1 | ~Der 1. Tag~

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TEACH ME

Der 1. Tag also. Wow... ich kann es immer noch nicht glauben. Ich weiß, dass das die Möglichkeit für mich ist. Oxford! Davon träume ich schon so lange. Und die Privatschule vor der ich gerade stehe, ermöglicht mir das. Die Sommerferien sind vorbei, wahrscheinlich die letzten die ich je gehabt hab. Es wäre eine lüge, wenn ich sagen würde das ich mich auf die Schule freue. Ich hatte schon immer Probleme meinen Anschluss zu finden. Ich habe für diese Chance meine Freunde und Familie verlassen. Die Schule liegt in der Stadt und meine Freunde und Familie wohnen in einem kleinen Dorf, fast 300 km weit weg. Meine Familie musste viel Geld sparen, um mir dies zu ermöglichen. Da ich nicht jeden Tag 300 km fahren kann, musste ich schweren Herzens hier hinziehen.
Was tut man nicht alles, um sich seine Träume zu erfüllen... Jetzt wohne ich in einer kleinen Wohnung am Rande der Stadt. Zum Glück habe ich schon lange für ein Auto gespart so muss ich nicht jeden Tag den Bus nehmen. Mein kleiner Opel Corsa ist jetzt vielleicht kein Sportwagen wie die ganzen andern hier an der Schule fahren, aber er erfüllt seinen Zweck.
Langsam aber sicher schreite ich zum Eingang.
Die Schule erinnert mich irgendwie an Harry Potter vom aussehen. Sie hat ein großen Turm und ein riesigen Innenhof. Wahrscheinlich ist sie schon sehr alt. Jeder der hier zur Schule geht, hat es zu irgendwas gebracht und die Chancen in Oxford angenommen zu werden, mit einem Abschluss an so einer Schule, ist sehr groß. Jedenfalls größer als an meiner alten Schule. Von überall strömen Schüler an. Sie lachen ausgelassen und unterhalten sich mit ihren Freuden. Wie an fast jeder Schule stechen diese Grüppchen raus: die coolen, die hübschen, die Anführer usw. wie man es eben schon gewohnt ist. Ich habe nie zu einer dieser Gruppen gehört. Mein Ziel war es immer unentdeckt zu bleiben, hat bis jetzt auch immer super gut geklappt.
Was mich am meisten gewundert hat ist, das diese schule keine Kleider Ordnung hat. Ich kann in den Klamotten kommen, die ich anziehen will. Heute: ein weißes T-Shirt mit einer Blauen Levis Jeans und schwarzen Converse Schuhen. Meine braunen Haare fallen in leichten locken über meine Schulter. Über meine Schulter hängt eine braune Ledertasche. Früher hat die meinem Vater gehört. Er hat sie mir gegeben, dass ich was trage, was mich an ihn erinnert. Tatsächlich tut sie das, denn ich habe ihn früher nie ohne diese Tasche gesehen.
Als ich das Klassenzimmer zur 12a betrete, redet so gut wie jeder mit jedem. Es ist laut und keiner schenkt mir seine Beachtung. Gut so! In der 3. Reihe ist noch eine Bank frei. Sonst ist alles besetzt. Ich setze mich hin, breite mein Schulzeug vor mir aus (in der ersten Stunde haben wir Mathematik) und warte.
Still und leise beobachte ich die Leute um mich herum. Keine Frage, jeder hier hat Geld. Alle haben schicke und teure Sachen. Ich fühle mich so fehl am Platz... Reiß dich zusammen Sophie! Denk an Oxford! Oxford. Oxford. Oxford. Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch.
Irgendjemand berührt mich an meiner Schulter, ich drehe mich langsam um. Mich strahlt ein Mädchen an. „Hi. Ich bin Marie, du bist bestimmt die neue. Freut mich dich kennenzulernen", sagt sie mit einem ansteckenden lächeln im Gesicht und streckt mir die Hand entgegen. Ich schüttel ihr die Hand und lächle zurück. „Hi. Sophie und ja ich bin die neue."
Die restliche Zeit bevor der Unterricht beginnt, unterhalte ich mich angeregt mit Marie. Sie ist schon seit der 8. Klasse an dieser Schule und vor 2 Wochen ist sie erst 18 geworden. Ihre Eltern Wohnen mit ihr und ihrem Bruder in der Stadt. Logan, ihr Bruder, geht in die 12b. Alles in allen ist sie ein aufgeweckter Mensch, richtig nett und ich denke wir werden uns richtig gut verstehen. Mit ihren Pastell roten Haaren und ihren starken locken, sticht sie sehr aus der Klasse hervor. Die Haare passen wirklich gut zu ihren dunklen Augen. Momentan ist sie zwar unglaublich nett, aber ich denke, sie kann auch mal den Teufel raushängen lassen.
Ich mag sie!
Wir kichern viel, doch auf einmal wird es ganz still in der Klasse. Alle Mädchen drehen sich der Tafel zu und es ertönt ein lautes Seufzen durch die Klasse. Verwirrt über die Reaktion der ganzen Klasse, drehe ich mich langsam um. Mein Mund wird Staub trocken. DAS ist unser Lehrer? Er ist wunderschön. Wow hab ich das gerade wirklich gedacht? Aber mal ehrlich... Er ist wunderschön! Seine dunklen kurzen haare, sind nach hinten gelegt. Er trägt ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte, das sauber in seine schwarze Hose fließt. Um seine schulter hängt eine schwarze Ledertasche. Sein Gesicht ist ein Traum. Seine hohen Wangenkochen runden das perfekte Konzept ab. Kleine Bartstoppeln fließen über seine Wangen. Seine Lippen! Sie erinnern mich an eine verbotene Frucht, in die man sofort reinbeißen will. Rosarote wunderschöne volle Lippen. Shit! Reiß dich zusammen! „Guten Morgen. Für alle neuen in der Klasse, mein Name ist Mr. Beaufort. Ich werde Mathematik, Deutsch und Sport Unterrichten." Seine Stimme ist die reinste Versuchung, man hört Autorität und macht heraus. Er setzt sich auf seinen Pult und geht die Anwesenheit liste durch.
Als ich mich in der Klasse umsehe, schmachtet jedes Mädchen ihn an. Jedes! Sogar Marie. „Sophie Miller" Ich drehe mich um und seine Augen warten eine Reaktion in der Klasse ab. Ich hebe langsam die Hand „Anwesend", sage ich heißer und räuspere mich.
Konzentriere dich!
Seine Braunen, fast schwarzen Augen finden meine Blauen. Ich fühle mich nackt unter seinem Blick. Schnell gucke ich weg. Verdammt, das wird die Sache nicht leichter machen.
Ich spüre seinen Blick weiter auf mir ruhen. Sein Blick brennt wie Feuer auf meiner Haut. Doch dann geht er die Liste weiter durch.

Der Unterricht zieht sich ewig. Er erklärt uns was wir alles in dem letzten Schuljahr vorhaben. Wenn er an die Tafel schreibt starre ich auf seinen Muskulösen rücken. Unter seinem Hemd spannt alles, es sieht aus, als könnte es bald reißen, doch das tut es nicht.
Seine Stimme ist hypnotisierend.
Dann endlich!
Das erlösende Klingeln zur Pause. Er packt sein Zeug in seine Tasche und will gehen, doch bevor er geht, blickt er mich noch ein mal an. Sein Blick ist durchdringend, er schüttelt den Kopf und verschwindet.
Stimmt etwas mit mir nicht?
Hab ich was im Gesicht oder hab ich mir das gerade nur eingebildet?

Als er Tag endlich vorbei ist, schließe ich die Tür zu meiner Wohnung auf und lasse den Tag noch ein mal in meinem Kopf ablaufen. Marie und ich haben uns gut angefreundet.
Sie ist unglaublich. Ich habe so viel über die Schule erfahren. Sie hat mir auch einiges über Mr. Beaufort erzählt. Das ist sein 2. Jahr an der Schule. Anscheinend steht jedes Mädchen auf der Schule heimlich auf ihn, sogar die ein oder andere Lehrerin soll ihm hinterher schmachten. Wow, dass stell ich mir anstrengend vor, dass so viele Leute ihn sabbernd hinterher schmachten.
Mein Herz machte einen Satz, als ich seinen ganzen Namen gehört hab.
James Edward Beaufort. James. Oh Mann...
Trotzdem hat Marie gesagt, dass er ziemlich streng sein soll. Das kann ich mir auch ziemlich gut vorstellen, seine Stimme trieft förmlich nach Autorität.
Trotzdem habe ich mir fest vorgenommen, meine Gefühle ganz tief in eine Kiste zu verstecken und sie nie wieder anzurühren.
Leichter gesagt als getan.
Leider konnte ich Maries Bruder noch nicht kennenlernen. Ich hoffe, er ist so wie seine Schwester, dann würde ich mich prima mit ihm versteh.

TEACH MEWhere stories live. Discover now