3 | ~Panikattacke~

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Der Geruch von Kaffee liegt in der Luft. Kurz bevor ich zur Schule gefahren bin, hab ich mir noch schnell ein besorgt.
Ich habe schon den gesamten Sonntag mit dem Gedanken gespielt, nicht zur Schule zu gehen, aber das wäre albern.
Er hat mich geküsst!
Ich habe zwar den Kuss erweitert, aber das heißt nicht, das ich mich jetzt schlecht fühlen sollte.
Tue ich aber, leider.
Die Musik läuft aus der Anlage -Beast Of Burden von den Rolling Stones-.
Immer wieder schweifen meine Gedanken zu dem Samstag.
Hör auf damit Sophie!
Ich steige aus und in meinen Kopf läuft die Musik weiter.
Alte Musik höre ich mir unglaublich gerne an.
Mit dem ganzen neuen zeug, kann ich einfach nichts anfangen.
An meinen Kaffee schlürfend bewege ich mich in Richtung Eingang. Das Wetter ist trüb und es sieht aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Typisch England!
Auf einmal legt sich ein Arm um meine Schultern. Logan.
„Hi.", sag ich und lächel ihn an. „Guten Morgen, Soph" er strahlt zurück. Seit wir uns kennen, nennt er mich jetzt immer Soph. Mich stört es zwar nicht, ist aber trotzdem ungewohnt.
In letzter Zeit sucht er immer mehr meine Nähe, so wie jetzt, dass er einfach den Arm um mich legt. Ich mein, ich habe nichts dagegen, aber er soll sich nichts darauf einbilden.
Ich mag Logan. Ja, sogar sehr, aber nicht auf die Art und Weise. Wir wissen beide auf wen du wirklich stehst.
Ich schüttle den Kopf über meine Gedanken.
„Was hast du jetzt?", fragt er.
„Ich denke Deutsch und du?", wieder eine Stunde bei
Mr. Beaufort. Na toll.
„Hey Leute"
Marie ist zu uns gestoßen, ich drücke sie fest und sie erzählt mir alles über ihr Wochenende.
Ich tue es ihr gleich, aber ich lasse das wirklich interessante raus.
Wie zum Beispiel sich seine Lippen anfühlen.
Wir Lachen und verabschieden uns von Logan. Er drückt mich nochmal zum Abschied, fest und mit Gefühl.
Ich spüre die Blicke von jemanden auf uns ruhen. Natürlich ist es James, als ich aufsehe.
Er starrt mich und Logan an.
Es amüsiert mich zu sehen, das ihm das nicht gefällt.
Ich lasse mir nichts anmerken, löse mich von Logan und lächle ihn an.
Dann geht er in seine Klasse.
„Du Sophie...ich glaube... mein Bruder mag dich... sogar sehr.", sagt sie kichernd.
Oh bitte nicht.
Ich will unsere Freundschaft nicht gefährden. Ich zucke mit den Schultern. „Ich denke nicht.", und verschwinde im Klassenzimmer. Mir war sehr wohl der Blick bewusst, den James die ganze Zeit auf mich gerichtet hatte.
Aber ich werde und muss das vergessen, was am Samstag in dem Fahrstuhl passiert ist.
Für Oxford, für mich!
Die restliche Pause unterhalte ich mich mit Marie über Gott und die Welt.
Dann geht die Tür auf und wieder macht sich diese verwirrende Gefühl in mir breit, diese Hitze, das Kribbeln zwischen meinen Lenden.
Oh Mann, wie soll ich bloß dieses Jahr überleben?
Alles lädt sich elektrisch im Raum auf.
Mir kommt es vor, als würde er in Zeitlupe hereinkommen.
Sein Blick? Der ruht nur auf mir. Ein bekanntes Seufzen geht durch die Klasse. Seine Ärmel sind hochgekrempelt.
Verdammt sind seine arme heiß. Seine Adern gucken leicht versetzt heraus.
So Muskulös!
Ich musste selbst ein Seufzen unterdrücken. Er wendet den Blick ab und breitet alles auf seinem Schreibtisch aus.
„Er soll am Samstag mit einem Mädchen gesehen worden sein!", sagt ein Mädchen vor mir zu ihrer Freundin. Wenn ich mich recht entsinne, heißt sie Lila.
Samstag?
Oh hoffentlich haben sie ihn nicht mit mir gesehen. Aber was sollen sie schon gesehen haben?
Wie er ein paar Sätze zu mir gesagt hat?
Das ist nichts schlimmes.
Und was im Fahrstuhl passiert ist, hat eh keiner gesehen.
Oder?
Trotzdem ist mir mulmig zumute. Mir wird ganz heiß.
Ich stelle hier meine Zukunft aufs Spiel!
Ich stelle Oxford aufs Spiel.
Nein das darf ich nicht.
Sowas darf niemals wieder passieren!
Meine Hand springt in die Höhe. Alle gucken mich komisch an. Sogar James hat einen merkwürdigen Blick drauf. „Sophie?", sagt er verwirrt.
„Ich müsste mal wirklich dringend raus, mir geht es gerade nicht gut.", dass ist keine Lüge. Mir ist ehrlich gesagt kotzübel.
Er nickt nur.
Ich schnappe mir meine braune Lederjacke und laufe raus.
Schnell sprinte ich die Treppen hinunter in den Hof.
Nicht schon wieder, es ist schon so lange her.
Ich atme hektisch ein und aus. Meine letzte Panikattacke ist Monate her.
Die Tabletten sollten doch helfen! Meine Atmung wird immer hysterischer. Mit einer Hand stütze ich mich an einen Pfosten ab.
Gott!
Alles verschwimmt.
„Sophie!", höre ich eine allzu bekannte Stimme sagen.
James.
Er sucht den kleinen Innenhof mit den Augen nach mir ab, bis der mich am Pfosten sieht.
Meine Atmung ist immer noch unruhig meine Augen fangen an zu brennen.
Es kommt alles wieder hoch.
Shit! Ich dachte ich hab es endlich überwunden...
Er kommt auf mich zu gerannt. Ich stütze mich auf meinen Knien ab und schließe die Augen. Konzentriere dich auf das Meer. So wie es Dr. Franks immer gesagt hat.
Atme ein und aus.
Eine Hand legt sich auf meinen Rücken und streicht langsam über diesen. „Sophie, hey, was ist los?" seine Stimme ist fokussiert, aber man hört die Sorge heraus.
Seine Stimme wirkt beruhigend auf mich. Er redet immer wieder auf mich ein und lässt die Hand nicht von meinem Rücken.
Er streicht mir meine Haare aus dem Gesicht und nimmt dieses in die Hand damit ich ihn Angucke. Seine Hände ruhen auf meinen Wangen.
„Sophie...", sagt er leise.
Meine Atmung stabilisiert sich langsam.
Sein Gesicht ist so wunderschön.
Ich schaue ihn an.
„Kate...", flüstere ich, doch auf einmal wird mir schwarz vor Augen und ich verliere den Bezug zu Raum und Zeit.

TEACH MEWhere stories live. Discover now