33 | ~Die letzte Ehre~

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Song Empfehlung:
Time von Hans Zimmer
*

James Sicht 3 Monate später:

Die letzten Monate waren anstrengend.
Ich habe mich in der Arbeit vergraben, um meine Sehnsucht nach ihr zu betäuben.
Es ist schlimm.
Ich hatte gedacht oder eher gehofft, dass es nach einiger Zeit leichter wird, doch im Gegenteil. Es quält mich sie nicht zu sehen. Kein einziges Mal hab ich mich bei ihr gemeldet als sie mich unzählige Male angerufen hat, doch vor 3 Monaten hatte es aufgehört.
Sie hat es nur noch ein einziges Mal vor 2 Wochen versucht.
Ich war leicht verwundert, warum sie anrief und der Wunsch ihre Stimme zu hören, war so überwältigend, dass ich ran ging. Das einzige, was sie sagte, war mein Namen.
Sie klang irgendwie anders.
Reifer und erschöpfter als früher. Doch ich konnte nicht und hab danach gleich wieder aufgelegt. Seitdem nehme ich jeden Tag mein Handy in die Hand und bin versucht sie noch einmal anzurufen.
Aber was sollte das bringen? Wahrscheinlich hasst sie mich.
Sie hätte jedes recht dazu.
Aber warum hat sie mich dann angerufen?
War es vielleicht wichtig?
Geht es ihr nicht gut?

Gerade sitze ich am Bett meines Vaters. Die letzten Monate hat er mir alles mögliche beigebracht.
Es ist nur noch eine frage der Zeit, bis er stirbt. Ich wünschte, Sophie wäre hier, hier bei mir.
Mein Körper sehnt sich nach ihr und ihrer Liebe.
Warum habe ich sie nur so leichtfertig aufgegeben?
Schon seit 3 Tagen schläft mein Vater durch und wahrscheinlich wird er auch nicht mehr aufwachen.
Es war sein Wunsch, zu Hause zu sterben. Er bekommt starke Schmerzmittel.
Try war in letzter Zeit öfters da, doch er steckt jetzt in den Hochzeitsvorbereitungen, denn Alexa hat seinen Antrag angenommen.
Natürlich hat sie das.
Ich lächel schwach. Und wieder muss ich an sie denken.
Wie gerne hätte ich das auch für uns gewünscht.
Ob sie schon jemand neues hat? Ob sie über mich hinweg ist?
Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie in Oxford angenommen wurde. Zwar habe ich mich sehr für sie gefreut, doch es hat mir auch wieder vor Augen geführt, dass ich uns zerstört habe.
Selbst wenn mein Dad nach seinem Tod nichts mehr machen kann, wird sie mich nicht mehr wollen. In weniger als 2 Monaten macht sie ihren Abschluss und wird in Oxford Studieren. Eine kleine einzelne Träne rollt meiner Wange hinab.
Unter anderem aus Stolz, weil ich es auf sie bin und auch aus Trauer.
Sie zu verlieren und jetzt auch noch meinen Dad, ist hart.
Härter als ich ahnte.
„James...", krächzt eine Stimme neben ihr. „Dad", flüster ich und nehme seine Hand in meine.
„Es tut mir leid, James.", sagt er. „Was tut dir leid?"
„Ich hätte dich nicht dazu zwingen sollen, sie zu verlassen. Kaum zu glauben, ich hätte nie gedacht das du dich mal so verlieben könntest.", ich schlucke hart.
„Die Fehler, die ich all die Jahre begangen hab, tun mir leid. Der Verlust deiner Mutter hat mir schwer zugesetzt. Als sie bei deiner Geburt gestorben ist, gab ich dir die Schuld. Doch du konntest nichts dafür. Du am wenigsten von allen.
James. Mein Junge.
Ich bin so stolz auf dich."
Kleine Tränen verlassen meine Augen. „Beginne nicht dieselben Fehler wie ich und beschütze das, was dir am wichtigsten im Leben ist.", schwach hebt er seinen Arm und streicht mir ein Träne aus dem Gesicht.
„Dad... Ich verzeihe dir.", sage ich und meine es auch so.
Ich spüre wie seine Kraft nachlässt und jegliches Leben aus ihm weicht.
Der Arzt, der die ganze Zeit mit im Raum stand, legt mir nach einer Weile die Hand auf die Schulter.
„Mein Lord. Es wird Zeit."
Stumm nicke ich und verlasse den Raum. Draußen warten alle Angestellten und neigen mir zu Ehren die Köpfe.
Ich gehe auf Dorothea zu und schließe sie in meine Arme.
Still weinen wir.

In den nächsten Tag wird alles vorbereitet, um meinem Vater die letzte ehre zu erweisen.
Im schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte stehe ich vorm Spiegel.
„Hey Man, bist du so weit?", fragt mich Try der im Türrahmen steht. Schwach nicke ich.
Kann man für sowas bereit sein? Ich schreite die Treppen runter und zusammen mit weiteren fünf Männern tragen wir den Sarg zu uns auf den Friedhof.
Es schüttet aus allen Eimern und meine Haare hängen mir nass ins Gesicht, doch mir ist das egal.
Es passt du der Stimmung.
Viele Menschen stehen um das Grab herum, unter anderen auch Bella und ihre Eltern. Langsam lassen wir den Sag nach unten gleiten. Ich nehme mir eine Hand voller Rosen Blätter in die Hand und lasse sie hinab auf sein Grab fliegen. Der Pastor sagt noch ein Paar letzte Sätze, ehe der Sag auf den Grund des Bodens gelassen wird.

Eine Zeit später sind wir alle in meinem riesigen Haus.
Viele Leute teilen mir ihr Mitleid kund. Erzählen mir was für ein toller Mensch er war und das sie ihn alle vermissen werden.
Ich bedanke mich mechanisch und lasse alles über mich ergehen. Bella kommt auf mich zu und zieht mich in eine enge Umarmung.
Einige von den Leuten beäugen uns interessiert.
So gut wie jeder geht davon aus, dass ich sie Heiraten werde.
„Das alles tut mir so leid.", diese Wörter sind in letzter Zeit einfach zu oft in meinem Leben gesagt worden. Sie erzählt mir irgendetwas doch ich höre kaum noch hin, denn an alles, was ich denken muss, ist Sophie.
Wie es ihr geht.
Gerade müsste sie Schule haben. Die Prüfungen beginnen bald.
Ob sie vorbereitet ist?
Ach was denk ich denn da, natürlich ist sie das.
„Du solltest jetzt auf dein Herz hören und das tun, was das beste für dich ist.", sagt sie und verdammt, sie hat recht. Sofort muss ich an meinen Dad denken: Beginne nicht die selben Fehler wie ich.
„Ich denke wir sollten jetzt das tun, was alle von uns erwarten und Heir-...", ich unterbreche sie und gebe ihr ein Kuss auf die Wange.
„Verdammt! Du hast sowas von recht.", sag ich vielleicht ein ticken zu laut.
Jetzt starren uns alle an.
„Hab ich das?", fragt sie mich hoffnungsvoll.
„Ja! Ich muss gehen.", gerade will ich aus der Tür als mich Try aufhält.
„Wo willst du jetzt hin?", fragt er mich verwundert.
„Ich muss das wieder in Ordnung bringen. Ich muss zu ihr. Bitte. Ich habe schon viel zu lange gewartet.", Try grinst mich an und gibt mir die Autoschlüssel seines Aston Martin.
„Du fährst, aber ich komme mit!", und schon sind wir auf dem Weg zum Auto.
„James!", ruft mir Bella hinterher. „Tut mir leid", rufe ich. „Nein warte. Tut es nicht.", ab heute werde ich versuchen mich nicht bei jeder scheiße zu entschuldigen, außer natürlich bei Sophie.
Ich steige ein und sobald Try sitzt, rasen wir los.
Von hier sind es zwei Stunden bis zur Schule.
Das schaffe ich in einer.
Ich will gar nicht wissen wie oft ich jetzt geblitzt wurde, doch mir ist das egal.
Das einzige was zählt, ist sie.

TEACH MEWhere stories live. Discover now