Kapitel 9

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,,Klasse, Levi.", meint Lucious und klopft ihm auf die Schulter, als er zu uns hinüber kommt. Ich bin etwas sauer auf ihn, weil er diese Lügen bei dem Interview erzählt hat, aber ich weiss, dass das alles für die Show war.
,,Geht jetzt.", befiehlt Lucious und schickt und fort. Im Fahrstuhl will ich noch mal kurz mit Levi ein Gespräch beginnen. Die Tür schließt sich nachdem Levi den Knopf im Aufzug gedrückt hat. ,,Levi?"
Er antwortet mit einem leisen Murmeln. ,,Du hast das aber nicht ernst gemeint, oder?", frage ich. ,,Was meinst du?", erwidert er. ,,Na was wohl? Das was du eben beim Interview gesagt hast.", gebe ich als Antwort. ,,Nein, natürlich nicht...alles Show..", erklärte Levi. Ich weiss nicht ganz, ob ich ihm das glauben kann, denn es klingt so unehrlich. Also gebe ich ihm darauf keine Antwort. Die Fahrstuhltür geht auf und Levi stürmt sofort hinaus geradewegs in seinem Raum. ,,Jane, du warst großartig. Endlich hast du mal das getan, was ich gesagt habe.", sagt Saphira freudig und kommt auf mich zu gerannt. ,,,Wo ist Levi?", fragt sie mich. Ich sehe in Richtung seines Raumes und gebe damit zu verstehen, dass er sich dort befindet. ,,Okay, okay. Geh nun lieber auch schlafen. Morgen ist ein großer Tag.", meint Saphira. Damit hat sie wohl recht.
Ich gehe in mein Zimmer, ziehe mich um und mache mich soweit fertig, um jetzt seelenruhig schlafen zu können. Von wegen. Ich liege mit offenen Augen da und starre an die Decke. ,,Morgen ist es soweit. Ich muss in die Arena. Es gibt schon lange kein zurück mehr. Was wenn ich sofort am Anfang sterbe. Was werden meine Eltern denken? Ich muss die Spiele gewinnen. Aber Levi.. er hat es auch verdient."  Meine Gedanken streiten hin und her. Letztendlich machen sie sich aus, dass ich nun aufstehen und zu Levi laufen soll. Ich beschließe das in die Tat umzusetzen. Auf Zehenspitzen schleiche ich zur Tür hinaus und klopfe an die seine. Einige Sekunden danach bewegt sich die Klinke herunter und die Tür geht einen Spalt auf. Ich stoße sie noch ein wenig auf, schlüpfe dann hindurch und schließe sie wieder. ,,Du kannst nicht schlafen, richtig?", erkennt er. Ich bin irgendwie froh, seine angenehme Stimme zu hören. ,,Ja.", antworte ich und laufe zu ihm hinüber. Er sitzt wieder seitlich am Fenster und blickt auf die Straßen des Kapitols. ,,Jane?" Seine Stimme dröhnt auf eine gewisse, schöne Weise in meinen Kopf ein. ,,Ja?"
,,Hättest du was dagegen, diese Nacht hier zu bleiben?", fragt er mich. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber um ehrlich zu sein möchte ich diese Nacht auch nicht allein verbringen. Außerdem existiert so eine Art von Freundschaft zwischen uns und ich finde das ist in Ordnung. Levi und ich legen uns in sein Bett. Ich kuschel mich etwas näher an ihn, denn in seinem Zimmer ist es viel kälter als in meinem. Zudem tut mir die Nähe irgendwie gut.
,,Levi! Du bist spät dran!" Saphira's hohe Stimme am Morgen ist nicht gerade die schönste Art geweckt zu werden, aber mittlerweile habe ich mich an ihre außergewöhnliche Stimmlage gewöhnt. Fast hätte ich vergessen, dass ich mich ja nicht in meinem Zimmer befinde, sondern in Levi's. Ich glaube, dass Levi bereits im Bad ist, denn neben mir ist er nicht mehr. Ich stehe auch auf und tapse vorsichtig zur Tür zum Flur hinüber. Ich halte mein rechtes Ohr daran und lausche, ob ich Saphira's Schritte hören kann. Negativ. Ich öffne die Tür einen kleinen Spalt weit und linse hinaus. Die Luft ist rein. Schnell husche ich in meinen Raum hinüber.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, laufe ich in den Speiseraum. ,,Morgen Kleine.", höre ich von Lucious. Es kann sein, dass ich diesen Satz heute zum letzten mal hören werde, denn heute beginnen die Spiele. Ich hab ganz vergessen mir darüber Sorgen zu machen, weil Levi mich gestern auf andere Gedanken bringen konnte. Apropos, wo ist er eigentlich? ,,Wo ist Levi?",frage ich. ,,Er meinte, dass er heut kein Frühstück essen wolle. Was übrigens nicht sonderlich schlau von ihm ist.", erklärt Saphira. ,,Soll ich ihn holen?", entgegne ich. ,,Warum solltest du ihn überzeugen können?", fragt Saphira. ,,Ach, lass sie nur.", antwortet Lucious und zwinkert mir unauffällig zu. Ich kehre also zurück zu Levi's Zimmer und klopfe an die Tür. Keine Antwort. Also drücke ich langsam die Klinke herunter. ,,Levi?" Ich erblicke ihn auf seinem Bett sitzend.
,,Jane, was willst du?", antwortet er. ,,Ist alles in Ordnung?", will ich wissen. ,,Nein natürlich nicht! Ich hätte mir gestern Strategien für die Arena überlegen sollen, doch... doch dann kamst du herein und jetzt hab ich nichts!", erklärt er. ,,Warum hast du dir das nicht schon eher überlegt. Ich dachte, du hast bereits mit Lucious darüber gesprochen?",sage ich. ,,Wann denn? Die meiste Zeit war er entweder nicht auffindbar oder er redete gerade mit dir. Was hätte ich denn tun sollen?", erläutert Levi und sieht dabei durchgehend aus dem Fenster auf die Strassen des Kapitols. ,,Bist du deshalb jetzt sauer auf mich? Ich dachte mir sind Verbündete?", meine ich. ,,Du schließt doch sowie so ein Bündnis mit den Karrieros aus 1 und 2. Mich brauchst du ja dann nicht.", sagt er und sieht nun zu mir. ,,Natürlich brauche ich dich.", gebe ich als Antwort. Dann steht er plötzlich auf und baut sich bedrohlich vor mir auf. ,,Wofür brauchst du mich? Für Sponsoren? Als Köder für die Karrieros?"
Ich bin geschockt. So etwas von Levi zu hören, hätte ich nie erwartet. ,,Raus jetzt, Jane."
Langsam ziehe ich mich zurück und schließe die Tür nachdem ich den Raum verlassen habe. Ich laufe zurück zum Speiseraum. ,,Keinen Erfolg gehabt, Kleine?", fragt Lucious sarkastisch. Ich setze ich ohne Worte an den Tisch und esse mein Frühstück. Ich darf mir weder jetzt, noch später in der Arena anmerken lassen, wie es mir geht, sonst wäre ich ein leichtes Opfer. ,,Nimm dir ein Bespiel an Finnick.. Er hat das Ding mal gewonnen auf die beste Art und Weise.. Du darfst gar nicht verlieren.. Du wurdest dazu erzogen.." All diese Sätze habe ich schon zu hören bekommen. Tausende Gedanken schwirren durch meinen Kopf und wollen mich ablenken. Durch mein wirres Denken werde ich unaufmerksam und schütte mein Glass mit Orangensaft um. ,,Geht's dir gut, Jane?", fragt Saphira. Ich nicke, weil ich nun wirklich keine Lust auf ein Gespräch mit Saphira habe. ,,Ich schätze du solltest jetzt zu deinem Stylisten. Er wartet wahrscheinlich schon auf dich.", meint Saphira. Endlich mal eine gute Nachricht. Enzo ist soweit der einzige, der mich noch versteht. Ich mache mich also auf den schnellsten Weg zu ihm.
Ich sitze in dem Raum meines Stylisten und warte seit 5 Minuten auf ihn. So viel zum Thema, dass er bereits wartet. Dann springt die Tür auf und Enzo kommt herein. ,,Tut mir echt leid.", entschuldigt er sich. ,,Nein Problem. Ich bin es mittlerweile schon gewöhnt.", sage ich lachend.
,,Ich habe die Sachen für die Arena dabei.", sagt Enzo. Er kleidet mich ein und geht danach nochmal kurz in den versteckten Raum. Ich trage nun ein einfaches graues T-Shirt, eine schwarze Hose, Stiefel und eine blaue Jacke. Das bekommen alle Tribute. Enzo kommt zurück in den Raum und hält irgendetwas hinter seinem Rücken versteckt. ,,Was hast du da?", will ich wissen. ,,Jemand aus Distrikt 4 hat Lucious etwas für dich gegeben und Lucious gab es dann mir. Du darfst es mit in die Arena nehmen.", erklärt er und nimm die Hände hinter seinem Rücken hervor. Ich halte meine Hand offen hin und er legt mir den Gegenstand hinein. Es ist eine Kette. Um genau zu sein, ist es die Kette, die ich meiner Mutter einst geschenkt hatte. Sie hatte eigentlich keine große Bedeutung, doch jetzt ist sie unfassbar wertvoll. Enzo legt mir die Kette um und ich verstecke sie in einem T-Shirt. ,,Viel Glück.", meint er und umarmt mich. ,,Ich weiss, dass du da lebend rauskommen wirst, wenn du an dich glaubst.",sagt er bevor eine Durchsage den Moment ruiniert. ,,Alle Tribute haben sich nun in den Aufzug zu begeben. 20 Sekunden verbleiben. 19, 18.."
Ich versuche mich zu beherrschen, damit ich nicht hyperventiliere. ,,Jetzt keine Panik schieben. Du kannst das schaffen.", spricht Enzo mir zu. ,,Du musst dich jetzt in den Aufzug stellen. Dieser fährt dann langsam hinauf in die Arena.", sagt Enzo. Ich befolge diese Anweisung und nachdem ich im Aufzug stehe, schließt dieser sich hinter mir. Er ist durchsichtig, sodass ich Enzo noch sehen kann, doch hören kann ich ihn nicht. ,,7,6,5,4,..." Die Sprechanlage zählt den Countdown weiter herunter. Enzo nickt mir zu und ich nehme an, dass er mir damit nochmal Glück wünscht. Die Durchsage stoppt, denn der Countdown ist ausgezählt und der zylinderförmige Aufzug setzt sich in Bewegung. Langsam bekomme ich doch Panik, doch ich muss mich an meinen Vorsatz halten: Lass dir deine Gefühle nicht anmerken. Niemals!

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsWhere stories live. Discover now