3 | 𝐕𝐞𝐫𝐭𝐫𝐚𝐮𝐞𝐧

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Eine Horde aus buntem Plüsch und seidigen Kleidern erstreckt sich vor mir, als Chan und ich den Raum betreten und uns umsehen.
Ein Mädchen mit langen braunen Haaren schaut mich zu lange an, sodass ich den Blickkontakt erwidere und sie ein kurzes Lächeln aufsetzt. Überrascht hebe ich die Augenbrauen, doch kann gerade noch so ein Lächeln erwidern, bevor meine Füße Chan folgen.

Auf dem Tisch stehen Kärtchen mit unseren Namen und den jeweiligen Distrikten, weshalb ich Chan am Arm festhalte, sonst wäre er vorbei gelaufen.
Mit einem Nicken zeige ich auf die Kärtchen und er versteht.

Der Tisch ist ein riesiger Kreis mit einem Loch in der Mitte, wo ein Hologramm zu sehen ist.
Mehrere Blumen stehen auf dem glänzenden Holz, weswegen ich die anderen Menschen auf der anderen Seite gar nicht richtig erkenne.
Das Mädchen mit den braunen Haaren sitzt etwas schräg gegenüber von mir, doch eine der roten Rosen hängen genau in ihrem Gesicht, weshalb ich den Blick abwende und zu Chan sehe.
»Ist etwas?«, flüstert er mir zu und hebt eine Augenbraue.
Ich bin überrascht, dass er mir überhaupt antwortet.
»Nein, alles gut. Ist nur ein wenig ungewohnt hier.«
Mit einem Nicken und einem Schulterzucken antwortet er mir, bevor die Türen zugehen und ein Mann mit roten Haaren und strahlend blaue Augen als Letztes Platz nimmt.
Da er den höchsten Stuhl hat, gehe ich davon aus, dass das Präsident Blaze ist und neben ihm muss wohl Anntoin, der Spielmacher, sein.
Präsident Blaze steht auf und sieht mit einem breiten Grinsen jeden von uns kurz an, bevor er die Stimme erhebt und die Hände ineinander verschränkt.
»Willkommen im Kapitol, Tribute. Ich bin froh, dass ihr alle hier seid und wir uns endlich richtig kennenlernen.«
Wieder sieht er uns alle an, bevor er bei den beiden Personen neben ihm hängen bleibt.
»Wie wäre es, wenn wir uns alle vorstellen. Name und Distrikt reicht.«
Grinsend klopft er dem Jungen neben sich auf die Schulter, der kurz aufsteht.
»Ich bin Namjoon aus Distrikt 1.«, sagt er einfach nur schroff und sieht starr in die Mitte des Tisches.
Dann setzt er sich wieder und das Mädchen steht mit einem kurzen Blick zu ihm auf.
»Lisa. Distrikt 1.«
Schnell setzt sie sich wieder und schaut auf ihre Hände, bevor ihre Augen wieder vor sich landen.
Der Junge neben ihr steht etwas wacklig auf und stemmt die Hände auf die Tischplatte.
»Mein Name ist Woojin und ich komme aus Distrikt 2.«
Danach ist das Mädchen mit braunen Haaren dran und ich bin etwas begeistert, dass sie sich nicht gerade zurückhaltend zeigt.
»Ich bin Jennie und komme wie mein Partner aus Distrikt 2.«
Selbstbewusst setzt sie sich wieder und ich erkenne, wie sie mir über den Tisch zu zwinkert.
Schnell wende ich den Blick ab.

Das Vorstellen geht die ganze Runde rum, bis schließlich Chan neben mir aufsteht und sich vorstellt.
Als nächstes bin ich und stehe mit zitternden Knien auf; dabei krallen sich meine Finger in die Tischdecke.
»I-Ich bin Kira und komme aus Distrikt 7.«
Mist. Ich wollte doch nicht stottern, sonst kommt es schwach rüber!
Als ich mich wieder setzte, sieht mich Chan von der Seite an, doch meine Augen bleiben gerade aus, damit ich meine Gefühle unter Kontrolle bekomme.
Die Reihe geht weiter, bis sie bei dem buntgefärbten Kopf ankomme, den ich als Anntoin vermute.
»Willkommen Tribute. Mein Name ist Anntoin und ich bin der Spielmacher der folgenden Hunger Spiele. Ich freue mich, dass ich euch jetzt alle kennenlernen durfte und freue mich auf die nächste Zeit.«
Seine Mundwinkel zucken dabei die ganze Zeit unkontrolliert nach oben, was mich ein wenig anwidert, da er reintheoretisch über Menschenleben spricht.

Die nächsten Stunden verbringen alle mit Essen, obwohl ich keinen Bissen herunterbekomme, nehme ich mir eines der Brote und lege es auf meinen Teller.

Gespräche dringen von allen Seiten in mein Ohr und ich kann ebenfalls erkennen, dass sich Tribute aus anderen Distrikten miteinander unterhalten.
Und später müsst ihr ihnen die Kehle durchschneiden...

Meine Gedanken erschrecken mich selbst und ich weite kurz die Augen, bevor plötzlich das Hologramm in der Mitte wieder anspringt und eine männliche Stimme im Raum erscheint.
Alle Gespräche verstummen und die Augen richten sich in die Mitte des Tisches.
»Ich heiße euch Willkommen, Tribute. Ihr wisst, was die Hunger Spiele bedeuten und warum wir diese veranstalten, deswegen werde wir euch ein paar Ausschnitte aus den letzten Spielen zeigen. Viel Spaß.«
Die Stimme verschwindet und Bilder von Jugendlichen in Arenen tauchen auf, dabei klebt Blut an ihren Körpern oder ihnen fehlt ein Arm, weshalb ich den Blick abwende.
Wie kann man nur so gestört sein und so etwas veranstalten?

Die ganze Zeit über sehe ich auf meinen noch vollen Teller, bis dann endlich das Hologramm verschwindet und Präsident Blaze uns mit den Worten »Wir werden uns wiedersehen.« verabschiedet.

Noch nie war ich so schnell aus einem Raum raus und habe dabei gar nicht mehr auf Chan geachtet.
Erschrocken bleibe ich stehen und versuche seinen Kopf in dieser Masse ausfindig zu machen.
»Suchst du deinen Partner?«
Das braunhaarige Mädchen, Jennie, bleibt vor mir stehen und hebt eine Augenbraue.
Als Antwort nicke ich und senke dann den Blick.
Ich kann die Menschen nicht ansehen, die ich dann umbringen muss.

»Ich glaube er ist schon vorgegangen. Wollte wohl schneller sein als du.«
Ihre Worte lassen meinen Blick heben und ich runzle die Stirn.
»Was?«
»Hey, du kannst ja doch reden. Ja, ich habe ihn vorlaufen sehen. Komm, wir gehen zum Fahrstuhl.«

Da alle schon weg sind, gehe wir als letztes zu zweit zu dem Glaskasten, wo Jennie mich im 7. Stock herauslässt.
»Wir sehen uns.«, sagt sie noch, bevor die Türen wieder zu gleiten und ich alleine im Flur stehen bleibe.
Sie ist so nett...

Schon wieder überrennt mich dieses Gefühl von Trauer, weshalb ich den Blick senke und zu der Tür gehe, an der ich knapp klopfe.
Alenia macht mit einem Seufzen die Tür auf.
»Gott, ich dacht schon du bist sonst wo...Ich kann einfach nicht glauben, dass Chan dich alleine gelassen hat. Ich dachte doch, dass ihr als Partner zusammenhaltet.«

Gespielt klimpert sie mit den Wimpern und verschränkt die Finger mit einem Schmollmund, bevor sie einen Schritt zur Seite schreitet und ich ins Wohnzimmer gehe. Chans Tür ist zu.
»Schon okay. Ich wollte auch so schnell es geht da weg.«, murmle ich, doch bin etwas gekränkt.
»Na ja gehe jetzt erstmal schlafen und morgen sehen wir weiter.«

Auf ihren hohen Absätzen klappert sie zu ihrer Tür und sieht mich dann noch mit einem kurzen Lächeln an, bevor die Tür zu geht und ich erneut alleine bin.

Mit hängenden Schultern laufe ich zu meinem Zimmer und betrete den hellen Raum, der mir auf eine Art und Weise Angst macht.
Denk einfach nicht darüber nach.
Schnell gehe ich ins Badezimmer und ziehe mir dann eines der seidigen Hemden an, damit ich wenige Minuten später im Bett liege und diese weichen Kissen in meinem Nacken spüre.
Meine Augen werden immer schwerer und ich schlafe schließlich ein.

×××

Der Schlaf dauert nicht lange, da meine Augen sich einfach öffnen und ich an die Decke starre, die sogar in der Dunkelheit zu hell erscheint.
Mit einem Grummeln erhebe ich mich und schlage die Bettdecke zur Seite.
Ein Glas Wasser oder so wäre nicht schlecht

Verschlafen schleiche ich mich in die Küche, wo ich erst die Gläser suche und mir dann etwas Wasser eingieße.

Auf dem Rückweg fallen meine Augen zur Seite und ich kann eine Gestalt an dem großen Fenster entdecken.
Langsam gehe ich näher und nehme schließlich Chans Körper war.
»Chan?«
Langsam dreht er den Kopf und sieht mich kurz an, bevor er den Blick wieder abwendet und raus sieht. Zögernd setze ich mich neben ihn und stelle das Glas an die Seite.
Danach wandern meine Augen ebenfalls raus und ich beobachte die vielen Lichter.
Das Schweigen hält eine Zeit an, bis Chan es schlussendlich bricht.
»Ich wollte dich nicht alleine lassen.«
Seine Stimme ist so leise, dass ich erst entschlüsseln muss, was er gesagt hat.
»Schon okay. Ich habe den Weg ja hierhergefunden.«, murmle ich mit einem kurzen Lachen und sehe auf meine Füße.
»Wir sollten zusammenhalten und das bedeutet, ich lasse dich nicht alleine.«
Langsam wandern meine Augen zu seinem Gesicht, da er plötzlich so verletzlich wirkt.
»Chan«
»Nein, Kira. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Alle sagen, dass wir zusammenhalten müssen, weil wir Partner sind, aber dann in der Arena sehe ich dich sterben oder oder ich bin sogar derjenige, der dich umbringen wird Gott ich weiß es nicht.«
Verzweifelt lässt er den Kopf in den Schoß senken, während sich in meinen Augen Tränen bilden.

Er hat sowas von Recht...

»Chan. Einer von uns oder wir beide werden sterben und wir können nichts dagegen tun, doch was wir tun können, ist trainieren, damit wir den Anderen beschützen können und er als Sieger diese scheiß Arena verlässt. Du hast Recht, wir werden uns vielleicht sterben sehen, aber so sind diese schrecklichen Spiele nun Mal. Hauptsache wir vertrauen einander, dass ist das Wichtigste bei der ganzen Sache.«
Seine Augen sind wieder zu mir gewandert und ich bin selbst überrascht, dass solche Worte aus meinem Mund kommen, doch Chan braucht es jetzt.
»Vertrauen«, zischt er und ich nicke kurz.
»Ich vertraue dir, Chan.«, flüstere ich in die Dunkelheit, doch für ihn bin ich gerade der helle Punkt, der Hoffnung ausstrahlt.

⁰¹ 𝐡𝐮𝐧𝐠𝐞𝐫 𝐠𝐚𝐦𝐞𝐬 ━ kpopWhere stories live. Discover now