II.

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CHAPTER TWO
starting again, right?
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Wenig später schloss sich auch schon eine große, samtweiche Hand um die meine. Die Wärme, die diese in sich trug schickte keine Sekunde später ein Kribbeln über meine stark abgekühlte Haut. Sogar ein leichtes Zittern meinerseits folgte, ich fühlte mich so, als würde ich von einem Becken voller Eiswürfel in einen Kochtopf mit heißem Wasser geworfen werden.
Mein Blick nur auf unsere verschränkten Hände gerichtet ließ ich mich von dem Braunhaarigen nach oben ziehen, endlich raus aus den aber tausenden Pfützen.

"Du bist ja eiskalt!", schimpfte der Fremde und ließ meine Hand los. "Hat dir deine Mutter nicht beigebracht bei so einem Wetter warme Sachen anzuziehen?", scherzte er und grinste mich mit seinen schneeweißen Zähnen an.
Alles was ich tun konnte war zu schmunzeln, verlegen senkte ich meinen Kopf.
Im Moment war mir meine komplett durchgeweichte Kleidung egal, es wirkte so, als wäre diese Tatsache, dass ich schon beinahe komplett in Regenwasser schwamm, aus meinen Gedanken ausradiert worden.
Erst dann verlief der Blick meines Gegenübers meinen Körper hinab, ihm schien erst jetzt aufzufallen, dass ich wohl etwas zu fein für einen Spaziergang im Park gekleidet war.

Mir fiel somit ebenfalls sein Aufzug auf, dessen Kontrast im Gegensatz zu meiner Kleidung so groß wie der pazifische Ozean zu seien schien.
Ein etwas zu weiter, gelber Pullover war auf seinem Brustkorb zu finden, darüber trug er einen langen Schal, der beinahe Bekanntschaft mit dem Parkweg machte.
Untenrum fand man eine hellblaue Jeans hervor, die an den Knien jeweils ein Loch aufwies.
So in etwa könnte man meinen, dass da gerade ein kunterbunter Kinderfilm neben einem schwarz-weiß Film aus den 70ern stand.

"Willst du gerade zu irgendeiner Hochzeit oder warum bist du so aufgetakelt?", wollte der Braunhaarige wissen und grinste zuerst. Doch dann machte er große Augen, schien etwas zu realisieren. "Hab ich gerade etwa deine Hochzeit den Bach untergehen lassen..?", fragte er etwas ängstlich nach.
Doch meine Wenigkeit schüttelte sofort mit dem Kopf, beschwichtigt hob ich meine Hände.
"Nein nein, bloß nicht! Ich ähm...komme gerade von einer Feier?", versuchte ich mich noch schnell rauszureden, immerhin wollte ich nicht, dass er mir nochmal einen solch besorgten Blick spendierte.

Zwei leuchtende Augen glitzerten mich an, anscheinend war mein Gegenüber ziemlich froh, ein kurzes Nicken folgte, bevor wir beide von dem Gebell des Hundes aus den Gedanken gerissen wurden.
Dann erst fiel es mir auf; seit Minuten schüttete es wie aus Eimern auf uns ein, keiner von uns beiden hatte eine Jacke, geschweige denn einen Regenschirm zur Hand. Niemand von uns hatte den Regen die Zeit über mitgeschnitten.

"Oh verdammt-", kam es von dem anderen, mit einem leicht verzweifelten Ausdruck im Gesicht hob er den Bund der braunen Lederleine an und zog somit den winzigen Hund ein Stück näher zu uns.
Dieser hatte die ganze Zeit, unser ganzes Starren abgewartet und still neben seinem Besitzer gesessen – was mich wunderte, da ich vor einigen Minuten dachte er würde mich nochmals mit dem Boden bekannt machen.
Ohne Vorwarnung schnappte er sich mein Handgelenk, ließ die stark abgekühlte Haut an dieser Stelle zu einer Gänsehaut wechseln. Somit zog er mich mit.
In schnellen Schritten lief er über den rutschigen Sandweg, verlor jedoch kein einziges Mal sein Gleichgewicht. Ich, versuchend ihm so gut wie möglich hinterher zu kommen, probierte mein bestes, nicht in jede erdenkliche Pfütze zu treten.

"Die Reinigung geht auf mich. Mein Auto ist nicht weit weg von hier.", meinte er und schaute lhelnd über seine Schulter, was ich in diesem Moment nur erwidern konnte.
Meine Wenigkeit war viel zu verwirrt, überfodert, aber gleichzeitig auch überrascht von der Situation um jegliche Anstalten zu machen oder geschweige denn mir Gedanken darüber zu machen, dass mich da gerade ein fremder Mann zu seinem Auto ziehen wollte.

Einige Minuten, unzählige Schritte und ebenso viele Tropfen, die auf uns beide fielen, waren vergangen, als der wahrscheinlich Jüngere und ich bei einem silbernen Auto ankamen, was ziemlich klein wirkte und sicherlich nur für eine alleinlebende Person geschaffen war.
In den nächsten Sekunden erklang auch schon das helle Klimpern eines Autoschlüssels, daraufhin wurde mir die Tür des Beifahrersitzes geöffnet.
"Das ist echt nicht nötig.", entfuhr es mir, obwohl ich gerade sicherlich nichts gegen warme Kleidung oder wenigstens ein wohliges Auto hatte.

"Ach?", machte mein Gegenüber und befreite sich von dem Schal um seinem Hals. "Sag mir nicht, dass du im strömenden Regen nach Hause laufen und in solchen Sachen da ankommen willst.", grinste er mit einem breiten Lächeln. Somit wurde mir klar, dass er mich wohl mit zu sich nehmen wollte.
Trotz alle dem schüttelte ich mit dem Kopf.
Ein freudiger Ton floh über seine Lippen, wobei man hätte vermuten können, dass eher ein Tier in der Lage war, solch Töne von sich zu geben.
"Na dann~". Mit einem Mal hatte er seinen dicken Schal auf dem Beifahrersitz platziert und wollte damit wohmöglich erreichen, dass sich meine Wenigkeit auf diesem platzierte.

"Ist schon okay, der muss eh gewaschen werden.", beruhigte mich der Jüngere, als er meinen, wahrscheinlich ziemlich verwirrten, Blick zu Kenntnis nahm.
Dennoch zögernd hatte ich mich dann doch hingesetzt, das Klicken meines Anschnallgurtes erklang als nächstes.

"Seit wann sind wir eigentlich schon bei dem Du?", wollte ich wissen, als auch er sich auf seinen Platz setzte und sich das Auto in einer ruckartigen Bewegung ein Stück nach unten bewegte.
Ein Lächeln tanzte über seine Lippen, was das gesamte dunkle Licht etwas aufhellen ließ.
Mit großen Augen bewegte ich meinen Blick sein Seitenprofil entlang, meine Hände waren dabei fest ineinander gefaltet.
"Dann fangen wir nochmal an?", warf er ein offene Frage in die Luft und drehte sich zu mir. "Ich bin Jung Hoseok. 24 Jahre alt und wohne seit meinem Studium einige Straßen weiter von hier."

Mit einem erfreuten Blick strahlte er mich an, hielt mir sogar seine gebräunte Hand hin.
Leise lachend nahm ich diese an und schüttelte sie kurz. "Min Yoongi.", war jedoch das Einzige, was ich zu Stande brachte zu sagen.

petrichorWhere stories live. Discover now