Kapitel 4

233 12 0
                                    

Nach ungefähr einer Stunde klopft es an meine Tür. ,,Jane! Jane, steh auf. Du musst dich an den Zeitplan halten!", ist das erste, was ich nach meiner kurzen Stunde Ausruhzeit von Saphira zu hören bekomme. Ich gebe ihr als Antwort ein leichtes Murren. Vorhin beim Essen haben wir einen Zeitplan besprochen, an den wir uns strikt halten müssen. Ich höre wie Saphira den Flur entlang geht und sich somit von meiner Tür entfernt. Noch relativ müde, begebe ich mich raus auf den Gang des Zuges. Lucious und Saphira sitzen bereits am Tisch, an dem wir vorhin gegessen haben. Ich geselle mich zu ihnen. ,,Jane, du bist zu spät.",wirft Saphira mir sofort vor. Das stört mich nicht weiter und ich setze mich an den Tisch. ,,Wo ist Levi?", frage ich Saphira. ,,Wahrscheinlich auf seinem Zimmer, jedenfalls ist er auch zu spät.",bekomme ich als Antwort. Saphira's Zeiten-tick geht mir gewaltig auf dir Nerven. Ich nehme mir einen Apfel, der sich in einer Obstschale befindet, und knabbere ein wenig daran herum. Nachdem ich fünf Minuten an dem Apfel gegessen habe, erhebe ich mich und verlasse den Raum ohne ein weiteres Wort. Ich höre, wie Saphira mir noch irgendwas hinterher ruft, doch ich ignoriere es. Ich schließe die Tür zu meinem Abteil und lege mich auf das Bett. Wieder beginne ich, mit mir selbst zu sprechen: ,,Die Hungerspiele- die schrecklichste Erfindung der Welt. Wer kam auf so eine dumme Idee? Unschuldige Kinder in einer Arena um Leben und Tod kämpfen zu lassen, um die Eltern leiden zu sehen." Plötzlich muss ich an meine eigenen Eltern denken: ,,Wie müssen sie sich wohl im Moment fühlen? Ob sie trauern oder die Hoffnung beibehalten?" In meinem Kopf höre ich auf einmal ein scheußliches Gehämmer. Ein Klopfen? In setze mich auf und blicke zur Tür. Ich merke, dass das Klopfen nicht aus meinen Gedanken entspringt, sondern jemand an meine Tür hämmert. Ich laufe zu ihr und drehe langsam den Schlüssel um. Vor meiner Tür steht Levi. ,,Ist alles in Ordnung? Saphira meint, du bist einfach aufgestanden und abgehauen.", sagt Levi ,,Kann ich herein kommen?" Ich denke nach, ob das so eine gute Idee sei, aber was soll schon verwerflich daran sein? ,,Ja, hab nichts dagegen.", antworte ich. Levi kommt ins Zimmer und sieht sich um. ,,Dein Abteil sieht nicht viel anders aus als meins.", meint er und setzt sich auf das Bett. Ich stehe immer noch an der Tür und beobachte ihn. Dann beschließe ich doch, mich neben ihn zu setzen. ,,Eigentlich soll ich dir nur Bescheid sagen, dass wir gleich ankommen. Ca. 10 Minuten, sagt Saphira.", teilt er mir mit. ,,Eigentlich?", wiederhole ich. ,,Ich wollte dir noch was anderes sagen.." Ich sehe ihn an und frage mich, was er mir noch mitteilen muss. ,,Ach weisst du, ich sage es dir vielleicht später. Du solltest dich jetzt bereit machen, wir kommen immerhin gleich an." Dann verlässt er das Wagonabteil. Ich bin verwirrt. Was wollte er mir nur mitteilen? Jedenfalls  bin ich gespannt, was mich im Kapitol erwartet. Ungefähr kann ich mir ja vorstellen, wie es dort aussehen muss:  wahrscheinlich gleichen alle Menschen dort Saphira, was den Geschmack von Mode angeht. Ich möchte keineswegs in so ein albernes Kostüm gesteckt werden, wie manch andere Tribute. Sicherlich wird das "übliche Aufhübschen", wie es manche nennen, auch keine schöne Erfahrung werden.
Als es erneut an meiner Tür klopft, vermute ich, dass wir angekommen sind. Man merkt nicht wirklich, ob der Zug fährt oder ob er es nicht tut. Draußen herrscht fürchterlicher Lärm. Leute aus dem Kapitol applaudieren und kreischen, als wir aus dem Zug aussteigen. Saphira bringt uns rasch in das Gebäude, vor dem der Zug gehalten hat. ,,Da ihr aus Distrikt 4 kommt, müssen wir mit dem Aufzug in die vierte Etage. Dort erwartet euch ein wunderschön ausgestattetes Appartement.", teilt Saphira uns mit. Der Fahrstuhl hält und die Türen gehen schnell zur Seite auf. Saphira hat nicht übertrieben, die Wohnung ist sehr schön und vor allem riesig. ,,Eure Zimmer sind den Gang entlang, da vorn ist der Essbereich und in jedem Zimmer befindet sich ein Bad. Fühlt euch wie zu Hause.", meint Saphira, doch unter "zu Hause" verstehe ich etwas ganz anderes. ,,Heute wird euch noch der Plan für euren Aufenthalt zugeteilt. Wann ihr euch wo befinden müsst während eurer Zeit hier.", erklärt Saphira. ,,Wird bestimmt klasse.", flüstert Levi mir zu. Ich muss leise kichern, was Saphira natürlich merkt. ,,Was ist denn so witzig, junge Dame?", fragt sie schnippisch und testet sofort, ob ihre Perücke richtig sitzt. Ich antworte ihr einfach nicht, was sie wohl auf die Palme bringt. ,,Geht erstmal in eure Zimmer und macht euch etwas frisch.", meint Saphira.
Ich trotte in meinem Raum. Er ist um einiges größer als der im Zug und ich dachte schon, dieser wäre riesig. Doch im Gegensatz zu diesem, war der vorherige sogar noch klein. In der Mitte steht ein großes, breites Bett, daneben ein Nachtschrank. Ich erblicke eine Tür auf der rechten Seite und ich denke mal, dass dies das erwähnte Bad sei. Auf der linken Seite ist eine enorme Glasscheibe. Sie ist so groß wie eine Wand. Von hier aus, kann man die Straßen des Kapitols sehen. Lauter bunte Leute laufen in diesen Gassen auf und ab. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass sie feiern. Vorfreude auf die alljährlichen Hungerspiele.
Ich gehe erstmal ins Bad und mache mich etwas frisch, damit Saphira nicht all zu viel zu meckern hat. Ich frage mich, ob alle Escorten so kleinlich sind, wie unsere? Als ich die Badtür wieder schließe, klopft es kurz  an meine Tür: ,,Jane! Komm, wir wollen den Plan besprechen!", höre ich Saphira rufen.
Als ich das Wohnzimmer betrete, in dem die kleine Versammlung stattfindet, sind alle bereits vor Ort.
,,Also ihr beiden, morgen fängt euer Training an. Kommt pünktlich zur Einweisung! Nach ein paar Trainingsstunden, findet euer Einzeltraining statt. Dort präsentiert ihr eure besten Stärken und der Spielemacher und seine Gefolgsleute schätzen euch, mit einer Punktzahl von 1-12, ein. Je höher die Zahl, desto bessere Chancen habt ihr auf Sponsoren.",erläutert Saphira. ,,Also gebt euch Mühe. Sponsoren können in der Arena so viel für euch bedeuten. Sie schicken euch wertvolle Dinge wie Medizin, Wasser, etwas Essen. All das kann überlebenswichtig für euch werden.", fügt Lucious hinzu.
Wir gingen den kompletten Plan durch, was einige Stunden in Anspruch nahm. Danach war ich wirklich kaputt und hätte sofort einschlafen können. Was dann überraschender Weise auch der Fall war. Sofort als ich ins Bett fiel, schlief ich ein.

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora