Tag 3653 - 14. Geburtstag

1K 123 9
                                    

u n e d i t e d

Herzlichen Glückwunsch, du bist endlich so alt, dass sich nicht mehr alle über dein Alter lustig machen!“

Breit grinsend stand Roman vor Annies Bett, auf dem sie im Schneidersitz saß. „Na danke“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Mit einem stummen Lachen ließ Roman sich auf den abgewetzten Teppich nieder. „Weißt du denn schon, was du so bekommst?“ Annie zuckte mit den Schultern. „Neue Schuhe, Geld und so. Denke ich“, fügte sie hinzu. „Habe mir nicht wirklich was gewünscht, und ich weiß nicht, von wem ich etwas kriegen sollte.“ Verwundert runzelte Roman die Stirn. „Warum?“, fragte er nach. Sie seufzte kurz und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Naja, ich hab' ja an Verwandten nur meine Mutter, und so wahnsinnig viel verdient sie auch nicht. Und seit der Sache mit Minna bin ich auch nicht mehr so wahnsinnig beliebt.“

Roman schluckte. Er dachte immer, er hätte überhaupt keine Auswirkung auf ihr sonstiges Leben, dass er nur ein Junge wäre, der manchmal in ihrem Zimmer auftaucht und mit ihr über Gott und die Welt redete – dass er wirklich ein Teil ihres Lebens war, war ihm nie in den Sinn gekommen. Und dass sein Effekt auf sie anscheinend auch noch ein negativer war, dass ihre Freunde wegen ihm nicht mehr mit ihr redeten, traf ihn. Nicht nur, dass er sie sowieso so sehr ausnutzte, um nicht einsam zu sein und um seinem verdienten Schicksal zu entgehen, er machte ihr auch noch das Leben schwer. Ohne ein Gewissen wäre ich so viel besser dran, dachte er, dann, Ist ein Gewissen eine gute Eigenschaft? Macht mich ein schlechtes Gewissen zu einem gutem Menschen? Es würde alles schwieriger machen. Ohne ein Gewissen könnte er endlich nach dem fragen, was er brauchte, doch würde es dann schon zu spät sein?

Er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Es geht jetzt um sie, es ist ihr verdammter Geburtstag.

„Es tut mir leid“, murmelte er, und zu seiner Überraschung lächelte Annie. „Es ist doch nicht deine Schuld, dass Minna so ist wie sie ist“, erklärte sie und zersauste seine Haare, wie um ihn aufzumuntern. Er blickte auf. „Aber dass sie etwas gegen dich hat, das ist meine Schuld“, ergänzte er, die Stimme belegt. Annie atmete schwer aus. „Mach dir doch keine Vorwürfe. Sie ist sowieso total falsch, ich bin ohne sie als Freundin besser dran.“ Roman schwieg. Es machte keinen Unterschied. „Aber zurück zu meinem Geburtstag, ich weiß, was ich mir von dir wünschen kann!“, platzte Annie heraus. „Was?“, fragte Roman überrumpelt von ihrem plötzlichen Themawechsel. „Ich weiß was ich mir von dir zum Geburtstag wünsche!“, wiederholte sie, diesmal bestimmter. Sie hoffte, ihn damit ablenken zu können. Dieser traurige, nachdenkliche Roman gefiel ihr nicht, doch das war genau der Roman, der er in letzter Zeit so oft war. Sie vermisste den lachenden Jungen mit dem verschmitzten Glitzern in den Augen, den, der mit ihr aus Fenstern sprang und ihr Luftballons aus der eigenen Küche klaute. „Und was wäre das?“, hakte er belustigt nach, ein Schmunzeln schlich sich in seine Mundwinkel. Annie lächelte zufrieden, ein Schmunzeln war schon mal etwas. „Ich wünsche mir, dass ich dir eine Frage stelle, und du musst sie beantworten“, verlangte sie, und er lachte kurz auf. „Na gut“, willigte er ein, „Was willst du wissen?“ Er beugte sich interessiert vor und die Stellen seines Hemdes, an denen der Knopf fehlte, wellten sich und legten kleine Flecken heller Haut frei. „Warum bist zu immer so zerzaust? Ich habe noch nie gesehen, dass deine Haare ordentlich waren oder deine Schuhe nicht staubig und deine Hose ist immer zerrissen und dein Hemd hängt immer halb raus, sofort, wenn du auftauchst. Ich meine, wie passiert das? Und überhaupt hast du immer die selben Sachen an, wie kommt das?“ Annie verstummte langsam, als sie merkte, wie viel sie auf einmal sagte. Aber er erzählte nun mal so selten über sich und das machte sie fast wahnsinnig. In ihrem Eifer merkte sie gar nicht, dass das Lächeln Romans Gesicht wieder verlassen hatte. Kurz herrschte Schweigen, und das machte Annie dann auf seinen Gesichtsausdruck aufmerksam. Ihre gute Laune verflüchtigte sich wieder. Der Wind heulte draußen durch die Nacht und rüttelte an den Fensterläden. Was hatte sie falsch gemacht?

„Es sind die Sachen, die ich als letztes lebendig getragen habe. Ich sehe immer genau so aus wie in dem Moment, in dem ich gestorben bin“, antwortete er, die Stimme kühl.

Toll gemacht, Annie, du hast ihn echt aufgeheitert, dachte sie und ließ sich rückwärts auf ihr Bett fallen.

öhm ja, sorry für die lange wartezeit, und dafür, dass in den kapiteln im moment so wenig passiert, aber ich muss einiges an hintergrundinfo an diese stelle packen. 

midnight song neigt sich übrigens langsam dem ende zu, es sind noch ungefähr 10 kapitel und eventuell ein epilog. 

bitte kommentiert und votet doch, wenn ihr immer noch lest, das wär total lieb! :)

love y'all, 

Emily

Midnight SongWhere stories live. Discover now