Kapitel 13

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Ich renne wie wild durch den Wald, suche ein Versteck. Hinter mir rund hundert Mutationen, die mich töten wollen. Über meinem Kopf, Schnattertölpel. Sie schreien meinen Namen und Hilferufe meiner Liebsten. Cole, Jacob, meine Eltern, die zwei kleinen Schwestern von Jocob. Auch Levi's Rufe mischen sich unter. Sogar Claire und Theodor. Zu meinem Bedauern auch Lion, der Junge aus Distrikt 2. Ständig rollen sich Steine in meinen Weg, von den Seiten steigt Feuer auf. Ich bin nahezu am Ersticken durch den Qualm. Einmal kann ich einem rollendem Fels nicht ausweichen und er stößt mich komplett zur Seite, sodass ich auf den Boden stürze. Ich will mich schnellst möglich wieder aufrappeln und weglaufen, doch mein Bein klemmt unter dem Felsen. Das Feuer und die Mutationen kommen mir immer näher. Ich schreie, weil ich einfach keinen weiteren Ausweg finden kann und mache mich auf meinen bevorstehenden schmerzhaften Tod bereit.
,,Jane!", ruft Theodor und versucht mich wach zu rütteln. Und schon bin ich wieder in der Realität. In der Arena. ,,Du hast geschrien. Ich musste dich wecken.", meint Theodor. ,,Nur ein Alptraum. Alles in Ordnung.", sage ich etwas neben der Spur. Ich muss erst wieder realisieren, dass ich hier wieder hier bin. Im Prinzip der selbe Ort, der selbe Alptraum.
,,Geht's wieder?", fragt er besorgt. Ich nicke leicht als Antwort. ,,Wir müssten jetzt mal mit dem Jagen beginnen, bevor uns der Rest der Tribute auf die Schliche kommt.", meint Theodor. Ich stimme dem zu und wir klettern von dem Baum. ,,Am besten teilen wir uns auf. Dann treffen wir uns wieder hier.", schlägt er vor. ,,Was, wenn einem von uns etwas zustößt?", frage ich immer noch ein wenig mitgenommen. ,,Dann ist es so. Hauptsache einer von uns überlebt das hier.", sagt er und fährt mit der Stimme herunter. Wir sehen uns kurz in die Augen und umarmen uns zeitgleich. ,,Viel Glück.", flüstere ich. ,,Dir auch. Pass auf dich auf.", haucht er. Dann gehen wir getrennte Wege. Ich halte in den Bäumen Ausschau nach Vögeln, die ich problemlos mit meinem Speer abschießen könnte. Nach einiger Zeit entdecke ich eine kleine Schar von Puten. Es wundert mich, dass die noch niemand erlegt hat. Ich erschieße eine mit dem Speer und trage sie zurück zum Treffpunkt. Plötzlich schallt die Kanone. Meine Gedanken sind sofort bei Theodor. Ich werfe die Beute ab und mache ich auf die Suche nach ihm. Ich laufe in die Richtung, in die er vorhin gegangen ist. Ich flüstere ab und an seinen Namen, denn laut zu rufen würde mich verraten. Ich sehe einen toten Spotttölpel am Boden liegen. Ob Theodor in erlegt hat? Dann entdecke ich eine Person etwas weiter weg ebenfalls reglos liegend. Ich schleiche mich vorsichtig an den Tribut an, um zu schauen wer es ist. Der Junge aus Distrikt 1. ,,Theodor?", flüstere ich. ,,Jane!", antwortet es plötzlich. Ich renne sofort in die Richtung aus der der Hilferuf kam. Dann sehe ich ihn am Boden liegen. Verletzt, sich krümmend, hilflos. ,,Komm wir müssen hier weg. Ich helfe dir.", sage ich flehend. ,,Nein, ich bin nur eine Last für dich. Lass mich hier, Jane.", erwidert er. ,,Nein, das werde ich nicht. Wir schaffen das."
Ruckartig greift er nach meinem Handgelenk. ,,Töte mich, Jane! TÖTE MICH! Ich bin eine Mutation! Sieh hin, SIEH'S DIR AN!", brüllt er und zieht seinen Ärmel hoch. Das ist die gleiche Wunde wie bei Lion. Auch bei dieser gehen mehrere Blutergüsse aus. ,,Das heilt. Ich verspreche es.", wimmere ich. ,,Du musst mich töten, bevor ich zur vollständigen Mutation werde! MACH JETZT! Sonst mach ich es!", brüllt er. ,,Beruhige dich. Wir bekommen das wieder hin. Ich-" ,,NEIN JANE! Du tötest mich jetzt! SOFORT!", fleht er. Ich merke, dass er leidet. Ich hole das Messer aus der Tasche, welches er mir gab nachdem Claire gestorben ist. ,,Nimm es. Mach es selbst.", sage ich. ,,Ich schaffe das nicht." Theodor nimmt das Messer und sieht es sich an. Ich kann das nicht mit ansehen, deshalb stehe ich auf und will wieder in die Richtung gehen aus der ich kam. ,,Jane?", fragt Theodor. ,,Ja?" Ich drehe mich wieder zu ihm um. ,,Du musst gewinnen. Auch wenn du andere töten musst. Versprich es mir.", sagt Theodor und sieht mir mit diesem irren Blick in die Augen. ,,Ich verspreche es.", erwidere ich. ,,Geh jetzt.", meint er. Ich tue was er sag und laufe wieder zu dem Baum zurück, bei dem ich meine Beute hab fallen lassen. Den Spotttölpel habe ich auch mitgenommen. Ich hebe den Vogel auf, da erklingt auch schon die Kanone. Mein Atem setzt für einige Sekunden aus, doch dann fange ich mich wieder. Mein Plan ist es, jetzt erstmal Levi zu finden. Der muss sich auch noch irgendwo herumtreiben. Dann schließe ich ein Bündnis mit ihm, wir erledigen die restlichen Tribute und dann kommt der schwerste Teil des ganzen hier. Nur einer kehrt wieder nach Hause zurück. Ich verstecke die Pute in einem Gebüsch und den Spotttölpel stopfe ich in meinen Rucksack.
Ich werde ganz nah an der Wand des Berges entlang gehen, um auf die andere Seite zu gelangen. Sicherlich gehe ich nicht nochmal in diesen Waldabschnitt mit den Schnattertölpeln. Da Levi nicht im Nadelwald war und auch nicht auf der rechten Seite des Berges, wo sich unser Höhlenversteck befand, gehe ich davon aus, dass er auf der linken Seite des Laubwaldes ist. Hoffentlich. Denn da werde ich jetzt hingehen. Vor mir erstreckt sich der Laubwald. Schon von weitem erklingen Stimmen aus ihm. Keine Ahnung, ob eine davon zu Levi gehört, aber ich werde es heraus finden müssen. Ich halte mich eher an der Seite des Waldes auf. Neben mir plätschert ein Bach, doch noch ist es zu risikoreich, wenn ich jetzt anhalten würde um zu trinken. Die sich unterhaltenden Stimmen führen ein lautes Streitgespräch, doch entziffern worum es geht kann ich nicht. Ich gehe in die Richtung aus der die Stimmen kommen und halte mich die ganze Zeit geduckt. Endlich komme ich an einer Art Lichtung an und entdecke die sich streitenden Personen. Es ist das Mädchen aus 2 und der Junge aus Distrikt 3. Levi sitzt zwischen ihnen auf einem umgefallenen Baumstamm und beobachtet das Theater. Ich verstecke mich hinter einigen Büschen und tue es ihm gleich. ,,Glaub mir doch endlich. Der Plan wird zu 98,0% aufgehen.", meint der Junge aus 3. ,,Wir könnten sie auch einfach suchen und dann ohne Vorwarnung töten. Was ist daran anders!?", sagt das Mädchen aus 2. ,,Mit meinem Plan geht es schneller. So müssten wir erst suchen und es würde viel länger dauern.",erklärt der Junge. ,,Du mit deinem bescheuerten Plan! Wenn du nicht willst, dass ich dich hier und jetzt umlege, dann hälst du jetzt die Klappe!", brüllt das Mädchen. Jetzt mischt Levi sich ein. ,,Lucilia, reg dich ab. Wir setzen einfach erst deinen Plan um und dann seinen. Wie wär's?", schlägt er vor. ,,Einverstanden.", sagt sie und verschränkt sie Arme vor der Brust. Der Junge steht mit dem Rücken zu mir, sodass ich nicht sehe was er macht. ,,Guter Vorschlag, Levi.", antwortet er. Der Junge aus 3 schnappt sich einen der zwei Rucksäcke und läuft in Richtung Berg. Levi packt sich den zweiten auf den Rücken. ,,Wann darf ich ihn endlich die Kehle durchschneiden?", fragt sie Levi. ,,Wenn wir die anderen Tribute aus dem Weg geräumt haben und nur noch wir drei da sind. Dann darfst du.", antwortet er. Daraufhin freut Lucilia sich und beugt sich vor zu Levi, um ihn zu küssen. Er liebt mich nicht mehr. Er liebt sie. Eigentlich kann es mir egal sein, denn wie Theodor meinte, liebe ich ihn ja auch nicht. Trotzdem hatte ich einen schweren Kloß im Hals, als die beiden sich küssten. Ich darf nicht weiter darüber nachdenken. Mein Plan ist es, die drei im Auge zu behalten, aber mich nicht entdecken zu lassen, sonst war's das mit mir. Der Plan sich mit Levi zu verbünden, ist damit gestrichen.

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsWhere stories live. Discover now