23 | ~Geständnis~

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„Maaam? Alles okay?", rief ich in den Hörer, den ich mir gegen das Ohr presste.
Ich machte ein paar schritte in den Raum hinein und blieb dann stehen.
„Ja Liebes, alles gut.", erleichtert entließ ich meine angehaltene Luft.
„Was gibt's denn?"
„Morgen veranstalten wir eine Gartenparty für deine Cousine.", sofort verzog ich das Gesicht. Laura...
Ich hatte schon immer das Gefühl, dass sie mich verabscheut.
Jedes mal.
Wirklich jedes mal erzählt sie mir wie toll ihr leben ist. Wie klasse ihr neuer Job ist. Wie heiß und erfolgreich ihre neuen Freunde sind. Und jedes mal muss ich mir anhören, dass ich doch mal anfangen sollte nach einen neuen Typen zu schauen, der nicht so ein Loser ist wie mein Ex.
Bei den Gedanken an meinen Ex zog sich in mir alles zusammen und eine unangenehme Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper.
Doch das schlimmste ist, wenn sie mir unterbewusst klar macht, dass ich es zu nichts bringen werde und alleine sterben werde. Es ist halt Laura.
„Ist sie wohl zuhause?", frage ich meine Mam neutral.
„Ja sie kam heute Nachmittag als Überraschung vorbei. Deine Tante hat sich unglaublich gefreut. Wir natürlich auch. Also haben wir spontan alle eingeladen, dass sie Laura begrüßen." Wenn ich mal nachhause komme laden meine Eltern nicht das halbe Dorf ein, aber ok.
„Ich weiß nicht Mam...", murmelte ich vor mich hin. „Sophie! Keine Widerrede. Wir haben dich schon so lange nicht mehr gesehen und das hält so eine alte Frau wie ich nicht lange aus.",ich musste Kichern. „Maaam! Du bist nicht alt. Na schön. Ich fahre mit dem Zug, ist bequemer. Könnte mich Dad abholen?", frage ich sie. „Selbstverständlich Liebes. Willst du vielleicht jemanden mitnehmen?", sofort schaue ich hoch in James Augen.
Mir ist garnicht aufgefallen das er jetzt vor mir steht.
„Alles ok?", fragt er mich und wie aufs Stichwort ruft meine Mam: „Bist du nicht alleine? Wer ist da bei dir? Dein Freund? Willst du ihn mit nehmen? Du hast mir gar nichts von einem neuen Mann in deinem Leben erzählt.", Oh Gott, typisch Mutter.
Ich hielt meine Hand ans Mikro. „Also... Meine Mam veranstaltet eine Gartenparty Morgen und ich... äh... soll dich... frage ob du vielleicht kommen willst?", nervös trete ich von einem Fuß auf den anderen.
James beobachtet mich belustigt. „Ich denke schon.", sagt er.
Oh mein Gott.
Meine Familie würde James kennenlernen. Alleine der Gedanke machte mich ganz hibbelig.
„Liebes? Hallo? Bist du noch da?", meine Mutter hatte ich komplett vergessen.
„Äh... Ja! Also er würde kommen."
„Das ist aber toll! Da freuen sich bestimmt auch die andern. Ich freu mich dich morgen zu sehen Liebes.", ich lächle vor mich hin.
„Okay, hab dich lieb, bis morgen", dann lege ich auf.
Ich hatte zu meiner Mam als auch zu meinem Dad ein ziemlich gute Verhältnis. Seit dem Unfall vor über einem Jahr, sind sie zwar immer sehr besorgt, besonders was meine Freunde angeht, doch hat uns dieses Schicksal auch noch mehr zusammen geschweißt und dafür bin ich dankbar.
„Wo ist das denn morgen und wann?", fragte mich James.
„Ich könnte dir ja die Adresse schicken. Wenn du mir deine Nummer gibst?!"
„Das könnte ich wohl tun.", er kam auf mich zu, schlang seine Arme um mich und grinste mich an. „Aber was bekomme ich denn dafür?" Ich kicherte, schaute mich im Raum umher und schaute dann wider in seine braunen Augen.
„Hm... Was willst du denn?", fragt ich ihn und grinste in an.
„Eine Nacht mir dir, ohne das ich mich frühs rausschleiche." Kurz stockte ich und riss meine Augen auf. „Oh Gott nein. Ich meinte nicht...", er atmet einmal tief ein. „Glaub mir Sophie, wenn ich dich Ficken will, weißt du es. Ich wollte eigentlich nur schlafen, aber wenn du schon so fragst.", ich schlug ihm lachend gegen die Schulte. „Au", sagte er gespielt, lachte und rieb sich die -angeblich- schmerzende stelle.
„Ich schlafe gerne bei dir.", sage ich, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich wirklich nur schlafen meinte.
„Okaaay, also... ich bestelle uns jetzt eine Pizza und wir machen es uns auf der Couch bequem?", sofort nickte ich begeistert.
„Und vielleicht eine Flasche Rotwein?", fragt ich ihn ein wenig verunsichert.
Was wenn er kein Rotwein mag? „Selbstverständlich", antwortet er mir.

Eine Dreiviertel Stunde später saßen wir nebeneinander im Schneidersitz auf der Couch, aßen Pizza, tranken Wein und schauten Navy CIS.
Mein Kopf kuschelte sich auf seine Schulter und ich genoss diesen Moment.
Er war irgendwie... perfekt.

Anscheinend muss ich irgendwann eingeschlafen sein, denn ich wache in James armen auf, wie er mich die Treppen hochträgt.
„Hey Schlafmütze, ich bring dich ins Bett.", sagt er mir und lächelt mich an. Verschlafen lächle ich zurück und Kuschel mich an seine Brust. Er macht die Tür zu einem großen Schlafzimmer auf. In der Mitte an der Wand steht ein großes graues Kingsize Bett.
Es sieht gemütlich und einladend aus. Neben dem Bett steht eine große Lampe, die ein warmes Licht ausstrahlt.
Hinter dem Bett ist eine schöne Holzwand, die mit kleinen Bildern von Städten geschmückt ist. Auf dem Boden liegen überall Bücher rum und in der ecke neben der riesigen Fensterfront befindet sich eine schöne grüne Pflanze. Der stamm ist geflochten und lässt den Raum viel Heimlicher wirken. Die Lichter von London scheinen wie kleine Sterne durch die Scheibe. James setzt mich aufs Bett ab.
„Willst du ein T-Shirt von mir zum schlafen?", fragt er mich. Ich nicke und schaue auf die vielen Bücher.
Unteranderem Werke von Stephen King, Thomas Hardy, Ernest Hemingway, Mark Twain, Jane Austen, ja sogar von Shakespeare, liegen verstreut auf den Boden.
Ich bin wirklich Fasziniert wie viele und wunderschöne Werke, hier verstreut rumliegen.
Hat er die alle gelesen?
James verschwindet in ein angrenzendes Zimmer und kommt mit einem weißen T-Shirt wieder. Dankend nehme ich es an mich.
„Ich gehe nochmal schnell ins Bad.", sage ich ein bisschen schüchtern und mache mich auf den weg dorthin.
Schnell ziehe ich mir das T-Shirt über und lege meine restlichen Sachen sorgfältig auf eine Kommode.
Plötzlich klopft es an der Tür. „Äh... kann ich kurz rein kommen?", fragt er mich.
Ich nicke, bis mir klar wird, dass er das ja garnicht sieht.
„Ja"
Er öffnet die Tür und stockt als er mich sieht. Sein Blick gleitet über meinen Körper und er schluckt hart.
„Ich... also...", er brach ab und ging auf das Wachbecken zu. Er öffnet eine Schubfach Tür und holt eine verpackte Zahnbürste raus.
„Hier", er reicht sie mir und verschwindet wieder. Kurz schaue ich ihm verwirrt hinterher und putze dann meine zähne.
Als ich wieder ins Schlafzimmer gehe, ist kein James zu sehen. Etwas in mir wollte ihn suchen, aber die Müdigkeit packte mich mit so einer gewaltigen kraft, dass ich einfach nur noch ins Bett will. Liese schreite ich auf das Bett zu und schlage die Kuschelige Decke zurück. Gerade als ich mich hinein kuscheln wollte, hielt ich in der Bewegung inne.
Ein Oberkörperfreier James stand im Türrahmen.
Nur eine Jogginghose, die gefährlich weit unten hing, bedeckte das nötigste.
Schnell huschte ich unter die Decke und Bettete mein Kopf aufs Kissen und verfolgte jeden Schritt den James tat. Er machte die Stehlampe aus und legte sich dann zu mir. Er schlang sein Arm um mich und zog mich noch näher an sich ran. Ich legte jetzt mein Kopf auf seine Brust und meinen Arm schlang ich ebenfalls um ihn.
Seine beruhigende Atmung und seine wärme lullen mich sofort ein.
„Hast du all diese Bücher gelesen?", nuschelte ich.
„Die meisten, ja, aber viele will ich noch lesen.", als er spricht vibriert seine Brust leicht, was sich ungemein gut anfühlt.
Ich wünschte dieser Moment würde nie zu Ende gehen.
„Ich glaube ich liebe dich.", und mit diesen Worten schlief ich ein.

TEACH MEWhere stories live. Discover now