Kapitel 16

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,,Wird es ihm bald besser gehen?", will ich von Willow wissen und sehe hinüber zu Nick. Er liegt auf einer Matratze aus Moos und Gras. ,,Ich weiss es nicht.", antwortet sie. ,,Danke übrigens."
,,Wofür?", erwidert sie.
,,Dass du die Mutation erledigt hast, bevor diese mich erledigt hätte?", antworte ich. Sie zuckt daraufhin nur mit den Schultern. Wir sitzen beide an zwei nebeneinander stehenden Bäumen und starren beide auf Nick. ,,Woher kennst du nun meinen Namen?", fragt Willow. ,,Ist doch nicht wichtig.", gebe ich streng zurück. Ich will jetzt einfach nicht über Theodor reden. Es ist schon schlimm genug, dass Nick das nun auch zugestoßen ist. ,,Habt ihr einen Plan? Für die Karierros?", erfragt sie. ,,Noch nicht wirklich. Der Plan war es erst einmal dich zu finden und dann einen weiteren Plan für die Karrieros auszutüfteln.", erkläre ich. ,,Kann er schwimmen?", fragt Willow plötzlich. ,,Ich weiss es nicht.", antworte ich und sehe sie verwirrt an. ,,Wir könnten uns das Wasser am Füllhorn zum Nutzen machen. Verstehst du? Nicht jeder kann schwimmen.", erläutert sie. Lucilia und Ron können es jedenfalls nicht. ,,Kannst du denn schwimmen?", frage ich sie. ,,Ja, ich hab es zu Hause in 12 gelernt.", erwidert sie.
Wir saßen die gesamte Nacht hier und haben einen komplizierten, jedoch brillanten, Plan entworfen gegen den die Karierros keine Chance haben. Dafür brauchen wir jedoch Nick, doch der liegt immer noch reglos da. ,,Sicher das er noch lebt?", frage ich besorgt. Willow steht auf und geht zu ihm hinüber. Sie testet sein Handgelenk ab. ,,Ja, tut er.", antwortet sie. ,,Was ist eigentlich an deinem Arm?", fragt Willow und kommt wieder zurück zu mir. Sie betrachtet den Verband an meinem Oberarm. ,,Nichts weiter. Wurde beim Blutbad von einem Messer erwischt.", erkläre ich. ,,Darf ich?", fragt sie behutsam. Doch noch bevor ich ihr eine Antwort gebe, entfernt sie den mit Blut getränkten Verband und sieht sich die Wunde an. Dann nimmt sie wieder diese Dose aus der Tasche und reibt mir dieses Zeug auf den Arm. ,,Kam das mit einem Fallschirm?", will ich wissen. Sie nickt und sieht dabei nicht von meinem Arm ab. ,,Warum hast du es bekommen? Ist dir etwas passiert?", erwidere ich. ,,Kann sein. Ist aber unwichtig.", antwortet sie. Nachdem sie mit dem Verbinden der Wunde fertig ist, setzt sie sich wieder neben mich. ,,Denkst du sie schauen sich die Spiele an? Unsere Eltern?", fragt Willow. ,,Ja, ich denke schon.", gebe ich als Antwort. ,,Meinst du, sie finden es gut, dass wir uns verbündet haben?", füge ich hinzu. ,,Warum nicht? Haben sie doch damals auch getan.", sagt Willow und stößt mit dem Fuß einen Stein weg. ,,Ich hab dein Interview mitbekommen. Du hast auch einen Bruder.", erklärt sie. ,,Hast du Geschwister?", frage ich. Sie nickt.
Sie wollte gerade noch etwas dazu sagen, da stöhnt Nick plötzlich auf. Wir beide schlittern sofort zu ihm. ,,Was ist mit ihm?", frage ich panisch. ,,Ich weiss es nicht.", antwortet sie und sieht sofort nach dem Stich. Schon jetzt gehen einige Blutergüsse davon aus. Das breitet sich viel zu schnell aus. ,,Tue doch etwas dagegen.", fordere ich von Willow. Doch sie sieht mich darauf hin nur wütend an. ,,Lucious, wenn du auf den richtigen Moment für Sponsorengeschenke gewartet hast.. das ist er!", denke ich. Doch nichts passiert. Nick krümmt sich vor Schmerzen. ,,Jane. Du weisst, dass es ihm nicht besser gehen wird, wenn wir ihn jetzt hier am Leben lassen.", meint Willow. Ich weiss, was sie damit zu sagen versucht. Plötzlich erklingt die Kanone. Willow und ich sehen beide ruckartig zu Nick, doch nicht er wurde erlöst. Er leidet immer noch. ,,Okay, dann muss es ein Karriero gewesen sein. Gut für uns.", sagt Willow und sieht zu mir. Ich schaue weiterhin auf Nick. Er versucht zu reden, doch es kommen nur unverständliche, geflüsterte Worte aus seinem Mund. ,,Kannst du nicht irgendetwas für ihn tun?", frage ich besorgt. ,,Hör mal, ich bin auch keine Ärztin. Ich kann ihn aller höchstens von seinem Leid befreien." Diese Worte kamen so kalt von ihren Lippen, dass man fast Angst vor ihr bekommen könnte. Doch diese Spiele haben mich jetzt schon abgehärtet. Die Jane, die es vor den Spielen gab, gibt es nicht mehr.
Ich blicke wieder zurück zu Nick. Es wäre vielleicht wirklich besser für ihn, wenn er es so schnell wie möglich hinter sich hat. ,,Gut.", sage ich. ,,Was 'gut'? Ich soll ihn töten?", fragt Willow verwundert. ,,Besser als das er leidet..", antworte ich leise, fast flüsternd. Willow holt ein Wurfmesser aus ihrer Bauchtasche und hält es mir hin. ,,Mach du's.", meint sie. Ich sehe kurz auf das Messer und dann zurück zu ihr. ,,Nein, ausgeschlossen. Ich kann das nicht tun.", gebe ich als Antwort. ,,Doch du kannst.", erwidert sie. Dann beugt sie sich leicht zu mir vor. ,,Mach es. Sponsoren hab ich genug, doch du könntest noch welche brauchen. Wenn sie sehen, dass du das Zeug hattest, deinen eigenen Verbündeten zu töten, dann bringt dir das eine Menge Sponsoren.", flüstert sie. Sie hat recht.. Ich nehme das Messer an mich und lege es in meine rechte Hand. Dann hebe ich meinen Arm und ich weiss, dass ich bereit bin ihn zu töten. Doch dann beginnt er zu sprechen: ,,JANE!" eher zu schreien ,,Du wirst das nicht tun! Ich verdiene den Sieg!", brüllt er. ,,Was redet er da?", fragt Willow frustriert. ,,Er weiss nicht wovon er spricht.", antworte ich. ,,Nick, beruhige dich...", versuche ich ihm zu zureden. Doch ehe ich weiter sprechen kann, springt er auf, als ob es ihm nie besser ging. ,,Nick!", rufe ich. Er kniet auf dem Boden, bewegt sich nicht. Er starrt wie verrückt auf den Boden. Dann beginnt er mit sich selbst zu sprechen, als ob wir nicht hier wären. ,,Was tun wir jetzt?", flüstert Willow mir zu. ,,Ich gehe zu ihm und werde versuchen mich mit ihm zu unterhalten. Du tötest ihn dann, wenn er ablenkt ist.", antworte ich. Ich kann kaum glauben, dass diese scheußlichen Worte von meinen Lippen kamen. Willow nickt leicht. Der Plan steht fest. Ich schleiche langsam zu Nick vor. Er scheint mich gar nicht zu bemerken, denn er ist vollkommen in sein Gespräch mit sich selbst vertieft. ,,Nick? Hörst du mich?", frage ich vorsichtig. Anscheinend, denn er unterbricht seine Unterhalten und sieht nun leicht vom Boden auf, doch in meine Augen sieht er nicht. Ich bemerke, dass seine Arme und Hände extrem zittern. Er selbst, scheint das nicht wahrgenommen zu haben. ,,Ich hab das schon mehrmals mit angesehen, Nick. Du kannst es ganz schnell und schmerzlos hinter dich bringen. Lass dir nur helfen.", erkläre ich. Zwar weiss ich, dass der zweite Part davon gelogen ist, doch ich muss seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen, damit er Willow keine Beachtung schenkt. ,,Helfen.. Wohl eher töten..", brabbelt er vor sich hin. ,,Nein, wir können dir helfen, dich heilen.", erwidere ich. Es fühlt sich zum einen nicht richtig an, ihn zu belügen, doch zum anderen weiss ich, dass es das einzige ist was ich für ihn tun kann. Langsam verliere ich die wenige Aufmerksamkeit, die ich von ihm hatte. Er beginnt wieder mit sich selbst zu sprechen. Hinter ihm bäumt sich Willow auf, mit seinem eigenen Schwert in den Händen. ,,Nick?", frage ich sachte. ,,Ich.. höre..dich.", antwortet er schwach und kaum hörbar. ,,Es tut mir Leid.", sage ich und zwinge ihn mich anzusehen, indem ich mit meiner Hand sein Kinn anhebe. In seinen Augen spiegelt sich sein Wahnsinn wieder. ,,Mir auch.", keucht er. Noch bevor ich mich fragen kann, was das hieß, erfahre ich es. Nick stürzt plötzlich auf mich, sodass ich rückwärts nach hinten umfalle. Ehe ich mich versehe, presst er seine Lippen auf die meinen. Noch bevor ich mich dagegen wehren kann, lässt der Druck nach und er entspannt sich. Willow schiebt ihn von mir herunter, sodass er mit dem Rücken auf dem Boden liegt. Ich rappele mich langsam hoch und stehe auf. Ich schaue zu ihm hinab und sehe, dass er nicht mehr atmet. Mit offenen, leblosen Augen starrt er in den Himmel. Sofort erklingt die Kanone.

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsWhere stories live. Discover now