folgte ihm. Mika war bereits in seinem Zimmer und saß an seinem Schreibtisch, auf welchem schon die Materialien bereit lagen. Schon seit ungefähr einem Jahr, gab ich dem schwarzhaarigem in Mathe Nachhilfe. Mit seinen großen blauen Augen starrte er mich gebannt an. Ich setzte mich neben ihn. „Na dann... gibts was neues in Mathe? Irgendwelche Neuigkeiten oder so?" Auf meine Frage hin, schüttelte er lediglich mit dem Kopf. „Ja ist doch gut... dann hast du Hausaufgaben auf oder verstehst du was nicht?" damit versuchte ich ein Gespräch aufzubauen, um ihm ein bisschen was von seinem Hassfach näher zu erklären. „Ja, momentan haben wir voll so ein komisches Thema. Ich versteh das einfach nich!" sagte Mika verzweifelt. „Was habt ihr denn für ein Thema?" harkte ich weiter nach. „Naja, wir haben wieder diese blöden Bionomische Formeln da." ich musste es mir echt verkneifen, nicht über ihn herzufallen. „Du meinst Binomische Formeln." sagte ich lächelnd und rutschte unauffällig mit dem Stuhl näher zu ihm. „Ist doch auch egal! Bitte Elias, ich versteh das nicht und meine Lehrerin meinte, dass wir bald n Test schreiben werden." ich nickte verständnisvoll. „Also doch Neuigkeiten?" sagte ich lachend, worauf hin der kleinere nur mit den Schultern zuckte.

Ich beließ es dabei und nahm das Buch, um ein paar Aufgaben zum üben heraus zu suchen. Schnell hatte ich welche gefunden und zeigte ihm an einem Beispiel, wie er sie zu lösen hatte. „So den Rest machst du alleine. Wenn du fragen hast oder du nicht weiter kommst, dann helfe ich dir und am Schluss kontrolliere ich." sagte ich und lehnte mich zurück. Mika schrieb machte jede Aufgabe und stellte nur zwischendrin ein oder zwei Fragen. Stolz legte er den Stift weg. „Fertig!" rief er freudig und gab mir den Block. Ich schaute drüber und nickte dann. „Alles richtig. So das waren jetzt die Grundlagen." seine Gesichtszüge entglitten ihm und er schaute mich mit großen Augen an. „Wie Grundlagen? Das war erst der Anfang? Aber...das geht doch nicht! Das voll anspruchsvoll..." sagte er verdattert. Ich grinste. „Tja, so ist das im Leben." darauf hin kassierte ich einen bösen Blick von dem schwarzhaarigem. „Was gibt es denn noch?" wollte er wissen. Leidend sah er mich an. „Naja also... es gibt noch viele weitere Sachen..." seufzend ließen sein Kopf auf den Tisch fallen. Ein ersticktes 'Aua' war zu hören, was mich kichern ließ. „Komm schon, du schaffst das..." sagte ich aufmunternd, oder versuchte ihn zumindest etwas fröhlicher zu machen, was mir anscheinend nicht ganz so gut gelang. „Ich werde das doch nie können!" jammerte der blauäugige.

Zusammen erarbeiteten wir noch ein Großteil der Aufgaben. Mittendrin schaute mich Mika mit Augen so groß wie Untertassen an und zog einen Schmollmund. „Elias! Ich will nicht mehr... können wir aufhören?" fragte er mich. Sein Hundeblick setzte meinem Herzen zu. „Natürlich hören wir auf!" sagte ich schnell, da ich diesen herzzerreißenden Anblick nicht mehr ertragen konnte. „Danke! Was machen wir jetzt?" fragte er mich dann. Sofort schossen mir tausend Dinge durch den Kopf, welche wir jetzt hätten manchen können. Und die meisten davon waren unanständig. „Ja weiß nicht...Worauf hast du denn Lust?" Auf seinem Gesicht bildete sich ein breites Lächeln, während er näher zu mir rutschte. „Also naja...", er lief rot an und machte eine kleine Pause, „Ich...ich wollte dir schon lange was sagen... ja... also in letzter Zeit da, da hab ich mich bei dir irgendwie komisch gefühlt. Aber gut komisch!" sagte Mika peinlich berührt und spielte nervös mit seinen Händen. „Ich fühle mich bei dir wohl und beschützt. Und immer wenn ich ansehe, fällt mir jedes Mal auf, wie unglaublich schön du bist. Dann beginnt es in meinem Bauch zu kribbeln und ich muss automatisch Grinsen...Ja ich glaube... ich hab mich in dich verliebt... und ich glaube ich mag dich sehr gerne..." zum Ende hin wurde er leiser und nuschelte, trotzdem könnte man alles recht gut verstehen. Ich lächelte und drückte sein Kinn mit zwei Fingern hoch, sodass er gezwungen war, mir in die Augen zu schauen. Sein blau spiegelt Unsicherheit und Ängstlichkeit aus, allerdings auch ein gewisses Verlangen.

„Ich mag dich auch sehr gerne." flüsterte ich gegen seine weichen Lippen, bevor ich meine mit seinen Verband. Unsere Küsse wären liebevoll und zärtlich. Er ließ mich alles um mich herum vergessen, nichts spielte mehr, in irgendeiner Form, eine Rolle. Für mich zählte nur noch er...

BoyxBoy ||  OneShot Sammlung Donde viven las historias. Descúbrelo ahora