Kapitel 6

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Am nächsten Morgen hämmert Saphira wieder gegen die Tür. Ich kann ihr unmöglich antworten, da ich ja in Levi's Zimmer hocke und wer weiss, was sie darauf hin interpretiert. Ich bin erleichtert, dass sie dann auch ohne Antwort wieder verschwindet. Ich bin mir sicher, dass dies heute ein ziemlich unbequemer Tag werden wird. Irgendwann muss ich ihm wieder in die Augen schauen. Vorsichtig öffne ich einen Spalt der Tür und spähe hinaus, ob sich gerade jemand auf dem Flur befindet. Ich plane, schnell zu meiner Tür hinüber zu huschen und dann einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen. Aber was wenn Levi sich immer noch in meinem Raum befindet? Ich kaue wieder auf meiner Unterlippe herum. ,,Wird schon schief gehen.", denke ich mir und renne in mein Zimmer. Niemand da. Ich bin erleichtert, dass Levi sich anderenorts aufhält. Das hätte nochmal peinlich werden können. Erleichtert gehe ich zu meinem Bett und lasse mich darauf fallen. Eigentlich sollte ich mich jetzt schnell für das Frühstück fertig machen, doch ich war fast die ganze Nacht wach und bin noch ziemlich müde. Trotzalledem habe ich keine Lust mir eine Pauke von Saphira anhören, also mache ich mich etwas frisch für das Frühstück.
Als ich in den Speiseraum trete, kann ich Levi nirgends entdecken. Ich bin etwas froh darüber, muss ich gestehen. Ein ,,Morgen Jane.", kommt mir aus Lucious Munde entgegen. Ich antworte ebenfalls mit einem einfachen ,,Guten Morgen." und geselle mich zu ihnen an den Tisch. Ich nehme mir ein Brötchen und eine volle Schüssel Salat. Ich beiße eben von dem Brötchen ab, als ich etwas von Lucious gefragt werde: ,,Sag mal, was war denn diese Nacht los?". Diese Frage kommt so überraschend, dass ich mich beinahe am Brötchen verschluckt hätte. ,,Ehm, was meinst du?", gebe ich als Antwort, obwohl ich es natürlich genau weiss. ,,Ach, dir ist schon klar, wovon ich spreche, oder?", meint Lucious spitz. Ich tue weiterhin so, als wüsste ich nicht wovon er spricht. Ich sehe, wie Blicke von Saphira und Lucious hin und her schweifen. Was die nur wieder denken. Auch wenn ich an den Spielen teilnehme, habe ich noch ein wenig Privatleben. ,,Lass gut sein Lucious, sie muss sich noch umziehen. Wenn du rechtzeitig zum Training kommen möchtest, solltest du dich beeilen.", sagt Saphira und lächelt mich an. Obwohl mir das ganze Herumkommandieren tierisch auf die Nerven geht, ist sie eigentlich ganz in Ordnung.
Nachdem ich mich umgezogen habe, sprinte ich zum Fahrstuhl. Ich fahre bis zu der Etage, die mir von Saphira genannt wurde. Wie ein Trainingscenter sieht das ja nicht aus. Als ich aus dem Fahrstuhl aussteige, kommen mir sofort 3 Gestalten entgegen. Leute aus dem Kapitol, die genau so lächerlich aussehen wie Saphira, aber sie müssen es ja selbst wissen. Sogleich nehmen sie mich mit und platzieren mich auf einer Liege. ,,Darf ich fragen, was hier vor sich geht?", will ich von ihnen wissen. ,,Wir werden dich aufstylen, hast du dringend nötig.", meint einer von ihnen. Ich scanne ihn von oben bis unten ab: Gelb-gefärbtes Haar, typische Kapitols-Kleidung und längere Fingernägel, als Saphira's und ich wusste nicht mal, dass das noch geht. Die drei beginnen mit dem "Aufstylen". Kein Wunder, dass mir Saphira nicht die Wahrheit gesagt hat, dass es hierher geht und nicht zum Training. Eigentlich hätte ich mir das denken müssen.
Nach einer qualvolle Stunde waren die drei endlich fertig und ich durfte abtreten. Bis jetzt, hatte ich mich noch nicht im Spiegel gesehen, aber ich kann mich darauf gefasst machen, überrascht zu werden. Die drei Kapitolsleute schicken mich in einen Raum. Nun sitze ich seit 5 Minuten auf einer Liege mit nichts mehr als einem weißen Leinenhemd. Auf einmal springt die Tür auf. ,,Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe.", sagt der Mann, der soeben hereinkam. ,,Ich bin Enzo, dein Stylist.", meint er. ,,Ich bin nicht besser im Pünktlichkommen. Mein Name ist Jane.", antworte ich. ,,Ich weiß, wie du heißt."sagt er und läuft hinüber zu einer Wand. Er drückt seinen Finger in eine Einkerbung in der Wand und diese öffnet sich daraufhin. Er betritt den versteckten Raum und kommt mit einer großen Tüte wieder hinaus. ,,Darin ist dein Kleid für die Parade.", erklärt er. ,,Die Kostüme sind immer an den jeweiligen Distrikt angepasst." ,,Aber das Merkmal unseres Distrikts ist Fischerei.", füge ich hinzu. ,,Und das heisst, dass du nicht schön aussehen kannst? Wegen der Fischerei? Ganz im Gegenteil. Ich lasse dich umwerfend erscheinen.", verspricht er. ,,Das könnte aber etwas dauern.", meine ich. ,,Nein, das finde ich nicht.",antwortet er. Er kommt ziemlich sympathisch rüber. Enzo ist nicht so einer der typischen Leute aus dem Kapitol. Er sieht auch nicht so aus. Seine Kleidung ist schlicht, doch trotzdem elegant.
Er bittet mich aufzustehen und hilft mir in das Kleid zu steigen. Beim Anblick in den Spiegel bleibt mir die Sprache weg. ,,Wie findest du es?", fragt er mich. ,,Atemberaubend." Das ist das passendste.

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsWhere stories live. Discover now