XI.

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CHAPTER ELEVEN
you definitely love him
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"Ist das da nicht dieser Hobi, von dem du immer redest?", wollte Jongho wissen, der mir gegenüber saß und mich mit vollem Mund ansah.
Wir saßen schon seit einer ungefähren halben Stunde in dem Café, was nicht weit von meiner Nachbarschaft war. Seine kupferbraunen Haare bedeckten das dunkle Augenpaar von ihm, welches mich verwirrt und gleichzeitig fragend anblinzelte.
Sein dünner Finger zeigte auf die Theke, welche sich hinter meinem Rücken befand.

"Shh!", machte ich nur und sah den 19-jährigen ernst an. Auf gar keinen Fall sollte Hoseok wissen, dass ich hier sei. Immerhin ahben wir seit diesem 'besonderen Vorfall' vor zwei Monaten kein einziges Wort mehr miteinander geredet.
Der Braunhaarige legte nur seinen Kopf schief. "Was? Du hast mir doch erzählt, dass ihr schon miteinander geschlafen habt.", erinnerte er mich und nahm einen Schluck von seinem Cappuccino, was über seiner Lippe etwas von dem weißen Schaum übrig ließ. "Also warum tust du so geheimnisvoll?", wollte er interessiert wissen und konnte seine Augen gar nicht von Hoseok wegbewegen.

Ich seufzte nur und wischte mir grummelnd durch die Augen. Manchmal konnte der kleine Junge, der seit der damaligen Musikschule keine weiteren Freunde außer mich hatte, echt nervig sein und sich als die nicht gerade hellste Kerze auf dem Kuchen ausgeben.

"Jongho...", fing ich an. "Verstehst du denn nicht? Es ist davor auch schon nichts zwischen uns gewesen außer Freundschaft. Ich kann nicht mit jemandem weiterhin befreundet sein der...", kurz überlegte ich, wie ich einen wenigstens etwas normal klingenden Satz formen konnte – immerhin waren hier unzählige Menschen um uns herum, die sicherlich gerne Mal mit einem Ohr zuhörten.
"Der...bei mir schon durch den Hintereingang gekommen ist.", beendete ich somit meinen Satz und konnte nur sehen, wie mein Gegenüber verwirrt blinzelte.

"Häh?", machte er, doch ich winkte nur ab. "Erklär ich dir wenn du deine erste Freundin hattest."
Daraufhin nickte der mit den dunklen Haaren nur und rührte schon zum hundertsten Male seinen Milchkaffee um.
"Aber sag Mal...", meinte er prompt. "Liebst du ihn denn? Ich meine...selbst wenn man betrunken ist schläft man doch nicht mit seinem besten Freund."

Da war es wieder. Dieses seltsame Gefühl in meinem Magen. Dieses Gefühl, was sich so anfühlte wie ein Tritt in den Bauch, aber gleichzeitig auch wie eine heiße Schokolade, die sich durch meinen Körper drängte.
"Pff...Nein! Ich meine...", wollte ich zuerst anfangen, doch dann machten seine Sätze irgendwie Sinn. "Schon irgendwie...aber irgendwie auch nicht. Ich-...ja. Ja, ich liebe ihn. Auf eine komische Art und Weise.", rutschte es mir heraus und ich konnte nur so spüren wie mit jeder Sekunde ein bisschen mehr Farbe in meinen Wangen dazu kam. Meine Stimme klang deutlich leiser, mir war die Sache auch erkennbar peinlich.

Ein Grinsen schob sich auf die Lippen meines Gegenübers. Ich konnte seine Augen verfolgen, diese gingen genau an meinen Kopf vorbei, starrten einige Zentimeter über mich.
"Was gibt es denn schon wieder zu Grinsen?", wollte ich wissen. "Ach...hab ich dir noch nicht gesagt wo genau Hoseok ist?", stellte er lediglich als Gegenfrage und ließ mich nur noch verwirrter wirken.

"Das hast du echt schön gesagt.", erklang eine mehr als nur familiäre Stimme hinter mir, ich brauchte mich noch nicht Mal umzudrehen um zu wissen wer da gerade stand.
"H-hobi ich...", fing ich an und krallte mich an der seidigen Tischdecke fest, ich hätte vor Peinlichkeit echt platzen können.
Doch er gab mir noch nicht Mal Zeit mich umzudrehen, geschweige denn selbst eine Antwort aus seinen Lippen zu pressen.

Ich spürte eine Hand an der Unterseite meines Kinns, welche dieses so weit es ging nach oben drückte und ich damit gerade nach oben schauen musste.
Alles was ich danach noch spürte waren zwei Lippen, die sich wieder auf meine Nase drückten. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie er dies den Tag nach der Party tat.
"Soll ich dir was erzählen? Ich war an dem Abend gar nicht betrunken, sondern habe nur ein winziges Glas getrunken und danach immer Apfelschorle.", grinste er mich an und lachte mit seinem engelsgleichen Lachen, was mir immer so angenehm durch die Ohren klimperte.

Meine Lippen zusammenpressend stand ich auf.
Ich wusste nicht was ich in diesem Moment fühlen sollte. Wut? Verständnis oder doch vielleicht Freude?
Ich wusste ebenso nicht was ich zuerst tun sollte; ihm eine klatschen oder ihn einfach umarmen.
Es kam zur zweiten Möglichkeit, nur konnte man dies nicht mehr Umarmen nennen. Es war eher ein beinahes Erdrücken, ein sehensüchtiges, eine Umarmung, die man nur Leuten gab, die man bis ins Blut vermisst hatte und endlich wieder bei sich haben konnte.

petrichorWhere stories live. Discover now