U N E D I T E D
„Ich schwöre, ich lüge nicht, Minna!“, wisperte Annie eindringlich. Um sie und das Mädchen namens Minna – klein und zierlich mit mittelbraunem Haar und kleiner Nase – herum spielte sich der gewöhnliche Schulalltag ab. Seit Annie von der Grundschule aufs Gymnasium gewechselt war, hatte sich einiges verändert. Nicht nur die Leute, mit der sie in eine Klasse ging, oder die Lehrer, die sie unterrichteten, sondern auch die Art, wie sie behandelt wurde. Früher war es allen egal gewesen, was sie trug oder wie sie aussah, auch ihr selbst, doch jetzt war alles anders. In der großen Pause spielten sie seit der 5. Klasse nicht mehr Fangen. Das sei doch viel zu kindisch, meinte Minna.
Dieses kicherte nun. Sie saßen zu zweit auf einer der Bänke, die scheinbar willkürlich über die Wiese vor dem Haupteingang des Karl-Starcke-Gymnasiums lag, verteilt waren. Es war Mitte Juli und entsprechend heiß; das hässliche, graue Schulgebäude spendete in ihre Richtung keinen Schatten und Annie schwitzte trotz ihrer Hotpants.
„Ist das dein Ernst, Annie?“, Minna warf ihr einen ungläubigen, belustigten Blick zu. „Du erwartest doch nicht echt, dass ich dir das glaube. Ich mein, als wir im Kindergarten waren, ging das Ganze noch als Spiel durch, aber jetzt?“ Sie verdrehte abwertend die Augen und warf sich die Locken über die Schulter. Annie biss sich auf die Lippe und sah zu Boden, als würde sie in Gedanken gegen sich selbst debattieren. Kurz holte sie tief Luft, wie um Mut zu schöpfen, und öffnete den Mund. Einen Moment lang sagte sie nichts, dann beugte sie sich ein wenig weiter zu Minna, die erwartungsvoll schmunzelte. „Was würdest du sagen, wenn ich es dir beweisen kann?“
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Midnight Song
Fantasy„Hast du noch Angst?“ „Nein“, sagte Annie bestimmt und Roman öffnete überrascht die Augen. „Warum nicht?“ „Du bist doch da“, antwortete Annie, als wäre es offensichtlich. „Du passt doch auf mich auf.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um, mit großen...
