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CHAPTER TEN
regrets
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Hell strahlendes Licht weckte mich am nächsten Morgen auf, dennoch bereute ich noch nicht einmal eine Sekunde nachdem sich meine Augen öffneten, dass ich überhaupt daran dachte nun aufzustehen.
Mir war immernoch kotzübel, mein stark schmerzender Kopf brachte mich fast zu Grunde. Ich wollte mich erst recht nicht in dem Raum umsehen, in dem ich mich befand, da ich genau wusste, dass sich die ganze Welt anfangen würde zu drehen.
Ich hasste Alkohol und erst recht diese miesen Nebenwirkungen danach, dennoch konnte ich nach zwei Gläsern nie wiederstehen – so war es schon immer gewesen.

Meine Hände durch mein müdes Gesicht reibend versuchte ich noch einmal mein Bewusstsein wenigstens etwas wiederzubekommen. Augen fest zusammengekniffen grummelte ich gequält und extremst müde vor mich hin.
Ich hatte keine Ahnhng mehr was letzte Nacht passiert war. Es war alles wie ausradiert, das einzige was ich noch wusste war eben, dass ich zusammen mit Hoseok auf diese örtliche Party gegangen war.
Mit diesem Gedanken schnellten meine Augen wieder auf, immerhin könnte es sein, dass ich in einem fremden Haus eingeschlafen und zuvor mit drei anderen Personen ins Bett gestiegen war.

Wie erwartet drehte sich alles auf Anschlag, ich konnte höchstens schwarze Sternchen und ein verschwommenes Schlafzimmer erkennen. Doch als ich es schaffte mich so gut es ging zu konzentrieren, meine Augen etwas zusammenzukneifen und auf eine Ecke des Raumes zu starren, wurde alles wieder deutlicher.
Und zu meiner Überraschung befand ich mich nicht in einem unfamiliären Territorium, sondern in Hoseoks Schlafzimmer. Da ich auf der Seite lag konnte ich dennoch nur die Tür erkennen, welche sperrangelweit aufstand und kalte Luft von dem Flur in Stößen hinein ließ.

Einerseits beruhigte ich mich deutlich – es könnte nämlich niemals sein, dass ich mit Hoseok geschlafen habe. Andererseits hatte ich da ein so mulmiges Gefühl in meinem Magen, da ich diese Möglichkeit um ehrlich zu sein doch nicht allzu sehr ausschließen konnte.
Also schluckte ich, nahm nochmals all meinen Mut zusammen und drehte mich zur rechten Seite des Bettes.
Ein entblößter Rücken stach sofort in meine Sicht, sonnengebräunte Haut, hervorstehende Wirbel am Hals und tiefschwarze Locken. Es konnte nur Hoseok sein.

Eigentlich nicht besonderes, wenn man mal überlegte, wie oft wir beide schon nebeneinander eingschlafen sind, ob betrunken oder nüchtern.
Dennoch machte mir der Fakt, dass Hoseok da oberkörperfrei neben mir lag und selbst ich nur meine Unterwäsche an mir finden konnte, riesige Angst.

Ein Räuspern erklang. Er wachte auf und meine Wenigkeit wusste nicht wie zu reagieren. Also stellte ich mich schlafen, versuchte es so gut es ging natürlich auszusehen und nicht so wie damals bei meiner Mutter, die immer bemerkte wenn ich mich nur schlafen stellte um mit dem Gameboy spielen zu können, der immer unter meinem Kopfkissen aufzufinden war.
Meine Ohren spitzten sich, somit konnte ich genau mitverfolgen wie sich der Jüngere zu mir umdrehte und leise gähnte.
Der Schwarzhaarige schien mich kurz zu betrachten, versuchend nicht noch rot um die Nase zu werden blieb ich leise.

Es war eine echte Herausforderung meine Atmung in einem langsamen Tempo zu halten. Immerhin konnte ich seine Augen nur so auf meiner Haut brennen spüren, wie sie von meinem Gesicht, zu meinem Hals bis zu meiner nackten Brust wanderten.
Gute zehn Sekunden später drückte er seine Lippen auf meine Nase, so sanft wie noch nie, so als würde er versuchen mich weiterhin schlafen zu lassen.

Er schaffte es direkt aufzustehen, was ich bei weitem nicht nachvollziehen konnte.
Ich hörte wie seine nackten Füße über den Boden patschten und immer leiser wurden, weshalb ich davon ausging er seie bereits in der Küche und bereitete ein Frühstück vor – so wie er es eben immer tat.
Doch genau als ich meine Augen öffnete konnte ich immernoch eine grinsende Gestalt vor mir erkennen.

"Ich wusste, dass du nur so tust.", lachte er und hockte sich vor mich hin. Seine Arme verknoteten sich auf der Matraze, auf welche er seinen Kopf dann abstützte. Ich konnte nicht allzu lange seinen Körper betrachten, was meine dreckigen Gedanken eigentlich vorhatten, sondern wurde sofort von seinen Augen eingenommen.
Sie sahen irgendwie so anders aus. So viel leuchtender, glitzernder, von der Farbinsität deutlich strahlender und kräftiger. Seine Wimpern flatterten als er mich betrachtete, es hatte sich auch ein ganz samftes Schmunzeln auf seinen Lippen gebildet.

"Hast du gut geschlafen, Baby?", wollte er mit engelsgleicher Stimme wissen und ließ mich fast an meiner eigenen Atemluft verschluckten.
Mein Körper schoss in die Höhe, was mein Kopf mir nur wieder mit einem unaushaltbaren Schmerz dankte. "Baby?!", rief ich aus, den besagten Schmerz, der meinen Hinterkopf quälte gekonnt ignorierend.

Sofort verblasste seine Miene, er schien verwirrt, geschockt und stärkstens aufgelöst zugleich.
"Hab ich...hab ich was falsches gesagt?", erwiderte er vorsichtig.
Ich fasste mir nur in die Haare, verknotete meine Finger in diesen und zog an diesen. Ich hatte mit ihm geschlafen, zu hundertein Prozent. Und ich wusste jetzt schon, dass dies wohl der größte Fehler meines gesamten Lebens war.

"Wir hatten nicht wirklich..." - "Was denkst du was wir die ganze restliche Nacht sonst getrieben haben? Eine runde Monopoly gespielt?", grinste der Jüngere mich an.
Das war zu viel. Schnell stand ich auf und sammelte ein Shirt von dem Boden auf, was so aussah als würde es mir gehören. Ebenso sah ich mich nach einer Hose um, jedoch fand ich keine.
Ein Seufzen durchschnitt die Luft. "In meinem Schrank, unterstes Fach."

Augenblicklich tapste ich zu dem besagten Schrank, konnte jedoch keine Sekunde später spüren, wie er mich von hinten umarmte.
Mein Blut gefror in binnen von Sekunden, ich war somit wie mit dem Boden verwurzelt. Ich hatte das Gefühl, als hätte jemand die gesamte Welt pausiert.
"Fandest du es denn nicht schön..?", hauchte der Schwarzhaarige gegen meinen Nacken und ließ einen Schauder über meinen Rücken schleichen. Seine Stimmen hörte sich zutiefst verletzt an, anscheinend hatte er sich echt Mühe gegeben den Abend zum schönsten meines Lebens zu machen.

Jedoch konnte ich mich an noch nicht Mal eine Kleinigkeit erinnern, die vor meinem ersten Drink passiert ist.

"Nein.", antwortete ich streng und wischte seine Hände zur Seite.

So gut es ging schaffte ich es dann in die graue Jogginghose zu schlüpfen und durch den Flur zu meiner Jacke und außerdem zu meinem Wohnungsschlüssel zu stampfen.

Irgendwie hatte ich das Gefühl damit alles nur noch schlimmer zu machen und es zum Ende hin nur noch mehr bereuen würde. Doch ich hatte ein noch mieseres Gefühl, wenn ich auch nur eine Sekunde daran dachte meine Gefühle für ihn einzugestehen.
Zu gerne würde ich mich noch einmal zu ihm umdrehen, ihn mit einem verzeihenden Blick anzusehen und ihn wohl für eine lange Zeit Auf Wiedersehen zu sagen.
Noch lieber würde ich bleiben.
Doch ich konnte nicht. Es ging einfach nicht, selbst wenn ich mich darauf einlassen würde. Er würde mich nur verletzten, so wie es alle vor ihm taten und ich war einfach fertig damit, fertig mich in Grund und Boden zu heulen und monatelang das Haus nicht mehr zu verlassen.

Damit zog ich meine Schuhe an, schaffte es irgendwie die Haustür aufzuschließen und verließ das Haus mit leicht gesenktem Kopf und meiner Kapuze über diesem, die mich von dieser veerdammten Außenwelt beschützen solle.

petrichorWhere stories live. Discover now