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Info #6:
Werwölfe sind treue und ehrliche Kreaturen und versuchen von Natur aus so weit es geht die Wahrheit zu sagen.
Wenn sie schuldig sind, gestehen sie es und sitzen die Strafe für Ihre Tat ab.
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Ich war mir noch nicht einmal bewusst, dass ich schon am Rennen war. In dem einen Moment funktionierte mein Gehirn überhaupt nicht und im Darauffolgenden hatte es meinen Beinen schneller ein Signal gegeben als ich es realisieren konnte.

Mit steigender Geschwindigkeit lief ich durch den Wald und war nach ein paar Minuten auch schon dort angekommen, wo der Geruch des Blutes am intensivsten war. Hinter dem Wohngebäude der Wölfe.

Ich bewegte mich eine Weile nicht. Das einzige was ich tun konnte war die Leiche anzustarren, die blutüberströhmt im Gras lag. Der Geruch des Blutes war so intensiv, dass ich Angst hatte, meine Kontrolle zu verlieren, doch ich riss mich zusammen.

"Da.. da bist du ja.... Ihr Vampire habt echt.. ein hohes Tempo drauf... das muss man euch lassen.." Taehyung kam aus dem Wald auf das Gebäude zu, während er versuchte nach Luft zu schnappen. Er stellte sich neben mich und war mit einem Schlag wie versteinert.

"Was... ", konnte er seine Frage nicht zu Ende stellen. Er starrte ebenso wie ich auf die Leiche, bis immer mehr Vampire und Werwölfe um uns herum aufkreuzten. Jeder blickte zu dem Toten und man konnte die Anspannung der Werwölfe, sowie die schelmische Zufriedenheit der Vampire nur all zu gut spüren.

Keine Sekunde später stand Professor Valko auch schon neben uns und sah sich den Fund an. Erst kam keine Reaktion von ihm. Er blinzelte ein paar Mal um aus seinem kurzen Schock herauszukommen, sah dann mich und Taehyung an, und drehte sich letztendlich zu den anderen Schülern. "Jeder geht sofort wieder auf sein Zimmer. Ich will keinen einzigen mehr hier draußen sehen. Für die nächsten Stunden bis zum Schulbeginn verlässt keiner mehr sein Gebäude. Sofort!" Seine laute Stimme drang durch die Nacht. Nach und nach verließ jeder den Tatort. Auch ich wollte mich auf dem Weg machen, nachdem ich der Leiche einen letzten Blick zugeworfen hatte. Doch Valko hatte andere Pläne für mich. "Mr. Jeon. Sie bleiben hier."

Ich schaute den Professor an und begriff sofort, worum es ging. "Professor, ich war das nicht. Das schwöre ich.", gab ich fest von mir.

Doch der ältere Werwolf nickte nur. "Lassen Sie mich doch erst mal anfangen zu Erklären." Er schaute sich noch einmal um, um auch sicher zu gehen, dass wir allein waren. Als er dann niemanden mehr sah außer Taehyung, mit dem er wohl einverstanden war, dass er hier blieb, fing er an weiter zu reden. "Ich kenne Sie, Mr. Jeon. Genau so, wie ich Ihre Eltern kenne. Sie alle haben verständlicherweise ein schlechtes Bild von uns und deswegen kann ich nur zu gut verstehen, wieso Sie mich nicht mögen. Und was Ihren Charakter diesbezüglich betrifft; Sie sind überheblich und ziemich stur. Aber trotz allem weiß ich, dass sowohl Sie noch Sie, Mr. Kim, zu soetwas in der Lage wären. So sehr ich den Verlust eines Werwolfs auch bedauere."

Ich war verwirrt. Ich dachte, jetzt würde eine riesen Predigt kommen, wieso jemanden zu töten grausam und keine Lösung sei, und dass sie diese Schule nicht deswegen gegründet hätten, um leichter an die Gegener ranzukommen um sie umzubringen. Doch was er gerade gesagt hatte, hatte ich keinesfalls erwartet.

"Korrigieren sie mich, wenn ich falsch liege, aber ich gehe davon aus, dass Sie beide hier als erstes aufgekreuzt sind, richtig.?" Er machte eine kurze Pause und, da weder Tae noch ich etwas einzuwenden hatten, sprach er weiter. "Bevor die anderen Schüler herkamen, haben sie hier irgendjemanden gesehen, gerochen oder irgendwie anders wahrgenommen?" Ich schüttelte den Kopf, doch er schien nicht ganz so überzeugt, weshalb er zu Taehyung sah, der sich mittlerweile neben mich gestellt hatte. "Wir waren etwas weiter Weg im Wald, als Jungkook anscheinend das Blut gerochen hatte. Es hat also einige Augenblicke gedauert, bis wir hier ankamen, trotz höherer Geschwindigkeit. In dieser Zeit mussten die Täter geflohen sein, da wir wirklich niemanden gesehen hatten." Erst nachdem Tae sich dazu geäußert hatte, nickte Professor Valko und blickte einige Sekunden runter zu der Leiche, neben der wir noch immer standen. "Die Lehrer müssten sich mittlerweile schon im Aufenthalstraum versammelt haben. Ich werde die Leiche dort hinbringen. Gehen Sie jetzt bitte auch auf ihre Zimmer."

Und damit verließen wir auch schon den Tatort. Ich war immer noch verwirrt über das Verhalten von Professor Valko. Er schien wirklich Vampire und Werwölfe gleich zu behandeln, ohne jegliche Vorurteile und das erstaunte mich etwas. Denn bisher dachte ich, er wäre ein alter mürrischer Werwolf, der Vampire eigentlich überhaupt nicht leiden konnte und nur auf dieser Schule unterrichtete, weil er einen Job brauchte.

"Jungkook?", ertönte plötzlich Taehyungs tiefe Stimme neben mir. "Alles okay?"

Ich merkte, dass er stehen geblieben war und hielt ebenfalls an. Unsere Augen trafen sich und in mir breitete sich ein unerklärliches Gefühl aus. "Mir geht's gut. Denk ich. War nur etwas verstörrend eine Leiche von so Nahem zu sehen.", gab ich kurz zurück und blickte mich um. Wir waren von hinter dem Wohngebäude der Wölfe vorgekommen zu dessen Eingang und jetzt wurde mir klar, dass Tae und ich uns hier trennen mussten.

"Du musst hier rein. Und ich weiter. Also dann.", verabschiedete ich mich schnell. Ich war schon am losgehen, als Taehyung sich wieder zu Wort meldete. "Du hast mir noch keine Antwort auf meine Frage gegeben."

Ich drehte mich wieder verwundert um und sah ihn erneut an. "Uhm.. Doch, hab ich."

Er fing an leicht zu lächeln. Ich starrte auf seinen Mund und für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als würde die Welt still stehen. "Nicht die Frage von gerade eben. Die, von vorher." Ich schüttelte leicht meinen Kopf um mich aus meinen Gedanken zu holen, als ich in die Augen meines Gegenübers sah, die plötzlich nicht mehr all zu weit von meinen weg waren. Ohne, dass ich es realisiert hatte, ist Tae mir näher gekommen. Sogar so nah, dass ich seinen warmen Atem in meinem Gesicht spüren konnte. Jedoch machte diese Aktion seinersets meine Situation nicht besser. Ganz im Gegenteil. Mein Gehirn hatte vollkommen aufgehört zu funktionieren, meine Beine waren kurz davor unter mir nachzugeben und ich hatte keine Ahnung mehr, was hier gerade los war. Das einzige, worüber ich im Moment nachdenken konnte, war seine Anwesenheit und seine Nähe.

"Hast du Lust, dich mit mir anzufreunden?" Seine Stimme war nur ein Flüstern, doch dadurch, dass er von mir nur weniger als einen halben Meter entfernt war, konnte ich jedes einzelne Wort genaustens verstehen.

Ich schaute noch eine Weile in seine Augen und nickte leicht. "Klar. Solange du nicht vor hast, dich an mir zu rächen, für das was hinter dem Gebäude passiert ist.", gab ich, zu meinem Erstaunen, sicher von mir. Und da war es wieder. Das unglaubliche Lächeln. "Keine Sorge. Dazu bin ich ja angeblich nicht fähig." Er machte eine Pause. "Also dann. Mr. Valko wird hier sicher noch einen Rundgang machen und da dürfen wir nicht gesehen werden." Mit diesen Worten und einem letzten Lächeln entfernte er sich. Er ging auf den Eingang zu und sah noch einmal zurück, bevor er dann endgültig im Gebäude verschwand.

Rivals [TaeKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt