35 | ~Zukunftsvorstellung~

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James Sicht:
„James?", fragt er mich verwirrt. Ich drehe mich zu ihm um und lege Sophie ein Arm um den Rücken.
„Ich kläre das.", flüster ich gegen ihre Schläfe und platziere dort einen kleinen Kuss.
Mit schnellen Schritten gehe ich auf ihn zu. „Könnten wir das in ihrem Büro besprechen?", frag ich ihn.
Meine Stimme erinnert mich gerade zu sehr an meinen Vater. Er nickt leicht eingeschüchtert und ich folge ihm.
In seinem Büro setze ich mich vor ihm hin.
„Sie sind also der Vater?", fragt er mich.
Fängt ja fantastisch an.
„Ja.", sage ich schlicht.
„Was haben sie sich dabei gedacht? Einfach mit einer Schülerin zu schlafen. Das wird folgen haben. Für sie, sowie für Mrs. Miller.", sagt er mir streng. Ich beuge mich nach vorne und falte meine Hand auf dem Tisch zusammen.
Hoffentlich zahlen sich die Tage mit meinem Vater aus.
„Mr. Jones. Das Kind, auch wenn es sie nichts angeht, wurde gezeugt, als ich kein Lehrer mehr war. Wie sie wahrscheinlich schon mitbekommen haben, habe ich den Platz meines Vaters eingenommen. Somit ist das Kind der rechtmäßige Nachfolger meines Titels. Natürlich wissen sie, was meine Familie für einen entscheidenden Einfluss auf dieses Land hat. Wahrscheinlich wird es einige Eltern sehr interessieren, wo ihre Gelder hin fließen. Schönes Haus haben sie sich da erbaut. Ich wusste gar nicht das man als Direktor so viel Geld verdient? Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.", er schluckt hart und sieht mich mit großen Augen an.
„Mr. Beaufort, sie haben keinerlei beweise für ihr Anschuldigungen."
„Lord."
„Wie bitte?", fragt er mich verwirrt.
„Es heißt Lord Beaufort und Beweise brauche ich nicht.
Ich kenne die meisten einflussreichsten Eltern an dieser Schule, mir wird jeder glauben. Es gibt eine neue schöne Schule am anderen Ende von London. Wenn ich diese Empfehle, fehlen ihn bald die Gelder ihr protziges Leben weiter zu finanzieren. Wollen sie das?", ich lehne mich siegessicher zurück und verschränke meine Arme vor der Brust.
„N-Nein.", stottert er.
„Das war sicher nur ein Missverständnis. Sie sind kein Lehrer mehr und Mrs. Miller ist volljährig. Es wird keinerlei Probleme geben.", beteuert er mir. „Und Sophie wird nicht anders behandelt als davor, ist das klar? Wenn ich von ihr auch nur ein schlechtes Wort über diese Schule höre, wünschten sie sich, mich nie kennengelernt zu haben.", ich stehe auf und schließe mein Sakko.
„Sind wir uns einig?", ich reiche ihm meine Hand. „Selbstverständlich, Lord Beaufort.", sagt er, schüttelt meine und beugt sich sogar leicht nach vorne.
Mit einem breiten Grinsen verlasse ich sein Büro und sehe sofort Sophie, wie sie auf der Bank sitzt und ihre kleine Kugel streichelt.
Erst jetzt scheine ich richtig zu realisieren... Ich werde Vater!
In Gedanken sieht sie auf die Wand und scheint mich gar nicht zu bemerken.
Sie ist wunderschön.
Ihr enger, gestreifter Pullover spannt sich um ihren Bauch und ihre blaue Jeans schmiegt sich an ihre langen Beine.
Die braunen Haare hat sie zu einem Zopf gebunden.
Einige Strähnen haben sich schon daraus gelöst und fallen jetzt in leichten locken nach unten.
Herr Gott, wie habe ich es auch nur eine Woche ohne sie aushalten können.
„Baby", sage ich zu ihr und sie schreckt aus ihrer Starre.
Voller Sorge schaut sie mich an. „Alles geklärt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.", ich reiche ihr meine Hand und helfe ihr auf.
„Lass uns nach Hause gehen.", sag ich ihr und es hört sich Traumhaft an.
Sie lächelt mich an und umfasst meine Hand fester.

Draußen treffen wir auf Try.
„Hi, ich bin Try, der beste Freund von deinem Lover. Ich habe schon viel von dir gehört.", stellt er sich grinsend vor. Sie reicht ihm die Hand und schüttelt sie. „Sophie. Freut mich.", sagt sie grinsend. „Soll ich euch beide mitnehmen?", fragt er uns.
„Marie hat mich heute Morgen gefahren, also ist mein Auto nicht hier.", erklärt sie mir.
„Danke man.", sage ich und zusammen laufen wir zum Auto. Heute ist Freitag und es wäre eine gute Gelegenheit ihr mein zu Hause zu zeigen.

Wir beide sitzen auf der Rückbank des Wagens und Sophie liegt in meinen Armen. Sie ist schon vor einer Weile eingeschlafen.
„Hast du es gewusst?", fragt mich Try. „Was?".
„Das sie Schwanger ist.", er schaut in den Rückspiegel zu mir.
„Nein. Hab ich nicht.", sachte lege ich meine Hand auf ihren Bauch. Es ist ein schönes Gefühl.
„Was willst du jetzt machen?"
„Ich weiß es nicht. Doch das, was ich weiß ist, dass ich sie nie wieder gehen lasse.", ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht und mustere sie.
Hätte ich es nur eher gewusst.
Ich hätte für sie da sein können. „Es wird kein Problem darstellen, mich um die beiden zu kümmern."
„Das stelle ich auch gar nicht infrage, aber bist du dafür schon bereit? Vater zu werden?"
Bin ich das?
Doch ich bin nicht derjenige um den ich mir Sorgen mache.
Sophie ist erst 19. Das hab ich mir nicht für uns gewünscht.
Noch nicht.
Doch wie sagt man so schön:
Es kommt anders, als man denkt. „Nein. Wahrscheinlich nicht, aber für sie bin ich es. Ich muss jetzt für sie da sein und sie hat sich dafür entscheiden das Kind zu behalten, diese Entscheidung werde ich nicht infrage stellen. Wir werden das schon schaffen.", sage ich.
„Ich bin stolz auf dich.", sagt mir Try plötzlich.
Verwirrt sehe ich ihn an.
„Du übernimmst Verantwortung. Das hast du in den letzten Jahren ziemlich schleifen lassen."
Da hat er wohl recht.
Doch das ist jetzt vorbei.
„Aber Alter, mal ehrlich, wie konnte dir das überhaupt passieren?", fragt mich Try und schaut mich neugierig an.
Ich verdrehe die Augen.
„Keine Ahnung. Ich hatte gerade kein anderen parat und habe deswegen das Kondom aus meinem Portmonee genommen.", ich zucke mit den Schultern.
„Das, was du schon seit Jahren hast? Dein Notfall Gummi?", jetzt fängt er an zu lachen.
„Durch die Reibung in deinem Portmonee ist es bestimmt kaputt gegangen."
„Hm. Wahrscheinlich. Jetzt kann ich es eh nicht mehr ändern.", sage ich und schaue aus dem Fenster.
„Alter...", fängt er lachend an.
„Ich glaube es einfach nicht, dass du dieses alte Ding noch hattest. Und das du sie auch noch beim ersten Mal schwängerst.", lacht er. „Haha, sehr witzig, Try.", doch jetzt muss ich auch lachen.
Ich habe ihm schon vor einer Weile erzählt, dass ich mit ihr geschlafen hab, und das es anders war als all die Male mit den anderen Frauen.
Aber im guten Sinne.
Er sagte, es liegt daran, dass ich sie liebe. Jetzt, wo ich darüber nach denke, hat er recht.
Ich bereue es nicht.
Auch wenn ich gewusst hätte, das daraus ein Kind entsteht, hätte ich nichts geändert.
Das einzige, was ich bereue, ist, dass ich danach gegangen bin. „Wir sind da.", sagt er mir und ich sehe schon die große Auffahrt zu meinem Haus. Es ist alt und schon seit Jahrhunderten in unserem Besitz.

TEACH MEWhere stories live. Discover now