Kapitel 2

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Unsere Escorte fährt fort: ,,Nun ja, ich bitte euch nun das Justizgebäude zu betreten." Ich wende den Blick von dem Jungen mir gegenüber ab und gehe mit ihm in das Haus. Sofort werde ich, von einem Friedenswächter begleitet, in einen Raum geschafft. Er sagt, ich solle hier warten, bis jemand kommt, der sich bei mir verabschieden will.
Einige Minuten starre ich aus dem Fenster auf den Platz, dann knallt auch schon die schwere Tür auf und mein Bruder fällt mir um den Hals. ,,Jane!", ruft er und umarmt mich fest. Das hat er, denke ich zu mindestens, ewig nicht getan. Ich höre wie die Tür geschlossen wird und blicke auf. Mein Vater sieht mich an. Nicht bemitleidenswert oder so. Ich sehe in seinen Augen, dass er Hoffnung hat. Ich löse mich aus den Armen meines Bruders und stelle mich auf. Mein Vater hält meine Mutter im Arm, die anscheinend weint. ,,Dad,..". Ich brauche nicht weiter reden, denn er unterbricht mich: ,,Ich weiss, dass du das schaffen kannst. Du wirst wieder hierher zurück kehren. Du bist eine Odair." Ich weiss nicht warum, aber diese Worte bedeuten mir unendlich viel. Ich gehe auf die beiden zu und umarme sie. ,,Und vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe. Anfangs Charm und dann zeigst du ihnen, was du drauf hast.", erklärt mein Vater. Ich lächle zu ihm auf. Ich schaue zu meiner Mutter. Auch von ihr habe ich so viel gelernt, was ich anwenden könnte. Ich muss es so sagen, sie ist womöglich nicht ganz labil, aber für mich, war sie trotzdem immer die beste Mutter. Ich kehre mich wieder zu meinem Bruder um. ,,Pass auf dich auf." Das ist das letzte was ich zu ihm sagen konnte, denn die Tür wird aufgerissen und ein Friedenswächter bittet meine Familie, den Raum zu verlassen. Ich sehe meinen Liebsten so lang hinterher, bis die Tür wieder geschlossen wird. Ich drehe mich gerade wieder zum Fenster, als sie erneut aufspringt. Jacob kommt hinein und drückt mich fest. ,,Jane! Ich.. Ich hätte mich ja gemeldet, aber..." ,,Ja, ich weiss. Du hast auch Familie." Eine kurze Zeit schweigen wir, bis ich wieder anfange zu sprechen: ,,Pass für mich auf Cole auf, bitte." Jacob löst sich aus der Umarmung. ,,Du wirst sowie so zurück kehren. Das weiss ich einfach.", antwortet er. ,,Da bin ich mir nicht so sicher. Was soll ich schon ausrichten können in der Arena?" Ich sehe zu ihm hinauf, da er um einiges größer ist als ich. ,,Natürlich hast du gute Chancen! Du kannst fischen, mit dem Dreizack umgehen und auch mit einem Speer kannst du dich verteidigen. Dein Vater hat dir die besten Voraussetzungen geschaffen.",meint Jacob. Ich bin nicht ganz dieser Meinung. Mag schon sein, dass ich das alles beherrsche, doch ich bin nicht wie mein Dad. Für mich ist das alles schwieriger. ,,Danke.", antworte ich. Einige Sekunden halten wir uns noch fest in den Armen, doch im nächsten Moment fordern zwei Friedenswächter Jacob auf, das Zimmer zu verlassen. Nun, bin ich wieder allein. Eigentlich bin ich etwas froh, die Stille in dem Raum zu genießen, denn der ganze Tumult ist eine heiden Aufregung für mich. Ich lehne mich sachte an die helle Wand und sinke zu Boden. Erneut beginne ich, in meinen Gedanken mit mir zu reden: ,,Warum erwartet jeder von mir, dass ich das schaffe? Woher wollen sie das wissen? Im Vergleich zu manch anderen, hätte ich keine einzige Chance." Im nächsten Moment schrecke ich auf. Vor mir steht jemand und spricht mit mir. Ich habe die Person nicht mitbekommen, da ich völlig in Gedanken versunken war. ,,Los Mädchen, steh auf! Der Wagen zum Zug wartet!" Die dunkle Stimme vom Friedenswächter klingt beängstigend. Ich reiße mich zusammen und rappele mich auf. Er geht voran und erwartet von mir, dass ich ihm zum Auto folge. Mir bleibt eigentlich auch nichts anderes übrig, also laufe ich ihm nach. Er hat einen schnellen Schritt drauf, sodass ich mich bemühen muss, dass ich hinterher komme. Am Wagen angekommen öffnet er mir die Tür und deutet mit einer Handgeste an, dass ich mich in das Auto setzen soll.
Nicht lang dauert es, bis wir am Zug ankommen. Mein Partner und ich werden gedrängt, in den Zug einzusteigen. Drinnen öffnet sich eine Metaltür und wir können den Wagon besichtigen. Ziemlich luxuriös ausgestattet. Es stehen mehrere Tische gleich am Anfang, die mit Essen bedeckt sind, von dem ich einige Produkte nicht einmal kenne. Die Couch ist aus blauem Leder, sowie auch die zwei danebensteheden Sessel. In einem der Sessel sitzt eine Person. Ein Mann mit relativ kurzen braunen Haaren. Er hält in der einen Hand eine silberne Dose und die andere Hand tippelt ungeduldig auf der Lehne herum. Unsere Escorte, die hinter uns beiden steht, treibt uns ein Stück voran, damit wir den Wagon richtig betreten. Der Mann in dem Stuhl sieht zu uns beiden hinauf. ,,Da seid ihr ja endlich. Warum hat das so lang gedauert!?", fährt er uns an. ,,Lucious, das sind Jane,15, und Levi, 16 Jahre alt.", erklärt ihm unsere Escorte. Der Mann, der anscheinend Lucious heisst, kommt mir ziemlich unsympathisch vor. ,,Aha, setzt euch Kinder.", meint er zu uns und zeigt auf die blaue Couch. Ich zögere kurz, doch als Levi sich dann auch auf den Weg zum Sofa macht, folge ich ihm. ,,So ihr beiden. Erzählt mal etwas von euch.", sagt Lucious zu uns. Ich schaue zu Levi, doch dieser starrt die ganze Zeit bloß auf Lucious. Ich glaube, er bewertet ihn. Ob er ihm vertrauen kann, was er ihm erzählen kann oder ob er überhaupt mit ihm reden will. Ich will auch nicht wirklich mit dem Reden beginnen, also schweigen wir. Lucious wird allmählich ungeduldig, obwohl er das ja von Anfang an war. ,,Jetzt fangt an zu sprechen!", brüllt er. Sofort zucke ich zusammen. Auf einmal bemerke ich, dass die Hand von Lucious stark zittert. Er selbst scheint das auch mitbekommen zu haben und kehrt uns kurz den Rücken zu. Ich höre, wie er die Dose in seiner anderen Hand öffnet und sie gleich danach wieder schließt. Das Zucken seiner Hand ist verflüchtigt. Ich frage mich, was sich in der Dose befindet?

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsWhere stories live. Discover now